My head still spinning from your Judas kiss
Imposter, I see you
Thou be est slain, tyrant, show thy face!Deceiver, Deceiver
Es ist schon wieder gut acht Jahre her, seit Michael Amott und seine Truppe ARCH ENEMY einen überaus klugen Schachzug durchzogen, für den sogar unter anderem SLAYER ihren Lob bekundeten. Damals hielten die Schweden den Ausstieg von Angela Gossow, die aber weiterhin als Managerin agierte, geheim um keine Ängst bei den Fans zu schüren. Stattdessen nahm man die von Angela vorgeschlagene Nachfolgerin Alissa White-Gluz mit ins Studio und hämmerte das grandiose „War Eternal“ ein und veröffentlichte aus dem Nichts die erste Single, um zu Zeigen: Wir sind noch da, stark wie eh und je! Hört euch diesen geilen Scheiß an!“ Und der Rest ist Geschichte.
Fast eine Dekade später erscheint mit „Deceivers“ das dritte Album mit Alysa und nach dem etwas sperrigen „Will To Power“, das sich vorrangig auf typische ARCH ENEMY Kost konzentriete, zeigen die Schweden mit dem neuen Album sofort, dass man sich auf so einiges gefasst machen sollte. Schon der Opener überrascht trotz typischen Trademarks mit erstmal richtigen cleanen Vocals. Klar, im Background gabs die schon früher, aber auf „Handshake With Hell“ darf die Stimmgewalt aber die Rockröhre rauslassen und auch sehr melodische Vocals raushauen, die Grunts sitzen aber ohnehin wie eh und je!
Und so bauen ARCH ENEMY im Verlauf ihren Sound mutig, aber gekonnt aus. Der flotte Banger „Deceiver, Deceiver“ überzeugt mit extrem thighter Rhythmik und vor allem dem grandiosen Spiel von Drummer Daniel Erlandsson, der zu rockigen Riffs einen geilen Punkbeat raushaut, der immer wieder in brutale Doublebass-Gewitter übergeht. Schon jetzt mein Favorit! Da geht der cineastisch startende Stampfer „In The Eye Of Th Storm” schon troz gefälligen Melodien fast unter. „The Watcher“ wagt das nächste Experiment, schon das Eingangs-riff rockt überraschnd gut was weg, die Gitarrenmeldoien drängen sich sofort in die Gehörgänge, die Beats lassen einen kaum ruhig stehen und der Refrain könnte, wenn clean vorgetragen fast von einer Power Metal Truppe stammen, wodurch ich mich leicht an ENSIFERUM erinnert fühle. Was für ein geiles Geschoß!
Trotz all dieser neuen Einflüsse, klingt „Deceivers“ kompakt, stringent und absolut nach ARCH ENEMY. Nichts davon wirkt fremd, unpassend oder eigenwillig. Amott und seine Jungs schaffen es auf musikalischer Eben, dass alles homogen bleibt und mit perfekten Übergängen ineinanderfließt. Und auch wenn etwas reduzierter, schenkenn sich der Mastermind und Jeff Loomis mit den Riff- und Soloduellen, die typisch für die Truppe sind, nichts.
„Poisoned Arrow“ startet KAMELOT-artig mit Streichern, geht aber bald wieder hymnisch in die Vollen, ehe „Sunset Over The Empire“ bombastischer daherkommt und „House Of Mirrors“ mit JUDAS PRIEST Schrei einsteigt und generell sehr Heavy Metal-lastig tönt. Bei „Spreading Black Wings“ wird es dem Titel entsprechend düster, aber auch durch Chöre sehr intensiv. Nach einem kurzen Zwischenspiel gibt es bei „One Last Time“ verheißungsvoll gesprochene Parts, eindringliche Grunts („i got nothing to lose… the future is calling, it’s calling out my name. One last time!“), bevor „Exiled From Earth“ nochmal sehr atmosphärisch aber nicht minder heavy dieses Meisterwerk abschließt.
Zwar habe ich meinen Favoriten schon genannt, doch bei jedem Hören kann ich mich wieder nicht entscheiden, welche Songs auf Platz zwei oder drei sollen, denn ARCH ENEMY übertreffen sich einmal mehr und haben die Studio-Pause von gut fünf Jahren mehr als gut genutzt und mit „Deceivers“ das vielleicht beste, aber zumindest mutigste und abwechslungsreichste Album ihrer Karriere abgeliefert. Und das muss man erstmal schaffen bei der Diskografie mit Brocken wie eben „War Eternal“ oder „Anthems Of Rebellion“. Chapeau!
Tracklist „Will To Power“:
1. Handshake With Hell
2. Deceiver, Deceiver
3. In the Eye Of The Storm
4. The Watcher
5. Poisoned Arrow
6. Sunset Over The Empire
7. House Of Mirrors
8. Spreading Black Wings
9. Mourning Star
10. One Last Time
11. Exiled From Earth
Gesamtspielzeit: 45:05