Themen, die uns alle in den Wahnsinn treiben

FALL OF CARTHAGE sind zurück und haben mit „Drawn Into Madness“ ein lyrisch tiefgründiges Album geschaffen. Wir sprachen mit Sascha Aßbach und Arkadius Antonik über das neue Album, die Pause und zukünftige Pläne der beiden Vollblutmusiker!


Erinnerungen, Gedanken, Gefühle, die einen nicht loslassen, an einem knabbern, wie andere an Sesamkörner.Sascha Aßbach


Hi Arkadius, hi Sascha,
Gratulation zu eurem neuen Album! Ich finde, ihr habt hier das bisher stärkste und durchschlagskräftigste Album veröffentlicht. Wie fühlt ihr euch jetzt kurz vor Release von „Drawn Into Madness“?

Sascha: Oh, vielen Dank für’s Lob! Die Warterei bis zum Release nervt immer sehr, aber ohne Scheiß, wir hören das Album seit Monaten fast täglich selbst immer wieder durch und werden davon nicht müde. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis und hoffen, dass es auch da draußen bei den Fans und vielleicht neuen Hörern gut ankommt.

Ich hatte schon die Befürchtung, dass sich die Band aufgelöst hat, da es seit „Emma Green“, das ja schon über vier Jahre alt ist, recht ruhig geworden ist. Was war los und warum hat es so lange gedauert?

Sascha: Familien, Jobs, Studium, andere Projekte. Arkadius und ich haben aber während der ganzen Zeit auch an diversen anderen Projekten zusammengearbeitet. Für SUIDAKRA, DRAGONBREED oder CALL OF FARTAGE z.B. Letzteres ist ein spontan entstandenes Hip-Hop-lastiges “Spaßprojekt”, wo wir uns ausgetobt und 14 Songs selbst veröffentlicht haben. Auch eine tolle Erfahrung und ein Zugewinn in unserer Zusammenarbeit.

FALL OF CARTHAGE - Sascha Aßbach & Arkadius Antonik

Ihr erscheint nun nur noch als Duo, warum?

Sascha: Nachdem Arkadius und ich erste Ideen gesammelt und eine Zusage vom Label (MDD Records) für die Veröffentlichung eines weiteren FOC-Albums hatten, haben wir mit Martin über die Voraussetzungen und Möglichkeiten gesprochen. Wir sind mit unseren Vorstellungen für die Produktion und Timeline aber nicht überein gekommen. Wir haben dann zusammen entschieden, dass Arkadius und ich das Ding allein durchziehen, weil uns beiden FALL OF CARTHAGE am Herzen liegt und wir das Album unbedingt zeitnah rausbringen wollten, auch um MDD nach der Zusage nicht zu enttäuschen.

Habt ihr aber noch eine Live-Band in der Hinterhand oder ist dahingehend zumindest etwas geplant?

Sascha: Wir haben Freunde der Band, die definitiv für Live-Auftritte bereit stünden. Allerdings ist aktuell nichts geplant, auch nicht in Deutschland. Wir haben uns jetzt erstmal auf den Release konzentriert.

Ich höre einige großartige Bands aus eurem Sound heraus. Habt ihr bewusste oder unterbewusste Einflüsse, die ihr zu eurem eigenen Stil verschmelzt?

Sascha: Ja klar, ich glaub von musikalischen Einflüssen kann sich keine Band freisprechen, warum auch? Das ist im besten Fall Inspiration. Künstler, die wir gern hören, kommen nicht nur aus dem Metal-Bereich, das ist sehr unterschiedlich und breit gefächert und macht sich bestimmt auch beim Komponieren bemerkbar. Aber nicht so, dass wir uns vornehmen, wie Band X oder Y zu klingen, weil die gerade erfolgreich sind. Der typische FALL OF CARTHAGE-Style und Sound, wenn es ihn denn überhaupt gibt, kommt so aus uns heraus, glaube ich. Wenn sich eine Idee nicht nach FOC anfühlt, dann wird sie verworfen oder so lang dran gearbeitet, bis es für uns passt. Ich finde schon, dass sich das entwickelt hat und auf „Drawn Into Madness“ im Gesamtbild durchaus gereifter und runder klingt als bei den ersten drei Alben.

Was war damals eigentlich die initiale Idee zur Gründung von FALL OF CARTHAGE und wie seid ihr auf den Namen gekommen?

Sascha: Dazu muss Arkadius was sagen, Der unaussprechliche Name stand schon, als ich dazu kam. (lacht)

Arkadius: Ich habe damals einige Songs geschrieben, die überhaupt nicht zu SUIDAKRA gepasst haben. Es war nicht geplant, fühlte sich beim Schreiben einfach richtig an. Also habe ich beschlossen, das Ganze als Projekt zu starten. Da kam mir auch die Idee mit dem “Fall von Karthago” als Bandnamen. Ich fand die Idee, dass alle großen Reiche, die zerbrechen, Platz für etwas Neues schaffen. So war es geschichtlich immer und das lässt sich auch auf andere Dinge im Leben übertragen. Davon ausgehend ist der Phönix als Bandsymbol von Sascha entworfen worden.

Arkadius, wenn du die Arbeit mit SUIDAKRA vergleichst, wo sind für die da die Unterschiede? Ich finde, es wirkt alles etwas befreiter und ungezwungener bei FALL OF CARTHAGE…

Arkadius: Du hast Recht, das ist es tatsächlich. Es liegt daran, dass wir bei FOC keinen konzeptionellen, lyrischen Plan als Vorgabe für die Kompositionen haben. Das macht zwar jede Menge Spaß bei SUIDAKRA, ist aber ein völlig anderer musikalischer und songwriterischer Ansatz. Hier geht es darum, die Gitarre in die Hand zu nehmen und Riffs zu schreiben, die geil klingen, ohne dabei zu überlegen, ob das zum Konzept passt oder nicht.

Was wollt ihr mit dem Titel „Drawn Into Madness“ und dem dazugehörigen Artwork ausdrücken?

Sascha: Der Albumtitel ist, wie ein paar Textstellen in den Songs, eine Anlehnung an Shakespeares Hamlet (Act I, Scene IV).
Außerdem soll das “Drawn” ein Wortspiel wegen des gemalten Artworks sein. Kirsten Schüßler, eine enge Freundin der Band, hat eigens für dieses Album supergeile, abstrakte Werke gezaubert.

fall of catharge interview

Gibt es dieses Mal wieder bestimmte Einflüsse oder gar ein Konzept für die Texte?

Sascha: Hahaha, es gibt immer Konzepte für die Texte. Nur bei FOC, nicht wie bei anderen Bands, so dass sich ein Konzept oder eine einzelne Story durch das ganze Album zieht. Bei meinen Texten spielen eigentlich immer eigene Erfahrungen und Emotionen eine tragende Rolle. Ich nutze gern Metaphern, Bilder und versuche viel Interpretationsspielraum zu lassen, damit sich die Hörer selbst wiederfinden können, wenn sie wollen und auf die Texte achten. Auf dem Album geht’s um Verluste, Sehnsüchte, Ängste, Depressionen, Enttäuschungen aber auch um weltpolitische Dinge, wie die Pandemie oder den Krieg in der Ukraine.
Der Titel „Drawn Into Madness“ umklammert die Themen aber schon recht gut, in meinen Augen, weil tatsächlich alle einen in den Wahnsinn treiben könnten.

Wie waren die Video-Aufnahmen zu „Sesame Seeds“ bzw. was war die Idee dahinter? Sieht aus, als hättet ihr dabei echt Spaß gehabt.

Sascha: Das war sensationell. Die Zusammenarbeit mit Micha und auch David, mit denen wir schon einige Videos gemacht haben, ist immer super inspirierend. Micha (Ciesla) hatte die Idee als Hommage an die guten alten 90er ein Video mit einer echten alten VHS-Cam und nem Fischauge zu filmen und wir haben sofort zugesagt. Er weiß, dass er solche Sachen mit uns machen kann, wir sind offen für solche Spinnereien. Wir haben an einem Samstag im Sommer an der Kölner Südbrücke gefilmt, während hunderte von Menschen an uns vorbeigingen und teilweise doof geguckt oder auch mal geklatscht haben. Das ganze “Acting” ist improvisiert und spontan vor Ort entstanden. Der kurze Outtakes-Clip zeigt noch etwas mehr, wie viel Spaß wir beim Dreh hatten.


Worum geht es in dem Track?

Sascha: In „Sesame Seeds“ geht es um Erinnerungen, Gedanken, Gefühle, die einen nicht loslassen, an einem knabbern, wie andere an Sesamkörnern. Knabbert man an denen eigentlich? Anyway, der Titel entstand in meinem Kopf spontan, nachdem ich vor der Haustür einige Jugendliche sah, die massenweise Sonnenblumenkerne auf den Boden spuckten. Ich mag das englische Wort und die Aussprache von “Sesame” (sunflower seeds klingt zu schön für den Song), …hat auch was von “open sesame” (Sesam, öffne dich) und hier geht’s um Wandel, Aufbruch in bessere Zeiten, sich mal locker machen, nicht zu viel rumgrübeln und verzetteln. Vieles von den Textzeilen ist allerdings wirklich an den Haaren herbeigezogen und dient dem Reim und der Phrasierung oder der Alliterationen (sesame seeds, couldn’t care,…) . Eigentlich müsste es heißen “i SHOULD care less”. “I coudn’t care less” ist hier ironisch gemeint, wer mich kennt weiß, dass ich mir idR. mehr Sorgen und Gedanken mache als nötig.

Nochmal an Arkadius: Was steht als nächstes an – SUIDKRA, REALMS OF ODORIC, DRAGONBREED oder gar etwas ganz anderes bzw. Neues?

Arkadius: Puh, schwer zu sagen. Als nächstes steht meine Master Thesis an, bis dahin werde ich musikalisches zeitlich nicht hinbekommen. Aber ich denke SUIDAKRA, REALMS OF ODORIC und DRAGONBREED wäre gleichzeitig an der Reihe hahaha. Mal schauen…

Apropos: Willst du zum DRAGONBREED Debüt noch ein paar Worte loswerden, wie das Ganze entstanden ist bzw. die Idee dahinter?

Arkadius: Mich überkam ein Gefühl der Nostalgie. Ich musste an all die geilen Platten denken, die in den 90ern veröffentlicht wurden und besonders im Melodic Death Metal Bereich gab es da einige Meilensteine. So habe ich beschlossen, ein Album aufzunehmen, dass diese Richtung würdigt und vielleicht etwas von dem Spirit einfängt. Die Mitglieder kamen nach und nach, teilweise zufällig ins Spiel.

Und whats next for FALL OF CARTHAGE?

Sascha: Wir können uns gut vorstellen, direkt kommendes Jahr an neuem Material zu arbeiten. Haben wir nach Fertigstellung von „Drawn Into Madness“ schon häufiger drüber gesprochen. Das hängt davon ab, wie die eingangs erwähnten Umstände es zulassen. Bock haben wir auf jeden Fall.

Ich danke für eure Zeit und freue mich auf hoffentlich bald stattfindende Live-Taten von euch! Möchtet ihr noch etwas loswerden?

Sascha: Vielen Dank für das Interview und die auf uns und das neue Album zugeschnittenen Fragen, das ist nicht selbstverständlich. Wir freuen uns, dass wir mit unserer Musik auch Menschen in Österreich erreichen und hoffen, dass euch das Album gefällt. Lasst uns das gern über Social Media oder sonstige Wege wissen.

 

FALL OF CARTHAGE - Sascha Aßbach & Arkadius Antonik

 


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