Das darf man wohl getrost eine lange Wartezeit nennen, denn eigentlich waren die Tickets für das TURBOSTAAT Konzert schon Anfang 2020 gekauft worden. Die Band wollte im Rahmen des, zu Jahresbeginn erschienen „Uhtland“ Albums, im April das Werk in Wien – im zuge der Alter Zorn Tour – aufsuchen und ihr neues Album präsentieren. Doch dann kam bekanntlich alles anders. Aber auch im Kosmos der Band waren es turbulente Jahre, so zwangen gesundheitliche Probleme das Quintett leiser zu treten, aber kürzlich haben sie genau fünf Jahre nach dem letzten Album „Alter Zorn“ veröffetlicht und fanden 2025 damit endlich wieder den Weg nach Wien und ins Werk.
Als Support sprang kurzfristig die Wiener Truppe DIM PROSPECTS ein, von denen ich, ob der knapp geratenen Anreise, allerdings nur noch die letzten zwei, drei Nummern vernehmen konnte. Aufgrund der schon vorherrschenden guten Stimmung, dürften sie aber ein recht ansprechendes wie sozialkritisches Set hingelegt haben, noch dazu als Floor-Show, war die kleine Bühne im Werk schon durch das Setup von TURBOSTAAT mehr als komplett belegt.
Pünktlich um 20:45 betraten die fünf Norddeutschen Herren von TURBOSTAAT die Bühne, oder besser gesagt vier, denn Gitarrist Rollo Santos machte es sich aus Platzgründen seitlich auf Floorebene bequem. Sänger Jan Windmeier bestätigte gleich bei der Begrüßung, die der Tour vorauseilende Kunde, dass die Band das neue Album „Alter Zorn“ an einem Stück durchspielen werde. Gerade in der extrem kurzlebigen Zeit für Musik, u.a. „Dank“ der Streaming Dienste, ein spannender Move, der von Seiten TURBOSTAATs aber nur bedingt überrascht. Gingen die fünf Norddeutschen doch ihren künstlerischen Weg in den 25 Jahren Bandgeschichte mehr als konsequent.
So eröffnete auch der Albumopener „Affenstraße“ das Set und das mit wuchtigem wie glasklarem Sound. Spätestens beim dritten Song des Albums, „Scheissauge“ überraschte dann auch das Wiener Publikum mit einer gewaltigen Textsicherheit. Der Titeltrack „Alter Zorn“ lässt trotz stampfenden Beats, kurz verschnaufen, bevor TURBOSTAAT in „Nachtschimmel“ das Tempo anziehen und in ihrer, so typischen Manier, dem Punk Rock frönen. Man muss wohl nicht extra erwähnen, dass die Band auch lyrisch wieder auf höchstem Niveau unterwegs ist, wie zum Beispiel der Refrain von „Mutlu“ eindrucksvoll unter Beweis stellt:
„In seinen Träumen fährt er einen Panzer über alles, was ihn stört, über jeden, der ihn nervt.
Wenn er aufwacht, ist er ganz alleine Und das Werk ist vollbracht“
Nach gut 40 kurzweiligen Minuten, beendete TURBOSTAAT, mit dem furiosen „Jedermannsend“, den ersten Teil des Sets. Die Songs von „Alter Zorn“ funktionierten auch live mehr als hervorragend und so einige dieser wird man wohl auch in Zukunft in den Setlists der Band wiederfinden. Zwar hatte das Wiener Publikum auch die brandneuen Songs mehr als beachtlich gefeiert, dennoch schwoll die Begeisterung bei den ersten Takten von „Ruperts Grün“ nochmals deutlich an und die Band ließ dann zwei ihrer absoluten (Live-)Klassiker vom Stapel. Der Track „Insel“, mit der markanten Textzeile: „Husum, verdammt“, brachte deutlich Bewegung in das ausverkaufte Werk, das zwar eng, aber nicht unangenehm gefüllt war. Beim nachfolgenden „Harm Rochel“ bildete sich dann sogar ein kleiner Pit. Man ließ mit „Alles Bleibt Konfus“ und „Sohnemann Heinz“ zwei weitere Tracks vom 2013er Album „Stadt Der Angst“ folgen, bevor das Quintett mit dem fulminanten Doppel aus „Vormann Leiss“ und „Schwan“ schweißgebadet das reguläre Set, unter großem Jubel und Zugabeforderungen, beendete.
Lange musste das hörbar begeisterte Wiener Publikum aber nicht bitten, und es folgte zum Abschluss noch „Ufos Im Moor“ und „Monstermutter“ und ein sichtlich gerührter Jan Windmeier bedankte sich für langjährige treue Unterstützung und dass trotz der langen Livepause immer noch so viele Leute gekommen waren, um TURBOSTAAT live zu sehen. So viele zufriedene Gesichter habe ich nach einem Konzert schon lange nicht mehr gesehen, ein denkwürdiger Abend in einem intimen Rahmen mit einer großartigen Band, auf den sich das wahrliche lange Warten mehr als gelohnt hat.
Setlist TURBOSTAAT:
Affenstrasse
Subraum
Scheissauge
Alter Zorn
Nachtschimmel
Isolationen
Winograd
33 Tage
Otto Muss Fallen
Den Annern Sin Uhl
Mutlu
Jedermannsend
Ruperts Grün
Ein Schönes Blau
Insel
Harm Rochel
Alles Bleibt konfus
Sohnemann Heinz
Vormann Leiss
Schwan
–
Ufos Im Moor
Monstermutter
TURBOSTAAT sind eine wahnsinnig gute Liveband und stellten dies auch im intimeren Rahmen im kleinen Das Werk erneut und Beweis, und sorgten für einen denkwürdigen wie schweißtreibenden Abend für alle Anwesenden.
Autor*in: David Zuser
Fotos: David Zuser