Schlicht und einfach mit „Road“ betitelt Vincent Damon Furnier, uns allen besser bekannt unter seinem Alter Ego ALICE COOPER, sein 22. Soloalbum (mit den Bandalben sind es bereits 29. Studioalben). Das Ganze hat zwei Gründe: einerseits steht Herr Cooper bereits über 60 Jahre auf der Bühne und hat tausende Shows rund um den Erdball gespielt und dabei Millionen von Kilometern an Wegen hinter sich gebracht. Da gibt’s natürlich viel darüber zu erzählen und das machen die 13 Tracks auch. Ein weiterer Grund ist, dass sich Alice gedacht hat, dass er seine Band immer nur auf der Tour sieht und darum hat er alle Mitglieder dazu aufgefordert, sich an der Erstellung von „Road“ aktiv mit Kompositionen zu beteiligen, denn wenns nach ihm geht, ist es das Album der Band und er singt nur und gibt seinen Namen dafür her.
Dieser Aufforderung ist die aktuelle Besetzung gerne nachgekommen und man muss sagen, dass das was dabei herausgekommen ist eine totale Überraschung für mich ist. Und das in positiver Sicht, denn keines seiner Soloalben kam so ehrlich, erdig und hart rüber wie das mir nun vorliegende neue Werk.
Schon der Opener „I´m Alice“ aus der Feder von Gitarristen Ryan Roxie, gibt die Fahrtrichtung des Tourbus und der Trucks perfekt an. Mit diesem Song, der für alle als optimale Eröffnung des Albums angesehen wurde, wird das Navigationsgerät auf Destination „zu den Wurzeln“ eingestellt. Und bis zum Ende hin wird diese Programmierung auch nicht mehr angegriffen. Wie gesagt, ehrlich, erdig und hart, nicht so wie bei den letzten Alben, wo ich immer das Gefühl hatte, dass ALICE COOPER nicht genau wusste wo er hinwollte: Rock, Hardrock, etwas Metal vermischt mit seichtem Pop bis hin zu Discoklängen.
Ich war auch nie überrascht, dass bei seinen Konzerten nur sehr selten neue Songs im Programm Einzug gefunden haben und das Publikum immer nur auf die Klassiker gewartet haben. Das ändert sich mit „Road“, da kann er und die Band wieder aus dem Vollen schöpfen. Songs wie „Welcome To The Show“, „All Over The World“ oder das wirklich riffige „White Line Frankenstein“ (bei dem Tom Morello von RAGE AGAINST THE MACHINE als Co-Autor und bei den Backing Vocals mit von der Partie war), finden sicher neben dem Opener ein passendes Plätzchen im Liveprogramm und werden dort bald als Klassiker gehandelt werden.
Übrigens bei „White Line Frankenstein“ geht es nicht um die weißen Linien die man sich in die Nase zieht, sondern um die weißen Linien auf den Straßen und Highways dieser Welt. Auch bei „Big Boots“ muss man zweimal hinhören und ohne den Titel zu lesen, würde man meinen ALICE COOPER würde hier anzüglich werden. Aber in Zeiten von #metoo kann sich so etwas auch der einzig wahre und echte Schock-Rocker nicht mehr erlauben. Wenn auch bei allen Texten immer ein Augenzwinkern dabei ist!
Auch der sein alter Weggefährte Kane Roberts aus den 80ern ist beim Song „Dead Don’t Dance“ wieder zu hören. NITA STRAUSS hat auch nach ihrem Ausflug zu DEMI LOVATO und der Veröffentlichung ihres Soloalbums „Call Of The Void“ wieder im Bus Platz genommen.
Hier ist dem Altrocker unter Mithilfe seiner Tourband ein großer Wurf gelungen, der sehr stark an die frühen Zeiten der ALICE COOPER BAND erinnern. Zeiten wo Alben wie „Billion Dollar Babies“, „Schools Out“ oder „Welcome To My Nightmare“ aus den Anfängen seiner Solozeit erschienen sind. Man braucht sich nur „Baby Please Don´t Go“ anzuhören und man fühlt sich sofort an „Only Women Bleed“ erinnert.
Mit „Road“ ist ein Album entstanden, dass ich mir so nicht mehr von ALICE COOPER erwartet habe. Im Moment ist es die Nummer 1 in Sachen Hardrock aus dem Jahr 2023 und ich glaub von diesem Thron wird es heuer keiner mehr runterstoßen oder von der Straße verdrängen können.
Tracklist „Detroit Stories“:
1. I’m Alice
2. Welcome To The Show
3. All Over The World
4. Dead Don’t Dance
5. Go Away
6. White Line Frankenstein
7. Big Boots
8. Rules Of The Road
9. The Big Goodbye
10. Road Rats Forever
11. Baby Please Don’t Go
12. 100 More Miles
13. Magic Bus
Gesamtspielzeit: 47:56