Mal kurz nachgegrübelt. Welches war die geilste Scheibe NEVERMOREs? Klar: „Politics Of Ecstasy“. Was knallten uns die Amis damals um die Ohren. Sensationell. Nun gut. Vergangenheit. In diesem Metal-Segment gibt es aber durchaus passablen Nachwuchs. COMMUNIC zum Beispiel. Die Norweger haben nun ihr Zweitlingswerk rausgebracht. „Waves Of Visual Decay“ könnte aufgrund der Parallelen im CD-Schrank sofort neben „Politics Of Ecstasy“ stehen. Eine gute Scheibe. Der Schatten NEVERMOREs ist aber zu groß.
Es liegt vor allem an COMMUNIC-Sänger Oddleif Stenslan. Er klingt wie sein „großer Bruder“ Warrel Dane von NEVERMORE. Beide haben eine Eigenart, die sie unverkennbar macht: die Wortenden in einer unnachahmbarer Weise in die Länge zu ziehen. Das verleiht ihrer Musik eine Note, die von Bedrohlichkeit verkündet. Nun hat COMMUNIC aber das Problem, dass NEVERMORE vorher da waren. Da schließt sich der Kreis. Der geübte NEVERMORE-Hörer wird die Norweger als Plagiate abstempeln. Wobei ihre Musik durchaus Qualitäten hat. Mit ähnlichem Bombast dröhnen die Riffs aus den Boxen. Unterstützt von einem genialen Drummer. Insgesamt gesehen strotzt die Musik der Norweger vor Einfallsreichtum. Sie haben das große Plus der Variabilität. Immer wieder streut COMMUNIC Wuchtpausen ein, schaltet mal einen Gang zurück und lässt in genau diesen Phasen den Gedanken an SANCTUARY aufkommen. Das tut der Scheibe gut. Denn permanent diese Powerdröhnung hätte „Waves Of Visual Decay“ einfältig gemacht. Diese Band hat ein Händchen für Prog-Metal. Aber eben das Problem, dass sie zu sehr an die großen Meister aus Amerika erinnern. Was allerdings die Titelunterteilung soll, bleibt Rätselhaft. Das erste Lied lässt sich 14 Mal anskippen, das zweite beginnt ab Nummer 15 bis 28. Seltsam.
Tracklist „Waves Of Visual Decay“:
1. Under A Luminous Sky
2. Frozen Asleep In The Park
3. Watching It All Disappear
4. Fooled By The Serpent
5. Waves Of Visual Decay
6. My Bleeding Victim
7. At Dewy Prime
Gesamtspielzeit: 57:58