Wie habe ich es vermisst: kleine Clubs, meist Scheißsound, im Sommer 40 Grad, finster, (damals noch) verraucht und stinkend und vollgepackt mit verschwitzten, schwarzgekleideten Metalfans. Da mag jetzt etwas Ironie mitschwingen, aber ich meine es ernst. Kleine, lokale Shows mit familiärem Charme, wie es im Linzer Ann and Pat vor der Pandemie an der Tagesordnung stand, und das noch zu einem fairen Preis und wirklich sehenswerten Bands, das hatte immer schon ein ganz eigenes Feeling. Noch dazu trifft man dort auch immer wieder alte Bekannte oder schließt neue Freundschaften. Da freute ich mich schon wirklich auf die Death/Grind Veteranen von MASTIC SCUM sowie die Linzer Grindspezialisten DISTASTE! Die dritte Band im Bunde FATAL PATH fiel leider kurzfristig wegen Corona aus.
So hatte man zunächst etwas Zeit sich auszutauschen und das eine oder andere Bier zu fairen Preisen zu konsumieren. Gegen 21:30 war es aber dann soweit und DISTASTE brachten das Ann and Pat sofort zum Wackeln und der Konzertsaal füllte sich sogleich. Die Jungs waren sichtlich gut gelaunt und prügelten ihre brachialen Grind-Geschosse, die dem Genre entsprechend meist nach gut zwei Minuten alles gesagt haben, unter die Leute. Zwischendurch wurde munter mit dem Publikum, das man zum großen Teil offensichtlich persönlich kannte, gescherzt und geplaudert. Sänger und Gitarrist Armin meinte zwischendurch lachend: „Als Grindcore Band 40 Minuten zu füllen, das geht nicht nur mit der Musik“. Aber auch Lukas feixte munter zwischen dem heftigen Geprügel, das aus Songs vom aktuellen Werk „Deibel“, aber auch von allerlei früheren Werken stammt, mit. Das Songmaterial kann man laut der Band: „Eh überall runterladen oder streamen“, nur die Leiberl nicht, denn die durfte man sogleich neben der Bühne käuflich erwerben, was auch viele Fans, inklusive mir, am Ende der Show taten. Zum Schluss ließ man sich auch noch hinreißen eine Zugabe zu geben, da der Band drei Leute, die sich diese wünschen würden, ja auch dafür reichen. Der Mix aus familiärem Humor und fettem Grindgebolze kam wunderbar an und die Leute waren perfekt für MASTIC SCUM aufgeheizt.
Setlist DISTASTE:
Positionsresistent
Judas
Staubgeboren
Grubenhunt
Vater
Deibel
Needs
Rattenfänger
Cowards
Gesagt Getan
Mutter
Omnipotent
Held
Kraken
–
Fäulnis
Auch die Wiener Veteranen MASTIC SCUM, die mit ihrem gerade erschienenen Werk „Icon“ starke Kritiken einfahren konnte, fackelten auch nicht lange, stellten so manch neues Death-Grind Geschoss vor und hatten nicht minder viel Spaß auf der Bühne wie ihre Vorredner. Sehr tight und motiviert gab es ein schönes Programm aus neuen aber auch bekannten Songs, die sich wunderbar aneinanderreihten und auch die Ansagen von Maggo brachten ein paar Schmunzler hervor. Zwischendurch warf er auch eine LP ins Publikum. Der Beschenkte musste jedoch aufpassen, das teil nicht in’s Gesicht zu bekommen. Gefreut hat er sich dann trotzdem. Und so freuten sich Bands und Publikum: „Nach den letzten zwa gschissanen Joah“, wie Maggo es ehrlich formulierte, endlich wieder gemeinsam so einen Album-Release zelebrieren zu können. Nach einer guten Stunde verabschiedeten sich die Wiener ausgiebig, standen aber ebenso wie DISTASTE noch für das eine oder andere Bier, einen Plausch oder eben um Merch zu erstehen, zur Verfügung.
Setlist MASTIC SCUM:
Controlled Collapse
The Will To Kill
Digital Dementia
Doomsayer
Cause & Effect
One-Track Minded
The Vortex Within
Slavebreed
Reincarnation Suffering
Ashes To Dust
Construcdead
–
My Minds Mine
Eine kleine aber feine Schar an Metalfans verließ gegen Mitternacht zufrieden das Ann and Pat und wird sicher bald wieder Zeuge eines dieser Events. In Zeiten, wo man in größeren Venues keine Karte mehr unter 40€ bekommt, sollte man als Metalfan sowieso in Zukunft den Untergrund wieder mehr unterstützen, denn wir man an diesem Freitagabend sah, lohnt es sich definitiv!