Die Finnen sind schon ein fleißiges Völkchen, zumindest wenn man nach den Gruselrockern von LORDI geht. Erschien in den Anfangstagen noch alle zwei Jahre ein neues Werk, verkürzte man diesen Abstand ab 2018 auf nur noch ein Jahr. Im Jahr 2021 setzte man dann dem Ganzen die Krone auf und veröffentlichte auf einen Schlag eine Box mit neuen 7 Cd’s, da man die Zwangspause dank Pandemie wohl würdig nutzte. Anscheinend gehen dem Mastermind der Formation Tomi „Mr. Lordi“ Putaansuu die Ideen nicht aus, denn mit „Screem Writers Guild“ erhalten die Fans erneut neues Material zum Fürchten.
Wie schon der Titel und auch der Sänger verraten, drehen sich die Songs um das Thema Film und man orientierte sich bei den von 1920 bis 1950 verliehenen Screen Writers Guild Preisen. So soll dem Hörer bei jedem Song quasi ein eigener kurzer Horrorstreifen durch die Gedanken flitzen.
„Dead Again Jayne“ eröffnet nach kurzer Horror-Geräusch-Einleitung die Reise ins Kopfkino. Kraftvoller Beginn mit feinen Riffs und dem gewohnten Gesang des Obermonsters. Klingt eigentlich wie immer, macht aber nach mehreren Durchläufen dann doch Spaß, da man sich im Mittelteil ordentlich an den Instrumenten austobt. Nachdem die Mumie, Jussi „Amen“ Sydänmaa an der Gitarre, LORDI verließ, fand sich mit Kone schnell Ersatz und der sorgt für neue Ansätze und das schadet auf keinen Fall.
Danach wird die Musik schon unterbrochen durch einen gewissen Nosferuiz, der die Gäste begrüßt und die Show zu den „Screem Writers Guild“ einleitet, ehe „Unliving Picture Show“ einen in die 80er Jahre einlädt. Hier darf Hella am Keyboard das erste Mal ihr Können zeigen. Eingängige Melodien, die mich zwischendurch immer wieder an Stranger Things erinnern, gepaart mit dem leicht mitsingbaren Refrain, dürfte diese Nummer wohl den Weg ins Live-Set finden. Keyboardsolo und Gitarren Duell inklusive. „Thing In The Cage“ braucht nach merkwürdigem Didgeridoo-Start fast eine Minute, ehe die muntere Melodie zum Mitschunkeln einlädt. Cooler Song, der fast zu fröhlich wirkt, wenn man bedenkt, dass es dem geneigten Fan ja gruseln soll. Schön, dass den Finnen immer wieder etwas Neues einfällt und man auch versucht es um zusetzten.
Ein Blick auf das Cover zeigt die Truppe in diversen Outfits, die man aus der Filmgeschichte kennt. Von Frankenstein bis Dracula oder das Sumpfmonster sind hier alle zu finden und als Homage an die großen Horrorfiguren zu verstehen.
Studio Album #12 hat zwar neue Ideen im Gepäck und dank Neuzugang auch etwas frischen Wind bekommen, aber fast die Hälfte der Songs klingt dann doch so, als ob man sie schon öfter ähnlich hörte. Beispiele wären „Vampyro Fang Club“, „Lucyfer Prime Evil“ (das erst am Schluss zündet) oder „Lycantropical Island“, das laut „langweilig“ schreit. Vielleicht würde eine etwas längere Pause zwischen den Veröffentlichungen nicht schaden.
Gegen Ende darf dann der Moderator nochmal auf die Bühne kommen und die Preise verleihen, ehe dann doch alles in einem Gemetzel endet, wie man es von LORDI erwarten darf.
Die beiden letzten Nummern sind das Keyboard lastige „Heavengeance“ und „End Credits“ die die Huldigung an die Horror-Wesen abschließen. Wirklich vom Hocker hauen tut mich hier leider nichts mehr. Somit bleiben bei diesem Soundtrack des Grauens gemischte Gefühle in mir zurück, auf der einen Seite geht man neue Wege wie beider Liebesballade „The Bride“, die man so bisher noch nicht hörte, andererseits braucht man mehrerer Durchläufe um warm zu werden und zu viele Songs sind nur Durchschnitt. Wer die gruseligen Finnen mag, der wird auch hier seine Freude haben und den ein oder anderen neuen Ansatz.
Tracklist „Screem Writers Guild“:
01. Dead Again Jayne
02. SCG XVIII: Nosferuiz Horror Show
03. Unliving Picture Show
04. Inhumanoid
05. Thing In The Cage
06. Vampyro Fang Club
07. The Bride
08. Lucyfer Prime Evil
09. Scarecrow
10. Lycantropical Island
11. In The Castle Of Dracoolove
12. The SCG Awards
13. Heavengeance
14. End Credits
Gesamtspielzeit: 54:54
Band-Links: