Den englischen THRESHOLD ist der richtige Durchbruch eigentlich immer verwehrt geblieben. Mag daran liegen, dass sie für eingefleischte Prog-Fans zu viel die Melodic-Schiene bedienen und für Anhänger des AOR und melodischen Gerocke wiederum zuviel zwischen den Oktaven herumgrooven. Kurze Zeit wurden sie 2007 mit dem Song „Pilot In The Sky Of Dreams“ aus dem ihrem Album „Dead Reckoning“ einer breiteren und kommerzielleren Masse bekannt, aber wie gesagt zum Glück nur eine gewisse und kurze Zeit. Grundsätzlich wäre es gut für die Band gewesen, für die richtigen Fans aber eher ein Verlust, wenn sich dann eine Band komplett verändert, weil sie merken, dass sie mit seichter Unterhaltung mehr Geld machen.
Ich verlor THRESHOLD nach dem Nachfolger „March Of Progress“ (2012) etwas aus den Ohren. Bekam zwar mit, dass 2017 Glynn Morgan (sang bereits 1996 auf „Psychedelicatessen“) den Gesang übernommen hat, die beiden Alben von 2014 („For The Journey“) und 2017 („Legends Of The Shires“) gingen aber spurlos an mir vorbei.
Man kann also sagen, dass „Dividing Lines“ für mich einen Wiedereinstieg in die Welt von THRESHOLD darstellt, und schon nach der ersten Minute des Openers „Haunted“ steht für mich fest, dass die Band, die auch schon fast 35 Jahre auf dem Buckel hat, in Sache musikalischer Qualität in all den Jahren nichts eingebüßt hat. Schöne Riffs, harmonische Gitarren- und Keyboardparts, gesellen sich mit der Stimme Morgans, zum progressiv melodischen Metal zusammen und überzeugen ab der ersten Sekunde. Diese überzeugende Stimmung hält sich bis auf ein bis zwei Nummern, die etwas unspektakulärer ausgefallen sind, das ganze Album hindurch und entführen den Hörer in wunderbare Klangwelten.
Auch die beiden längsten Tracks (beide über 10 Minuten lang) fallen alles andere als langatmig aus. „The Domino Effect“ zeigt, wie der Name schon sagt, eindrucksvoll wie hier musikalisch ein Stein nach dem anderen umkippt, um somit ein großes Ganzes zu erschaffen. Beim zweiten Song, dem am Ende stehenden „Defence Condition“, zeigt die Band, wie man fast 11 Minuten den Spannungsbogen mit einem sehr eingängigen Refrain halten kann. Man kann nicht anders, als zu warten, wann der Refrain wiederauftaucht und merkt so irgendwie gar nicht wie lang der Song eigentlich dauert.
Ich finde ja, dass THRESHOLD die Waage zwischen Prog und Melodic Metal perfekt ausgewogen halten. Ihre Songs laden zum Mitsingen und Hinabtauchen ein, bieten aber auch anspruchsvolles instrumentales Rundherum, das aber nie zu viel wird und wo man dann schnell nicht mehr weiß, wo man zuerst hinhören soll vor lauter Noten, die einem um den Kopf geknallt werden.
Werde mir jetzt auch mal die beiden letzten Alben anhören, kann und wird mit Sicherheit kein Fehler sein.
Tracklist „Dividing Lines“:
1. Haunted
2. Hall Of Echoes
3. Let It Burn
4. Silenced
5. The Domino Effect
6. Complex
7. King Of Nothing
8. Lost Along The Way
9. Run
10. Defence Condition
Gesamtspielzeit: 64:52
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