Vor gut drei Jahren kam das metallische Familien-Unternehmen TUNGSTEN rund um Ex-HAMMERFALL Drummer Jens Johnasson quasi aus dem Nichts und präsentierte uns 2019 mit ihrem Debüt „We Will Rise“ sowie dem im Folgejahr erschienen „Tundra“ eine überraschende Mischung aus Heavy/Power und Modern Metal. Doch die Söhne des Schweden und Sänger Mile Andersson haben Hunger und liefern mit „Bliss“ schon ihren dritten Longplayer, ohne dass man das Material der ersten Veröffentlichungen pandemiebedingt großartig live präsentieren konnte.
Auch dieses Mal zeigt sich der schwedische Newcomer wieder mutig und festigt den eigens kreierten und schwer vergleichbaren Sound weiter. Der Grundtenor zwischen Heavy- und Power Metal steht immer noch im Vordergrund, doch industrielle Anleihen, eine gute Schippe Folk Metal sowie einige weitere Experimente lassen TUNGSTEN nach wie vor sehr eigneständig erscheinen. Mag sein, dass auf dem dritten Longplayer der Überraschungs-Effekt nicht mehr so groß ist und man insgesamt etwas zahmer vorgeht, dafür aber gezielter, detaillierter und professioneller.
„In The Center“ geht gleich in die Vollen und bietet neben ein paar Göteborg-Melodic Death Riffs auch Shouts, geht im Refrain sonst aber mit Sing-a-Long Refrain gut ins Ohr und hat etwas von ORDEN OGAN an sich, was im späteren Verlauf bei etwas epischer angehauchten Songs noch öfter in den Sinn kommt. Dafür gibt es bei „Dreamers“ sogleich verspielte Keys in Richtung STRATOVARIUS und Co., aber auch eine gute Schippe Symphonic meets Folk á la NIGHTWISH und einen verspielten Chorus, der sich unweigerlich ins Ohr bohrt. Aber auch die Riffs können sich absolut hören lassen. Das stampfende „March Along“ stellt dann mit einigen Gesangs-Effekten und Synthies den Industrial Metal klar in den Vordergrund, „Heart Of Rust“ verführt in Fantasy-Klangwelten, die an Elben und Zwerge denken lassen und „On The Sea“ klingt dem Titel entsprechend maritim und könnte auch eine Kooperation mit IN EXTREMO und dergleichen darstellen. „Come This Way“ irritiert zunächst mit schräg-modernen Keys, die fast nach Kinder-Melodien tönen und der düstere Titeltrack bringt einige Gothic-Vibes mit. Aber alle gemeinsam haben sie eindringliche Refrains, die schnell zum Ohrwurm mutieren und sofort zum Mitträllern animieren. Nur das abschließende und verdammt starke „Northern Lights“ schlägt mit bedächtigen Gesängen und einem Mix aus Dramatik und Epik eine etwas andere Richtung ein.
Dennoch gibt es auch nach mehreren Durchläufen noch interessante Details zu erkennen, im Härtegrad wird immer wieder variiert, verschiedenste Tonlagen im Gesang sowie die besagten Shouts sorgen für Abwechslung generell gleicht hier kein Song dem anderen, obwohl die Songs dann doch alle nach TUNGSTEN tönen und einen gewissen Roten Faden mitbringen.
So liefern TUNGSTEN ein weiteres Highlight mit starkem Sound von Gitarrist Nick Andersson selbst sowie hübschem Artwork von niemand geringerem als Andreas Marshall und bekommen mit den kommenden Live-Taten dann auch die verdiente Anerkennung!
Tracklist „Tundra“:
1. In the Center
2. Dreamers
3. March Along
4. Heart Of Rust
5. Come This Way
6. On the Sea
7. Bliss
8. Wonderland
9. Afraid of Light
10. Eyes of the Storm
11. Northern Lights
Gesamtspielzeit: