XI: Bleed Here Now
(Prog-Rock | Indie)
Label: InsideOut Music
Format: (LP)
Release: 15.07.2022
Seit 1994 treibt die Band mit dem außergewöhnlichen wie ellenlangen Namen rund um die beiden Masterminds, Conrad Keeley und Jason Rice ihr Unwesen. Und vor allem Alben wie das epische „World’s Apart“ und das noch ungestümere „Source, Codes & Tags“ sind aus der Musikgeschichte der letzten Jahrzehnte eigentlich nicht mehr wegzudenken.
Wie der Titel schon vermuten lässt ist „XI: Bleed Here Now“ das insgesamt elfte Album des Musikerkollektivs, das seit geraumer Zeit sein Headquarter in Texas aufgeschlagen haben. Rappelvoll ist der neue Longplayer, so versammelt die Band 21 neue Songs, die sich zwischen den Extremen kurzer Punkkrachern wie „Kill Everyone“ und epischer Progrock-Songs wie „Taken By The Hand“ bewegen.
Und so machen es den Hörer*innen auch diesmal wieder nicht leicht, nicht nur ist das Album wie schon angedeutet knapp 73 Minuten lang, sondern ist es auch mit den zahlreichen Interludes, den sehr unterschiedlichen Musikstilen sowie den überaus komplexen Kompositionen eine ordentliche Herausforderung. So bekommt man im einleitenden „Our Epic Attempts“ den Bandnamen in diversen Sprachen dieser Welt aufgesagt und auch das darauffolgende „Long Distance Hell“ ist mehr ein Songfragment als ein wirklicher Song, doch dann schütteln sich TRAIL OF DEAD den herrlich locker dahin rockende Indie-Song „Field Songs“ aus dem Ärmel. In „Penny Candle“ gibt es dann nach ruhigem Beginn die wuchtigen Soundwände, für die die Band bekannt ist und „No Confidence“ ist dann ganz entgegen dem Titel ein selbstbewusster staubtrockener Stoner- Song.
In dem schon erwähnten „Kill Everyone“ darf sich dann Jason Reece am Mikro austoben, und der Punkkracher hetzt nach einer guten Minuten über die Ziellinie, bevor mit „Golden Sail“ wieder der bombastische Artrock Sound Einzug erhält und sie gleich das Herzstück der Platte das epochale „Taken By Hand“ folgen lassen, dass bei aller Sperrigkeit viel Raum für Worldmusic Einflüsse lässt und hoffentlich werden live die Drums und Percussions mit zwei Schlagzeuger*innen umgesetzt, wie auch schon in der Vergangenheit üblich.
Aber auch Gäste dürfen nicht fehlen und so kommt es auf „Millenium Actress“ zu einem Duett mit Amanda Palmer (Ex-THE DRESDEN DOLLS), bevor in „Salt In Your Eyes“ nochmals kurzfristig die Affinität für Chaos durchbricht. Ein sehr ambitioniertes Album, das mit tollen Songs glänzt, aber auch ein wenig unter den zahlreichen Interludes und Zwischenspielchen leidet, denn für …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD machen diese künstlerisch sicher Sinn, für den geneigten Hörer (in diesem Fall meine Wenigkeit) nehmen sie aber viel vom Flow und wirken nicht im immer schlüssig.
Dennoch darf man also gespannt sein, wie die berüchtigte Live-Band, die in den frühen 2000ern für ihre destruktiven, chaotischen sehr punkigen Shows bekannt war, umsetzt. In Wien wird man sich nach derzeitigem Tourplan wohl am 16.10. im WUK davon ein Bild machen können.
Tracklist „XI: Bleed Here Now“:
1. Our Epic Attempts
2. Long Distance Hell
3. Field Songs
4. Penny Candle
5. No Confidence
6. Sting Theme
7. Kill Everyone
8. Growing Divide
9. Pigments
10. Golden Sail
11. A Life Less Melancholy
12. Taken By The Hand
13. Contra Mundum
14. Darkness Into Light
15. Water Tower
16. Sounds Of Horror
17. Protest Streets
18. The Widening Gyre
19. Millennium Actress
20. Salt In Your Eyes
21. English Magic
22. Calm As the Valley
Gesamtspielzeit: 72:30