Nach zwei Jahren zwangsverordneter Auszeit veröffentlicht KÄRBHOLZ ein weiteres musikalisches Kunstwerk. Bereits ab der ersten Nummer des neuen Albums „Kapitel 11: Barrikaden“ steht fest, dass die Band ein klares Ziel vor Augen hat: Und zwar mit gnadenlosen Statements die verblendete Gesellschaft wachzurütteln.
Vorsicht, bissiges Kampfgebrüll
Der erste Track „Barrikaden“ schafft es von der ersten Sekunde an, mich mit energischen Gitarrenriffs zu überzeugen – aber auch den Impuls in mir zu wecken, Barrikaden einzureißen und Regeln zu brechen, wenn es notwendig ist. Kein Wunder also, dass diese Nummer den Namensgeber des Albums darstellt. Was aber soll nach so einem Hit noch folgen, ohne in dessen Schatten zu stehen?
Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: Es folgt der zweite Song „Raubtier“, der sich mit einem bissigen Kampfgebrüll Gehör verschafft, begleitet von knallharten Rhythmen aus Schlagzeug und Gitarre, die meinen Synapsen den Rest verpassen und dagegen nur mehr Headbangen hilft!
Doch den härtesten Song des Albums stellt „Mut Gegen Perspektive“ dar, bei dem die Riffs so klingen, als würden die Saiten zum Glühen beginnen und sich das Schlagzeug durch das Fell der Bass Drums hämmern. Die Stimme Torben Höffgens nistet sich spätestens mit dieser Nummer tief in meinen Verstand ein: Kratzig und mit drückenden Nachhall, die meine rebellische Ader in Wallung bringt.
(K)ein Leben ohne Schmerz und Liebe
Die Band KÄRBHOLZ zeigt sich aber nicht nur von ihrer harten und rebellischen Seite. Mit dem Song „Gar Nichts“ stellen sie musikalisch den Schmerz einer falschen Freundschaft dar, bei dem das Schlagzeug im Vordergrund steht: Anfänglich begleitet der sanfte Klang der Becken die harmonischen Riffs der Gitarre. Doch mit Einsatz des Gesangs, setzen auch die harten Klänge der Drums ein – so als ob jeder einzelne Beat die Enttäuschung der entzweiten Freundschaft untermauern soll.
Die rockige Ballade „Der Zug“, entfaltet seine Wirkung erst bei mehrmaligem Hören, vor allem da es mit ruhigem Schlagzeug beginnt, gefolgt von dem sanften Sound der Gitarre. Doch sein melancholischer, aber auch voll Fürsorge geprägter Text berührt mich so tief im Herzen, dass ich zu Tränen gerührt bin und jedes Mal wieder zum Taschentuch greifen muss.
An einem Liebeslied fehlt es dem Album natürlich auch nicht. Doch es handelt sich bei „Gib Mir Deine Hand“ nicht um einen klassischen Love Song, sondern viel mehr um die Realität zwischen zwei Liebenden, mit harten – aber trotzdem in sich stimmigen – Klängen.
Die Nummer „Ja Zum Leben“ sticht besonders hervor und entpuppt sich auch zu meinem Favoriten: Ekstatische Gitarrenriffs, begleitet durch den kraftstrotzenden Klang der Bass Drums fordern auf, nicht mit dem Strom zu schwimmen, sondern gegen den Wind zu segeln und – wie schon der Songtitel verkündet – „Ja“ zum Leben zu sagen!
Fazit zu dem Album „Kapitel 11: Barrikaden“
Bei „Kapitel 11: Barrikaden“ handelt es sich um ein gelungenes Crossover-Werk, mit eingängigen Melodien und Texten, bei denen ich nicht auf meinem Allerwertesten sitzen bleiben kann, sondern mit Leib und Seele – sowie tanzend und headbangend – abgehen muss! Außerdem fordern die vier KÄRBHOLZ’ler aus Ruppichteroth zum eigenständigen Denken auf, anstatt sich im Lemming-Style der festgefahrenen Gesellschaftsstruktur unterzuordnen.
Tracklist „Kapitel 11: Barrikaden“:
1. Barrikaden
2. Raubtier
3. Unter Ferner Liefen
4. Gar Nichts
5. Eins Gegen Eins
6. Der Zug
7. Mut Gegen Perspektive
8. Ohne Deckung
9. Ja Zum Leben
10. Zu Dir Oder Zu Mir
11. Gib Mir Deine Hand
Gesamtspielzeit: –
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