PANOPTICON – Songs of Hiraeth
PANOPTICON
Songs of Hiraeth
(Atmospheric Black Metal)

 


Label: Bindrune Recordings
Format: (Compilation)

Release: 15.08.2025


Seit unfassbaren 18 Jahren und zehn Alben gibt es PANOPTICON. Und doch wissen nur eingefleischte Kenner*innen und Nerds des Metal von ihrer Existenz. Spätestens seit dem 2012er Release „Kentucky“ ist die Band nicht nur das Liebkind, sondern der klare Herrscher des amerikanischen Undergrounds. Zahlreiche Alben schafften es auf die Top Plätze in den Jahresbestlisten der renommiertesten Metal Zeitschriften und Webmagazine. Kennen tut sie in Europa jedoch kaum jemand

Die Geschichte hinter PANOPTICON ist so interessant wie sie nur sein kann. Die Band ist ein Ein-Mann Projekt von Austin Lunn. Multi-Instrumentalist, unglaublich talentiert in jeder Richtung und mit einer starken Meinung. Damit ist eine politische Gesinnung gemeint, die in der Stilrichtung des Black Metal so sehr selten vorkommt.

Die lyrischen Inhalte von PANOPTICON drehen sich um soziale Ungerechtigkeiten, linken politischen Protest, Naturverbundenheit und eine Liebe zur nationalen Identität auf kultureller Ebene. Lunn ist so etwas wie der Erfinder des atmosphärischen Folk Black Metals. Was auf den ersten Blick etwas absurd erscheint, ist es eigentlich nicht. Der europäische Black Metal hat immer traditionelle national-kulturelle Motive in seinen harten metallischen Sound mitaufgenommen. Im Falle von PANOPTICON sind es Elemente des Folk und Bluegrass was auf Grund der musikkulturellen Herkunft nachvollziehbar ist. Die natürliche Integrierung dieses Sounds in Black Metal ist aber Lunns Genialität geschuldet.

„Songs of Hiraeth” stellt eine Compilation alter bisher nur auf Kurzformaten veröffentlichter Songs von 2009-2011 dar, ist also in dem Sinne kein neues Album. Alle Tracks wurden neu gemischt und in einer Reihenfolge zusammengesetzt, dass der Unterschied zu einem „neuen“ Studiorelease de facto nicht erkennbar ist.

Alles ist auf Reisen von Lunn mit seiner Partnerin durch Norwegen und Nordamerika entstanden. Ohne digitale Medien im Rücken oder dem Drang immer erreichbar sein zu müssen. Diese Zurückgezogenheit merkt man den sieben Stücken auf „Songs of Hiraeth“ an.

„The Road To Bergen” ist ein langsames, melancholisches Shoegaze Stück. Kein Black Metal, nur flüsternde Ambientklänge und klarer Gesang. Die Reise entlang der norwegischen Fjorde geht weiter und die Natur wird rauer. In „From Bergen To Jotunheimen” bricht die Kälte und Unberechenbarkeit der kargen Landschaft in all seiner Schönheit aus. Blastbeat und Tremolopicking erschüttern die Welt, alles überlagert von Lunns eisigem Krächzgesang, ganz im Stile von WOLVES IN A THRONE ROOM oder KRALLICE. Und doch findet man viel Schönes und sogar Harmonie in der Melodie der Gitarren und den epischen langsameren Parts. Der postige Mittelteil ist herausragend in seiner verträumten Stimmung, in der man sich leicht verlieren kann.

„The White Mountain View” ist Blackgaze par excellence, ALCEST lassen grüßen, mit warmen Klargesang, der sich mit den Blastbeat und Tremoloattacken misst.

„Haunted America II” ist ein Monster in jeder Hinsicht. So brutal und unvorhersehbar, wie die amerikanische Wirklichkeit, die PANOPTICON darin skizzieren. Das Drumming ist sensationell, fast wie im Mathcore genial verdreht und wahnwitzig schnell. Die vor über zehn Jahren verfassten Lyrics, lassen einem in der derzeit vorherrschenden Realität die Gänsehaut aufsteigen: „Destroy what you’ll never understand. Corpses will never protect their land. This land is haunted“

„The End Is Growing Near” sowie „A Letter” sind musikalisch typische PANOPTICON Black Metal Songs. Lyrisch behandeln sie Themen des Abschieds und des Zerfalls, sowohl des Planeten und seiner Gesundheit als auch auf zwischenmenschlicher Ebene. Eine Band die solche Songs als B-Seiten hat kann sich glücklich schätzen.

PANOPTICON schließen den musikalischen Kreis gekonnt mit „Eulogy“ ab. Wieder träumt man wie zu Beginn, begleitet von wunderschönen Shoegaze Rythmen. Nur ist es diesmal nicht Lunns Klargesang, sondern Black Metal Gekeife, das den Abgesang auf die Menscheit einleitet.

„Songs of Hiraeth” ist eine gekonnt inszenierte Compilation, die die Wartezeit bis zum nächsten Album verringern sollte. Aber dann war da ja die Überraschung und „Laurentian Blue.

 

Autor: Michael Wimmer


Tracklist „Songs of Hiraeth“:
1. The Road To Bergen
2. From Bergen To Jotunheimen
3. The White Mountain View
4. Haunted America II
5. The End Is Growing Near
6. A Letter
7. Eulogy
Gesamtspielzeit: 60:35

 


Band-Links:

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PANOPTICON – Songs of Hiraeth
PANOPTICON – Songs Of Hiraeth
LineUp:
Austin Lunn (Everything)
Guest:
Billy Sheehan (Bass)
Mike LePond (Bass)
Stephen Platt (Guitars)
Corvin Bahn (Keys)
Russell Gilbrook (Drums)
8
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