Mag sein, dass es TWISTED SISTER buchstäblich einfach nicht nötig haben ein neues Album aufzunehmen. Aber die Rechnung hat die Legende ohne ihren Frontmann Dee „Fuckin‘“ Snider gemacht, denn die Rampensau kann sich einfach nicht damit abfinden alle fünf bis acht Jahre mal eine ausgewählte Tour mit seinen verdrehten Schwestern zu machen und ist spätestens seit 2012 wieder voll motiviert. So gibt es gut drei Jahre nach dem grandiosen Solo-Werk „For The Love Of Metal“ schon den Nachfolger „Leave A Scar“, der es nicht minder krachen lässt.
Irgendwo zwischen Heavy Rock und rockendem Metal, geht der mittlerweile 66-Jährige wieder in die Vollen. Mit im Team seit 2018 Russel Pzutto (HOLY MOTHER), die Gebrüder Nick und Charlie Bellmore (KINGDOM OF SORROW), sowie Nick Petrino (SONIC PULSE), die nun das erste Album mit dem Meister einhämmern. Und auch das nun fünfte Album des New Yorkers geht gut ab und bedient alle Klischees. So startet er mit der Hymne an seine geliebte Arbeit mit „I Gotta Rock (Again)“ – oh ja das soll er auch live hoffentlich bald wieder – ehe es mit „All Or Nothing“ gut groovt und auch ein paar coole Gangshouts gibt. Ein treibender Hit, dem das verdammt heavy tönende „Down But Never Out“, das stark an ANTHRAX erinnert, in nichts nachsteht. Etwas Punk hat ja noch nie geschadet.
Nicht nur, dass Dee überaus motiviert tönt und mit dem heftigen Material sichtlich Spaß hat, auch stimmlich ist der Rock-Opa noch bestens dabei. Aber auch seine neue Truppe muss man nochmal loben. Tighte Rhythmen, starke Riffs, verspielte Soli und Leads, die Jungs wissen einfach, wie man rockt und die Grenzen zwischen Metal und Rock verschwinden lässt. „Before I Go“ wird dann wunderbar hymnisch und fast schwelgerisch, bevor sich „Open Season“ etwas geerdeter gibt. Gar nicht geerdet mag die Idee sein, sich Death Metal Grunzer George „Corpsegrinder Fischer ins Boot zu holen. Doch „Time To Choose“ wurde nicht zufällig auch schon als Single ausgewählt. Dementsprechend dreht man den Härtegrad nochmal höher, erinnert an Bay Area-Legende TESTAMENT und funktioniert einfach überraschend gut. Als Kontrastprogramm dient das doch recht balladesk startende „Crying For Your Love“, das aber bald auch wieder gut aufdreht. Durchschnittliches oder gar schlechtes Material findet man hier wahrlich nicht und so kann ich auch „In For The Kill“ als starken und etwas moderner ausgefallenen Hit bezeichnen und auch die 80s Hymne „S.H.E.“ sowie das Doublebass-Baller-Brett „The Reckoning“ und das abschließende und überaus eindringliche „Stand“ empfehlen.
Dee Snider ist und bleibt ein Phänomen, dem weder Zeit noch irgendwelche Widrigkeiten etwas anhaben können. Auch „Leave A Scar“ zeigt wieder, was der Amerikaner noch so alles an Asse im Ärmel hat – Just Killers, No Fillers! Egal, ob Old-School Rock, klassischer Heavy Metal oder sogar Thrash, hier ist eigentlich für jeden etwas dabei.
Tracklist „Leave A Scar“:
1. I Gotta Rock (Again)
2. All Or Nothing More
3. Down But Never Out
4 Before I Go
5. Open Season
6. Silent Battles
7. Crying For Your Life
8. In For The Kill
9. Time To Choose
10. S.H.E.
11. The Reckoning
12. Stand
Gesamtspielzeit: 46:47