The Cosmic Race
(Power Metal)
Label: ROAR! Rock Of Angels Records
Format: (LP)
Release: 12.01.2024
Die bewegende Geschichte von SCANNER
Eigentlich hatten SCANNER einst eine große Zukunft vor sich und sollten heute auf dem Level von den Landskollegen BLIND GUARDIAN und HELLOWEEN spielen, startete man Ende der 80er im gleichen Zeitraum so richtig durch. Doch so rund wollte es bei den Hamburgern einst leider nicht laufen und so veröffentlichte man im Zeitraum von 1986 das geniale Debüt „Hypertrace“, den auch sehr starken Nachfolger „Terminal Earth“ (1989) und das schon etwas Nachlassende, aber immer noch gelungene „Mental Reservation“ (1995) je mit neuem Sänger und bald darauf „Ball Of The Damned“, bei dem auch Ralf Scheepers mitmischte.
Leider drehte sich danach wieder das Bandkarussell und führte zum Stilbruch „Scantropolis“ für das man mit Lisa Croft eine Dame ans Micro holte. Danach war es aber erstmal gewaltig ruhig um Alex Julius und seine Truppe, bis man sich 13 Jahre später mit dem Griechen Efthimios Ioannidis und dem wirklich starken Comeback-Album „The Judgement“ endlich nach alter Power Metal Tradition zurückmeldete.
Das Comeback
Dem aber nicht genug, denn es dauerte wieder gut acht Jahre und einige Besetzungswechsel, sodass nur Julius und Ioannidis übrig blieben. Doch das Warten hat sich einmal mehr gelohnt, denn wo der Vorgänger noch gut in Richtung JUDAS PRIEST schielte, schlägt „The Cosmic Race“ nun endlich die Brücke zurück zu den Anfängen. Und soviel sei schon mal gesagt, dieses nun siebte Werk stellt seit „Hypertrace“ alles in den Schatten und hätte einst als direkter Nachfolger bestens funktioniert.
Den Anfang macht „The Earth Song“, eine unglaublich starke Power Metal Hymne, die ich den Hamburgern so nicht mehr zugetraut hätte. Flottes Fingertapping eröffnet den Track, ehe 80s Riffs, eindringliche Gitarrenmelodien, Doublebass-Geballer und die hohe, nach wie vor absolut perfekt zum Bandsound passende Stimme von Efthimios ertönt. Man merkt an den Vocallines schon, dass die Band ein Konzept zu erzählen hat, die Hooks sind unverschämt stark und der hymnische Refrain mit den einzigartigen SCANNER-Chören ist zum Niederknien und der mit tiefer Stimme und in Deutsch gesungenen Part in der zweiten Hälfte zaubert mir ein Grinsen ins Gesicht.
Die Erde: Kein schöner Ort
Das Leben auf der Erde – großteils atomar verseucht – wird fast unmöglich, in Mega-Cities in denen die restliche Menschheit unter schlechten Bedingungen lebt und unter Platzmangel und Hitze leidet, sind die letzten Zuflüchte. Der Scanner, ein Hybrid aus Mensch und Maschine vom Planeten Galactos führt die Menschheit und möchte Auswählte auf einem Raumschiff zum lebensfreundlichen Planeten Terrion bringen. Und so beginnt eine aufregende Mission zur Rettung der menschlichen Rasse…
Man merkt an der Geschichte schon, dass SCANNER nicht nur musikalisch, sondern auch themtatisch wieder zu alter Stärke gefunden haben und die Brücke zum Debüt mit dem Track „Terrion“ schlagen. Der zweite Song „Face The Fight“ nimmt das Tempo etwas raus, überzeugt aber mit heavy Riffs und ebenso zwingendem Refrain, der neben dem düsteren Unterton aber auch Hoffnung und Aufbruchsstimmung erzeugt. Julius liefert astreine Riff-Kost, streut immer wieder starke Soli der alten Schule und eindringliche Melodien, die gleichzeitig zeitlos und doch irgendwie retro wirken, die Rhythmusfraktion ist tight und der Fronter ergänzt stets die passenden Vocals.
„Warriors Of The Light“ rockt etwas mehr, wieder im episch angehauchten Chorus wieder tiefgründiger, „Dance Of The Dead“ wirkt dramatisch und leicht theatralisch und mit „Scanner’s Law“ holt man die Happy-Metal Keule raus.
Ein Zeitloses Werk voller Überraschungen
Trotz der Abwechslung beliben sich SCANNER treu, verlieren musikalisch wie thematisch nie den roten Faden aus den Aungen und zeigen sich unglaublich dynamisch und spielfreudig. Ein Album, das sowohl durchdacht als auch überaus ungezwungen klingt. Mit „A New Horizon“ gibt es aber dann doch noch ruhigere Töne samt Akustik-Gitarre und viel Emotion und unglaublichen Tim Owens Gedenk-Screams, wohingegen „Farewell To The Sun“ wieder auf Dramaturgie setzt. Auch beim wieder episch-dramatischen „Space Battalion“ sticht der Fornter samt diversen Männerchören heruas, ehe man mit „The Last And First In Line“ das Finale spannend und abwechslungsreich mit vielen Wendungen erfolgreich bestreitet.
Zurück im Spiel
Ob SCANNER jemals den Ruhm ernten können, den sie verdient hätten, vermag ich nicht zu sagen, mit „The Cosmic Race“ liefert man aber ein Album, auf das Fans des 80er Power Metal aus Deutschland schon seit Dekaden warten und hoffen. Für mich schon jetzt das Power Metal Album des Jahres 2024!
Tracklist „The Cosmic Race“:
1. The Earth Song
2. Face The Fight
3. Warriors Of The Light
4. Dance Of The Dead
5. Scanners Law
6. A New Horizon
7. Farewell To The Sun
8. Space Battalion
9. The Last And First In Line
Gesamtspielzeit: 47:42
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