When Gods Descend
(Power Metal | Melodic Death Metal)
Label: Reaper Entertainment
Format: (LP)
Release: 29.04.2022
Die ambitionierten Finnen von GLADENFOLD veröffentlichen mit „Nemesis“ ihr drittes Album und nehmen dabei den Schwung vom Vorgänger „When Gods Descend“ mit. Ambitioniert deswegen, weil die Herren schon seit bald 20 Jahren versuchen, nordischen Power Metal irgendwo zwischen RHAPSODY, BLIND GUARDIAN oder CELESTY mit Melodic Death ihrer Heimat zu verbinden, dabei aber noch weitere Elemente und Einflüsse geltend machen. Und so grast auch das dritte Werk gleich Fans diverser Genres ab.
„Carnival Of The Hunter“ mag zunächst reichlich überladen und überambitioniert wirken, entwickelt sich aber dann schnell zum Symphonic Power Metal Highlight, das neben dicker Keyboard-Orchestration, vielen Tempiwechsel, Chören und hymnischem Gesang auch die genannten härteren Elemente einwebt. Screams, die irgendwo zwischen ENSIFERUM und WINTERSUN agieren, treffen hier auf fette CHILDREN OF BODOM Riffs und fügen sich relativ homogen in den grundlegenden Power Metal-Ansatz.
Es scheint als wollten GLADENFOLD in den Tracks so viel wie möglich unterbringen und vergessen manchmal die Weisheit „manchmal ist weniger doch mehr“ und lassen die Tracks dadurch oftmals unnötig progig erscheinen, sodass eingängige Passagen und Refrains dann doch manchmal etwas zu kurz kommen und Tracks wie das folgende „Chiara’s Blessing“ etwas hektisch und vertrackt erscheinen. An sich ja kein Fehler, aber irgendwo fehlt es dann doch am letzten Feinschliff. Der Song orientiert sich aber auch mehr an den genannten Melodic Deathern. Aber keine Sorge, gefallen tut das alles trotzdem, den die kühlen Keyboards, die auch gerne mal SONATA ARCTICA oder STRATOVARIUS verwenden, die knackigen Riffs und die tighthen Rhythmen machen in Kombination mit dem erwähnten Bombast auf jeden Fall stets Lust auf mehr und auch die Songs weiter zu erkunden, denn vieles offenbart sich dann halt erst bei mehreren Anläufen. Im weiteren Verlauf gesellen sich noch Elemente aus Gothic, Symphonic Metal, Black Metal und sogar etwas Hard Rock hinzu. Dabei bleibt man aber stets ausgewogen, auch was den Gesang betrifft, wobei die Screams, die etwas an Volumen vermissen lassen, sind dabei absolut Geschmackssache. Dafür kann man aber auch behaupten, dass die cleanen Vocals sowie die Instrumentierung sich absolut nicht vor den genannten Bands verstecken muss. „Saraste“ zeigt mit Akustik-Gitarre und getragenen Gesängen, dass man auch in ruhigen Momenten alles fest im Griff hat und Tracks wie das theatralische „Tapestry Of Creation“ oder das furiose „Broken“ zeigen dann, dass GLADENFOLD auch mit ein paar weniger Spuren gut zurechtkommen.
Alles in allem ist „Nemesis“ ein guter Schritt nach vorne, zeigt aber eine Band, die noch eine Spur hinter ihrem Potential zurückbleibt und eventuell etwas zu viel auf einmal will. Dennoch ist das dritte Werk der Nordmänner sowohl für Fans der Power Metal Seite als auch den Melodic Deathern des Nordens geeignet und macht neugierig auf mehr.
Tracklist „When Gods Descend“:
1. Carnival Of The Hunter
2. Chiara’s Blessing
3. Stone Of Storms
4. Nemesis
5. Saraste
6. Solitude’s Bane
7. Revelations
8. Tapestry Of Creation
9. Broken
10. Gloria Eternal
11. Where Mountains Mourn
Gesamtspielzeit: 53:00