THE HAUNTED dürfen sich rühmen, gleich zwei Klischees erfolgreich in den Arsch getreten zu haben. A): Dass alle Schweden Schweden-Death spielen müssen (denn nein, Thrash geht doch auch! – dass man seitens zweier AT THE GATES-Abkömmlinge mit den unbestrittenen Göttern des Genres direkt verwandt ist, kann dennoch nur ehrenvoll sein) und B): dass Neo-Thrash nie die Durchschlagskraft der alten Szene-Ikonen erreichen kann. Gerade auf dem letzten Album, „rEVOLVEr“, zeigten THE HAUNTED der Metal-Welt erfolgreich (und nicht zuletzt dank dem zurückgekehrten Vokalist und Kopflaus-Gourmet Peter Dolving), was eine moderne Thrash-Harke können kann.
Auf „The Dead Eye“ ist der Hang zur rigorosen Knüppelei aber nur mehr bedingt aufzufinden, gehen THE HAUNTED hier fast schon irritierend zurückgehalten zur Sache, sprich: Gerade die ersten Songs ziehen sich nach einem stets aufweckenden Intro schnell in langsamere, schwermütig-düstere Regionen zurück, und obwohl dazwischen natürlich auch Gevatter Knüttel zu seinem Recht kommt, findet sich unerwartet viel hiervon. „Diversität“ lautet das Zauberwort.
Das geht mitunter so weit, dass man sich in Momenten sanften Zwischenspiels in den Psychedelic-Progrock versetzt fühlt; manchmal nähert man sich sogar an TOOL. THE HAUNTED muss aber unverblümt zugestanden werden, dass sie auch abseits ihrer gewohnten Stärken (dafür mit dem für den Thrasher unappetitlichen Konzepten der Zurückhaltung und Experimentierfreude im Gepäck) die Fähigkeit zu wirklich guter Musik zeigen. Ein Album, das definitiv ein paar Durchläufe braucht, aber dann sehr wohl zündet.
Tracklist „The Dead Eye“:
1. The Premonition
2. The Flood
3. The Medication
4. The Crowning
5. The Reflection
6. The Prosecution
7. The Fallout
8. The Medusa
9. The Shifter
10. The Cynic
11. The Failure
12. The Stain
13. The Guilt Trip
Gesamtspielzeit: 54:56