Gruftis Und Waver In Der DDR
(Dennis Burmeister & Sascha Lange)
Label: Ventil Verlag
Format: (Buch)
Release: 13.05.2022
Dass die Mauer nicht alles Westliche abhalten konnte, zeigte sich Mitte der 80er, als die Musik von Bands wie THE CURE, ANNE CLARK oder SISTERS OF MERCY durchdrang.
Aus geschmuggelten Bravo Zeitschriften und mit der spärlichen Hilfe des Jugendradios DT64, suchten sich Jugendliche ihre Infos über die Grufti- und Waverszene zusammen und entwickelten so ihre eigene Interpretation dieser Jugendbewegung in der damaligen DDR.
Dennis Burmeister und Sascha Lange (Autoren des Bestsellers »Depeche Mode Monument« und »Behind The Wall. Depeche Mode-Fankultur in der DDR«) geben in ihrem neuesten Doku-Buch einen Einblick in den Alltag der Grufti & Waverszene hinter der Mauer.
Und dieser war alles andere als einfach. In stundenlanger Arbeit und mit den unmöglichsten Materialien und Mitteln wurden schwarze Outfits gebastelt. Das selbe galt für Schminke oder Haarspray – entweder reichte das Taschengeld nicht dafür aus, oder es gab (was sicher öfters vorkam) nichts dergleichen zu kaufen. Dann mussten die vorhandenen Schminkutensilien noch einmal herhalten oder man plünderte die Zuckervorräte um die Frisur von Robert Smith halbwegs hinzubekommen.
Darüber hinaus gab es natürlich Anfeindungen anderer Gruppen, wobei die schlimmsten sicher aus der echten Ecke kamen, obwohl es Faschos ja laut der Stasi in der DDR nicht gab.
Die Stasi mischte natürlich auch mit und schleuste Informanten ein, als die eigentlich friedlichen Treffen, aus Gründen der nicht vorhandenen Szene Diskos, auf vielen Friedhöfen Überhand nahmen. Aufhalten konnten sie die Bewegung dennoch nicht.
Es wird über das Aufkommen eigener Bands in der DDR berichtet, dem THE CURE Konzert im August ’90 in der Noch-DDR und dem ersten Wave Gothic Treffen 1992 in Leipzig, dass bis heute Bestand hat und das größte Event der Szenen darstellt.
Für die Recherche haben Burmeister und Lange etliche Interviews geführt, Stasi-Akten gewälzt, Bücher durchforstet und jede Menge Bilder gesichtet.
Viele Geschichten und Anekdoten aus dieser Zeit, sowie Bilder sind in diesem Buch zu finden. Den richtigen Zugang zu „Our Darkness“ bekommt man aber sicherlich nur, wenn man selbst in der DDR aufgewachsen ist und vielleicht auch dieser Szene hinter dem Eisernen Vorhang angehört hat.
Für alle westlichen Leser bleibt nur ein kurzweiliger Zeitvertreib, der nicht sonderlich fesselt, weil man sich die Umstände, die damals drüben geherrscht haben, nicht wirklich vorstellen kann.
Seitenanzahl: 232