Das Trio COMMUNIC gehört abseits des Black Metals in den letzten Jahren zu den wichtigsten Bands Norwegens, was sie ihrem Debüt „Conspiracy In Mind“ und der konsequenten Steigerung der Nachfolger zu verdanken haben. Auch wenn die Band anfangs mit Vergleichen zu NEVERMORE kämpfen musste, haben die Männer ihre eigene Identität und sind sich treu geblieben und so auch auf dem nunmehr vierten Werk „The Bottom Deep“.
Im Vorfeld behauptete die Band einiges zu ändern, doch Fans können aufatmen, denn im Kern behalten auch dieses Mal die Norweger ihren Sound bei, doch gibt es ein paar Details, die diese Aussage dennoch rechtfertigen. Zum einen gibt es zum ersten Mal neun Tracks und diese sind in der durchschnittlichen Spielzeit auch kürzer als zuvor. Wer jetzt einen schnelleren Zugang zu dem speziellen Prog Metal, den COMMUNIC spielen, erhofft, wird enttäuscht. Die Songs wollen auch dieses Mal mehrfach konsumiert, erkundet und bis in den kleinsten Winkel erforscht werden, um sich vollends zu entfalten. Ein paar kleine Ausnahmen gibt es doch, denn einer der besten Songs des Albums hört auf den Namen „Flood River Blood“ und will schon viel früher nicht mehr aus dem Kopf. Aggressiv rumpelt der Song, nimmt aber bald das Tempo zurück und verfällt in einen akustischen Zwischenteil, in dem Sänger und Gitarrist Oddleif Stensland sein Können zeigt, sowohl im ruhigen, melancholischen Teilen, als auch in den aggressiven thrashigen Parts. Der Chorus selbst ist der Zuckerguss des Songs.
Daneben ist vielleicht „Facing Tomorrow“ noch ein etwas zugänglicherer Song, der aber dennoch nichts an Komplexität einbüßt. Ein paar Riffspielereien gibt es hier zusätzlich zu dem druckvollen Sound, den die drei Herren hier servieren. Mehr denn je harmoniert das Trio, was auch verständlich ist, da diese zum einen schon über acht Jahre zusammen musizieren und zum anderen bereits auf dem Debüt brilliant interagierten.
Man muss trotzdem sagen, dass man auf „The Bottom Deep“ keine großen Überraschungen erwarten darf, dafür aber die volle COMMUNIC-Bandbreite. Wer diese noch nicht kennt, der kann sich auf fetten Sound, eine dichte Atmosphäre, dezente Melodien, eine gute Portion Melancholie und eine die nötige Prise Power einstellen. Bei „Denial“ singt Oddleif verzweifelt und erzeugt fast Gänsehaut. Das rhythmische „My Fallen“ hingegen bohrt sich einen ins Mark und dreht im späteren Verlauf richtig auf, während „Wayward Soul“ mit dem pathetisch gesungenen Vocals und den Synthies im Intro neue Seiten aufzieht und sich dank vielen Wendungen im Songwriting zum Highlight entwickelt. Der kürzeste Song der Bandgeschichte ist gleichzeitig der Titeltrack und erzeugt in seinem akustischen Gewand zum Schluss nochmals Gänsehaut.
Mit „The Bottom Deep“ sind COMMUNIC zwar kein großes Risiko eingegangen, haben sich aber soundtechnisch doch einen Schritt nach vorn getastet, um interessant zu bleiben und vielleicht sogar neue Fans zu gewinnen. Wer es komplex, leidenschaftlich und anspruchsvoll mag, der kommt an den Norwegern sowieso nicht vorbei.
Tracklist „The Bottom Deep“:
1. Facing Tomorrow
2. Denial
3. Flood River Blood
4. Voyage Of Discovery
5. In Silence With My Scars
6. My Fallen
7. Destroyer Of Bloodlines
8. Wayward Soul
9. The Bottom Deep
Gesamtspielzeit: 62:54