Wenn man Alex Webster, Bassist von CANNIBAL CORPSE also einer der wohl unumstritten größten Death Metal Bands überhaupt, fragt, was ihm im ersten Moment zu Österreich einfällt, wird man als Antwort „PUNGENT STENCH“ zu hören bekommen. Weiters wird er erzählen, dass er deren erste Alben großartig fand, die Band dann irgendwie aus den Augen verlor und schließlich wird er zögernd fragen, ob das stimmt, dass das Wiener Trio wieder aktiv ist. Zumindest ist dies so im Interview mit ihm vor einigen Monaten geschehen. Der gute Alex sollte als Antwort eine Kopie von „Ampeauty“ in die Hand gedrückt bekommen und er wird wahrscheinlich grinsen und sagen „Yeah, they’re back!“.
War der PUNGENT STENCH-Comeback-Streich „Masters Of Moral, Servants Of Sin“ zwar eine einwandfreie Death Metal-Scheibe, zeigten sich einige Leute doch enttäuscht. An Biss und Witz hätten die Könige des Eichelkas- und Hängetitten-Metals verloren und zudem sei die Musik auch nicht mehr räudig wie einst sondern im Gegenteil steril und leblos. Auch wenn ich dem nicht zustimmen kann, erscheint „Ampeauty“ sofort dreckiger, rockiger und mehr aus dem Bauch heraus gespielt als sein Vorgänger, womit klar wäre, dass PUNGENT STENCH sich nun wieder auf alte Qualitäten besinnen. Und nicht nur das: trotz der rockigeren Attitüde haltet das Trio – das nicht mehr mit Ex-BELPHEGOR-Mann Marius sondern mit Fabio Testi (bis dato bei DREADFACE tätig) am Bass agiert – das technische Level der vorangegangenen Veröffentlichung.
Soviel zum ersten Eindruck. Mit der Zeit können sich dann auch die Feinheiten der Songs entfalten und man gewöhnt sich an den etwas eigenen Gitarrensound. Und so offenbaren sich die starken, aber auch die etwas schwächeren Momente von „Ampeauty“.
Los geht es mit „Lynndie (She-Wolf Of Abu Ghraib)“, das von elektronischen Sounds eingeleitet wird. „Invisible Empire“ ist dann räudiger Death Metal mit politischem Text. Aber keine Sorge, ab Nummer 3 – „The Amp Hymn“ – geht es textlich mehr oder weniger immer in die typische PUNGENT STENCH-Richtung. Musikalisch hingegen werden auch Experimente gewagt, die aber allesamt durch die oben bereits erwähnte rotzige Attitüde zusammengehalten werden. „The Passion Of Lucifer“ , „Got Milf?“ oder „Human Garbage“ lassen keine Wünsche offen, könnten von „Been Caught Buttering“ stammen und insbesondere zweiteres ist ein wahrer Hit.
„Apotemnnophiliac“ klingt dann als würde Satan den Punk für sich entdecken, „No Guts, No Glory“ erinnert ein wenig an langsamere SLAYER und kann mit innovativen rhythmischen Ideen, einem tollen Refrain sowie Slidegitarren (!) im Mittelteil klar den Titel „Beste Nummer des Albums“ für sich in Anspruch nehmen. „Same Shit – Different Asshole“ legt ein ordentliches Tempo vor und mit dem abschließenden „Fear The Grand Inquisitor“ wird belegt, dass die österreichische Death Metal Institution PUNGENT STENCH in der Lage ist, ein ganzes Album bis zum Schluss mit Musik vollzustopfen, die entweder fiesest rockt, das Zeug zum Metal-Hit besitzt oder zumindest origineller und experimentierfreudiger ist, als so mancher dem Trio zugetraut hätte. Letzteres bezieht sich auf „Fear The Grand Inquisitor“ sowie „The Amp Hymn“, die beide stellenweise gewöhnungsbedürftige melodische Teile beinhalten, mit denen sich vielleicht nicht jeder anfreunden können wird.
So weit, so gut. PUNGENT STENCH haben ein Album vorgelegt, dass für eine Death Metal Band sehr songlastig augefallen ist und egal ob an alte Zeiten erinnert oder Neuland erobert wird, das Ergebnis ist mehr als nur empfehlenswert.
Tracklist „Ampeauty“:
1. Lynndie (she-wolf Of Abu Ghraib)
2. Invisible Empire
3. The Amp Hymn
4. The Passion Of Lucifer
5. Got Milf?
6. Human Garbage
7. Apotemnophiliac
8. No Guts, No Glory
9. Same Shit – Different Asshole
10. Fear The Grand Inquisitor
Gesamtspielzeit: 57:30