Kult-Shockrocker ALICE COOPER meldet sich mit neuem Album zurück im Jahre 2021. „DETROIT STORIES“ ist seiner Heimatstadt Detroit gewidmet und könnte so auch als Konzeptalbum durchgehen, denn alle 15 Songs drehen sich um die Michiganer Großstadt, die weithin als Geburtsort der Autoindustrie gilt. Musikalisch hat sich Cooper an der dortigen Musikszene in den 70er gerichtet und geht so auch eigentlich wieder zurück zu seinen eigenen Wurzeln. Und da liegt aber auch irgendwie das Problem in dieser LP. ALICE COPPER hat in seinen Anfangszeiten natürlich unsterbliche Klassiker wie „Schools Out“, „Billion Dollar Babies“, „Teenage Frankenstein“ oder „Only Women Bleed“ geschrieben und diese Songs wie auch einige weitere bilden auch immer noch den Großteil an Musik bei seinen Live-Auftritten. Die restlichen Songs auf den alten Scheiben waren eher durchwachsen. Hitpotentialer Zuwachs gab es erst wieder ´89 mit „Thrash“ und dem nachfolgenden, etwas unterbewerteten „Hey Stoopid“. Dann kam bis jetzt wieder eher wenig Gutes heraus. Der eine oder andere Song fand sich zwar in der Setlist der aktuellen Tour, beim Erscheinen eines neuen Albums, wurden diese dann aber auch wieder mit Neumaterial ersetzt.
Mit „Detroit Stories“ verhält es sich für mich ähnlich. 15 neue Songs (13 + 2 Bonustracks, wenn man es genau nimmt). Unter den 15 Songs finden sich gerade mal sieben, die sich als mehrmals hörbar entpuppen. Vier von diesen Song kennt man aber schon von der 2019 erschienen „Breadcrumb“ EP. Drei sind Coverversionen, darunter der Opener „Rock `n` Roll“ von VELVET UNDERGROUND, MC5´s „Sister Anne“ und als Abschluss „East Side Story“ ein Frühwerk von Bob Seger. Natürlich handelt es sich hierbei um Detroiter Musiker und Bands und ALICE COOPER hat sich auch für den Rest eine Menge Gastmusiker aus seiner Heimatstadt eingeladen. Der vierte Song ist „Detroit City 2021“, der wie man an der Jahreszahl erkennen kann, eine akustische Aufpolierung erhalten hat. Klingt jetzt etwas härter als vorher. In „Shut Up And Rock“ wird noch ordentlich abgerockt, aber das war es schon mit den Songs die wirklich überzeugen. „Hanging On By A Thread (Don’t Give Up)“ hat zwar lyrischen Tiefgang, wurde aber bereits voriges Jahr, während die weltweite Pandemie ihren Anfang nahm, veröffentlicht, und sollte die Leute dazu bewegen, sich lieber bei diversen Hilfsorganisationen zu melden, als ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen. Am Ende des Songs gibt Alice dann auch noch die Nummer der Selbstmordprävention von Detroit durch. Nummer 7 ist der gute Rocker „Social Debris“.
Der Rest spricht mich so gar nicht an, sei es der Motown Sound („$1000 High Heel Shoes“) oder die Punk Attitüde, die mich bei „I Hate you“, oder bei „Go Man Go“ sofort weiterschalten lässt, ich weiß es nicht… „Our Love Will Change The World“ kommt so fröhlich wie auch völlig daneben rüber. Laut Alice war es auch für ihn der komischste und skurrilste Song, den er je aufgenommen hat. Würde mich wundern, wenn der den Weg ins Live Programm schafft. Die Bluesnummer „Drunk And In Love“ kommt zwar dreckig rüber, wird aber nur durch ihre Eingangsworte im Gedächtnis bleiben, die da lauten: “I saw you Baby and I pissed my pants“.
Ja das wars dann auch schon, denn der Rest ist schon während des Anhörvorgangs Geschichte. Zieht man jetzt die bereits fünf bekannten Songs ab, bleiben gerade noch zwei halbwegs gute Songs von 15 Tracks übrig. Die Ausbeute ist sehr bescheiden, würd ich jetzt mal behaupten. Vielleicht kann man den „Detroit Stories“ mehr abgewinnen, wenn man dort geboren wurde. Dennoch kann man es ALICE COOPER nicht übel nehmen, denn er hat ja für die Musikwelt schon mehr als genügend Klassiker geschaffen und darum darf er uns auch alle paar Jahre einen Langrille zum Kauf anbieten (es gibt ja keine Kaufverpflichtung), aber man freut sich bereits jetzt schon auf ein Wiedersehen mit Herrn Cooper auf einer dieser Bühnen der Welt, wo er seine Show mit den altbekannten Klassikern und ein paar Neuheiten wieder zur besten Unterhaltung zelebrieren wird.
Bis dahin kann ich jedem Käufer nur empfehlen sich die limitierete Digipack Version mit der Live-DVD `A Paranormal Evening With Alice Cooper – Live At The Olympia Paris` zu besorgen. Hier kann man dann schon mal die Magie eines Abends mit ALICE COOPER im Patschenkino genießen. Hoffentlich geht’s dann bald auch wieder Mal vor Ort zur Sache. Man kann nur hoffen: „Don`t Give Up“.
Tracklist „Detroit Stories“:
1. Rock ´n´ Roll
2. Go Man Go
3. Our Love Will Change The World
4. Social Debris
5. $1000 High Heel Shoes
6. Hail Mary
7. Detroit City 2021
8. Drunk And In Love
9. Independence Dave
10. I Hate You
11. Wonderful World
12. Sister Anne
13. Hanging On By A Thread (Don´t Give Up)
14. Shut Up And Rock
15. East Side Story
Gesamtspielzeit: 47:25