Es gibt oft bei Bands einen speziellen Sound, der einen unverwechselbar macht und man nach ein paar Tönen schon weiß, mit wem man es zu tun hat. Eine dieser Gruppierungen sind ohne Frage die Legenden von URIAH HEEP. Seit 1969 ist das letzte verbliebene Gründungsmitglied Mick Box mit wechselnden Kollegen schon im Geschäft und drückt seit fünf Jahrzehnten dem Rock Genre seinen Stempel auf. Die junggebliebene Stimme von Bernie Shaw, der einzigartige Stil von Phil Lanzon auf seinem Piano und die feine Gitarrenarbeit vom Chef Mick Box persönlich machen auch im Jahr 2023 richtig Spaß und so legte man das neueste Album „Chaos & Colour“ voller Vorfreude ein.
Gleich zu Beginn kann man verraten, die Herren haben anscheinend irgendwo einen Jungbrunnen zu Hause. Keine Spur von Ideenlosigkeit, Altersmüdigkeit oder Wiederholungen, die Jungs sprühen nur so vor Ideen und Spielfreude. Schon der erste knackige 3 Minuten-Titel „Save Me Tonight“ hat alles was ein guter HEEP-Song haben muss. Die nicht alt werdende Stimme von Bernie macht alle Höhen und Tiefen mit, während Schlagzeuger Russell Gilbrook (seit 2007 mit an Bord) für ordentlichen Druck sorgt und zwischendurch das obligatorische Keyboard Solo für gewohnte Heimatgefühle sorgt.
„Silver Sunlight“ ist melodischer Hard Rock, der sowohl nostalgischen Anstrich hat wie auch gleichzeitig modern klingt. „Hail The Sunrise“ dagegen kommt eher schwermütiger daher und braucht etwas um sich zu entfalten – macht jedoch genauso Freude.
Thematisch verarbeitet man in den elf Nummern plus dem Bonus Track die Zeit währen Corona, die auch URIAH HEEP dazu verdonnerte zu Hause zu bleiben, anstatt auf der Bühne zu stehen. Es herrschte sozusagen Chaos erklärte Mick Box und das einzige das für etwas Farbe im grauen Alltag sorgte war die Musik. So nutze man die viele Zeit die man hatte, um neue Songs zu schreiben und das merkt man von vorne bis hinten. Kaum zu glauben, dass hier einige Herren mit Mitte 70 noch so abrocken können.
Beim eher durchschnittlichen „Hurricane“ setzt man auf Geschwindigkeit ehe man bei „One Nation, One Sun“ das erste Mal die 7 Minuten Schallmauser durchbricht. Gefühlvoller Titel, bei dem Bernie beweist, dass er auch die schmalzigen Nummern noch drauf hat, währen musikalisch alles drinnen ist was URIAH HEEP groß machte.
Produziert wurde „Chaos & Colour“ wie auch schon das Vorgänger Album „Living The Dream“, das in Europa die Charts stürmte, von Jay Ruston.
„You’ll Never Be Alone“ hat sogar eine Länge von 8 Minuten. Man schafft es auch hier, dass die Zeit nur so verfliegt und man sich nicht langweilt. Gefühlvoller Beginn, dann steigert man sich und liefert jede Menge Abwechslung, bevor der Song fast böse klingt. Ein Favorit dürfte das überlange „Freedom To Be Free“ sein, das die 8 Minuten knackt und wohl den Weg ins Live-Set finden wird. Vielseitiger Song mit großartigem fast epischen Refrain, der durch seine langgezogenen Vocals beeindruckt, ehe auch der Rest der Truppe gesanglich mit einsteigt.
Studioalbum Nummer 25 nach über 50 Jahren Bandhistorie ist nicht nur ein wunderbarer Rückblick auf das großartige Schaffen dieser Band, sondern zeigt auch, dass man auch nach so vielen Jahren nach wie vor kreativ sein kann und trotzdem seinen Wurzeln treu sein kann. Absolute Kaufempfehlung.
Tracklist „Chaos & Colour“:
1. Save Me Tonight
2. Silver Sunlight
3. Hail The Sunrise
4. Age Of Changes
5. Hurricane
6. One Nation, One Sun
7. Golden Light
8. You’ll Never Be Alone
9. Fly Like An Eagle
10. Freedom To Be Free
11. Closer To Your Dreams
12. Save Me Tonight (Demo)
Gesamtspielzeit: –
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