BOYSETSFIRE, HOT WATER MUSIC, SAMIAM, BE WELL @ SimmCity, Wien (12.10.2022)

BOYSETSFIRE, HOT WATER MUSIC, SAMIAM, BE WELL


Man war ja ob der ursprünglichen Location, dem Gasometer, doch schon ein wenig konsterniert, da diese für dieses, an sich über jeden Zweifel erhabene Bandpaket, doch – zumindest in Österreich- ein wenig zu groß dimensioniert schien. Und so kam es wie es kommen musste und das Konzert wurde recht kurzfristig in die deutlich kleinere SimmCity verlegt, der leider vor allem soundtechnisch ein eher zweifelhafter Ruf vorauseilt.

Nichtsdestotrotz machte ich mich schon am frühen Abend auf den Weg nach Simmering, sollte doch BE WELL schon um 18:45 auf der Bühne stehen. Aufgrund der geringeren Venuegröße war die Show nun ausverkauft und viele waren online sowie auf der Simmeringer Hauptstraße auf der Suche nach Resttickets. Leider dürften hier zahlreiche Suchende auf Trickbetrüger hereingefallen sein, die Fake-Tickets gegen Paypal-Bezahlungen angeboten haben.

Pünktlich legte die Supergroup rund um Brian McTernan vor einer eher noch bescheiden Anzahl an Besuchern los. Brian kennt man nicht nur als einen extrem umtriebiger Produzenten, sondern auch als Sänger von BATTERY und nun mit Mitgliedern von u.a. von BANE und DARKEST HOUR. mMit BE WELL gibt er großartigen melodischen, wie positiven Hardcore zum Besten. Doch leider war der Sound – um es diplomatisch zu beschreiben – grottig und ließ der energisch aufspielenden Truppe kaum Chancen ihre Songs angemessen unter die Leute zu bringen. Dennoch eine unglaublich sympathische Truppe, die hoffentlich bald wieder auf ein Headliner-Tour in unsere Breiten kommt und dann mit angemessenen Sound alles niederreißt, aber so blieb vom eröffnenden Set des Abends nur die äußerst emotionale Ansage von Brian über seine kleine Tochter und seinen Kampf gegen seine psychische Erkrankung in Erinnerung.

BOYSETSFIRE, HOT WATER MUSIC, SAMIAM, BE WELL

Setlist BE WELL
Hello Sun
Treadless
Meaningless Measures
I’ll Leave You with This
Only One Wish
Magic
In The Shadow Of Who You Thought I Was
Confessional

Unglaubliche 34 Jahre des Bestehens können SAMIAM inzwischen zelebrieren, umso schöner die Gelegenheit die Band in diesem Setting wieder einmal live erleben zu können, und spätesten mit dem Opener „80 West“ hatte die Soundtechnik dann endlich doch ein paar richtige Knöpfe gefunden und bei dem darauffolgenden Klassiker „Sunshine“ war die Abmischung dann durchaus passabel. Jason Beebout gewaltige wie markante Singstimme, die wie wir später am Abend erfahren sollten einen gewaltigen Einfluss auf die Vocals von BOYSETSFIRE’s Nathan Gray hatte, zur Geltung kam.

Die Band war nicht nur in sichtlich und hörbarer Spiellaune, sondern freute sich auch, noch mehr neues Material vom kommenden Album dem Publikum präsentieren zu können. Und so kamen die anwesenden nicht nur in den Genuss von „Crystalized“, sondern dem vor kurzen auch schon als Single veröffentlichten „Lights Out Little Hustler“ (bei welchem ja auch Chris Wollard von HOT WATER MUSIC zu hören ist). Ansonsten sorgten Songs wie „Dull“ und „Capsized“ einerseits für Gänsehaut, aber auch gute Laune, denn bei allen schweren Themen die SAMIAM in ihren Songs abarbeiten, schwingt bei vielen Songs eine latente Positivität mit. Nach einer guten halben Stunde war der kurzweilige Auftritt auch schon wieder vorbei, aber ob der Resonanz der Anwesenden haben die Herrschaften nicht nur ihre Fans glücklich gemacht, sondern so einige dazu gewinnen können.

BOYSETSFIRE, HOT WATER MUSIC, SAMIAM, BE WELL

Setlist SAMIAM:
80 West
Sunshine
Wisconsin
Crystalized
Dull
September Holiday
Factory
Capsized
Lake Speed
Lights Out Little Hustler
El Dorado
Clean
Full On

Zehn Jahre ist es her seit die legendären HOT WATER MUSIC das letzte Mal in Wien aufgespielt haben, und es ist so einiges passiert in der Zwischenzeit. Chris Wollard wird aus gesundheitlichen Gründen live seit einigen Jahren von Chris Creswell von den THE FLATLINERS ersetzt und ist inzwischen aber zum fünften Bandmitglied aufgestiegen, auch hatten die Herren aus Gainesville Florida ihr letztes Album „Feel The Void“ mit im Gepäck, auf dem sie musikalisch wieder zu ihrer Höchstform wie in den 90ern und frühen 2000er Jahren auflaufen konnten.

Und so eröffneten sie das Set auch gleich mit „Another Breath“ von eben diesem. Und nicht nur mit der einer Urgewalt gleichenden Energie, sondern auch (endlich) mit ordentlich fettem Sound ging es auch schon rund.  Spätestens beim darauffolgenden Doppel aus „A Flight And A Crash“ und „Free Radio Gainesville“ hatten Chuck Ragan und seine Kollegen den Simmeringer Festsaal fest in ihrer Hand. Nicht nur war ordentlich Bewegung in die Menge gekommen, sondern das Wiener Publikum erwies sich auch als äußert textsicher, denn es wurde lauthals mitgesungen und gegröhlt, aber auch Fäuste gereckt. Offenischtlich haben Musik und Texte von HWM für zahlreiche der Anwesenden eine tiefere und sehr persönliche Bedeutung, was auch diese Hingabe der Fans zu den Jungs erklärt.

George Rebelo hinter dem Schlagzeug und Jason Black am Bass bewiesen einmal mehr warum sie als eine der besten Rhythmusfraktionen im erweiterten Hardcore gelten, denn diese konnten mit unglaublicher Präzision den Songs unglaublichen Groove und Druck verleihen, als ob diese durch die energetische Performance von Creswell und Ragan nicht schon treibend genug gewesen wären.

Die Songs vom neuen Album wie „Turn The Dial“ oder “Habitual“ fügten sich nahtlos zwischen alte Hits wie „Rooftops“ oder“State Of Grace“. Nach dem HC-punkigen „Collect Your Things And Run“ nahm die Band dann kurz Tempo raus und Chris interpretierte „I Was On A Mountain“ für den daheimgebliebenen Chris Wollard in einer emotionalen Akustikversion, und wie sollte es anders sein schnappte sich auch Chuck Ragan seine Klampfe und gab mit seiner gewaltigen Stimme noch „Old Rules“ zum Besten.

Für „Drag My Body“ holte man dann Jared Shavelson von BOYSETSFIRE hinter die Drums, damit George Rebelo auch mal die Gelegenheit hatte einen der unwiderstehlichen Chorusse von HOT WATER MUSIC ins Mikro zu gröhlen. Mit dem rasanten „Killing Time“ – ebenfalls vom aktuellen Album – war dann das reguläre Set beendet, aber natürlich kamen die Vier den Rufen nach einer Zugabe nach und gaben die beiden Klassiker „Trusty Chords“ und „Turnstile“ zum Besten und hinterließen viele glückliche Gesichter. HOT WATER MUSIC waren und sind einfach eine grandiose Band und hoffentlich lassen sie nicht wieder zehn Jahre ins Land streichen, bevor sie wieder heimische Bühnen beehren und vielleicht kann man sie ja dann auch in kompletter Besetzung mit doppelter Chris- Power erleben.

BOYSETSFIRE, HOT WATER MUSIC, SAMIAM, BE WELL

Setlist HOT WATER MUSIC:
Another Breath
A Flight And A Crash
Free Radio Gainesville
Sweet Disasters
Turn The Dial
Rooftops
Habitual
State Of Grace
Keep It Together
Remedy
Instrumental
Collect Your Things And Run
I Was On A Mountain (Chris, acoustic)
Old Rules (Chuck, acoustic)
Drag My Body
Killing Time

Trusty Chords
Turnstile

Nach HOT WATER MUSICs gewaltiger Show hat man es als nachfolgende Band, selbst wenn man als Headliner unterwegs ist, alles andere als leicht. Aber BOYSETSFIRE sind nicht nur inzwischen wirklich alte Hasen, sondern verstehen ihr Business, vorallem wenn man einen Opening Song wie „After The Eulogy“ im Repertioire hat, und schon nach wenig Sekunden der gesamte Saal „Where is my anger, where is my fuckin‘ rage“ mitbrüllt. Und weiter ging es in brutaler Gangart. Sänger Nathan Gray nicht nur stimmlich top ,sondern sichtbar gut gelaunt legte gleich mit „Release The Dogs“ und dem noch älteren „Voiceover“ nach, und man nahm eigentlich erst beim melodischen Doppel aus „Deja Coup“ und „My Life In The Knife Trade“ ein wenig Hardcore Wut aus dem Set. Nathan der sich vor kurzem selbst geoutet hat, nütze vor „One Match“ einige Minuten, um eine eindringliche Rede gegen Faschismus, Rassismus, Homo- sowie Transphobie zu halten, bei der er aus den ersten Reihen eine LGBTQIA+ Fahne gereicht bekam und für seine Worte vom Publikum – zurecht – frenetisch gefeiert wurde.

Der Vorteil einer so langen Diskografie wie sie die Band aus Delaware vorweisen kann, ist, dass man die Setlist mit Hits vollpacken kann, und so folgen „Requiem“, „Closure“ und zum Ende das unvermeidliche „Rookie“. Natürlich durften aber auch BOYSETSFIRE nicht so einfach die Bühne verlassen, und so kamen die fünf Herrschaften, noch für das großartige „Walk Astray“ sowie das abschließende „Empire“ zurück ohne darauf zu vergessen sich bei den anderen großartigen Bands BE WELL, SAMIAM und HOT WATER MUSIC für die jahrelange Freundschaft und auch deren Einfluss zu bedanken.
BOYSETSFIRE, HOT WATER MUSIC, SAMIAM, BE WELL

Mit dem schon erwähnten „Empire“ verlangen BOYSETSFIRE dem Publikum ein letztes Mal noch einmal alles ab und hinterließen die Menge verschwitzt aber glücklich in die Simmeringer Nacht. Nathan Gray ließ es sich aber nicht nehmen, nach der Show vor der Bühne noch Gespräche mit den Fans zu führen und deren Fotowünsche zu erfüllen.

Das gewaltige Bandpaket hielt was es versprochen hat, ein großartiger Konzertabend, den auch die eher durchschnittliche Location nicht zu schmälern vermochte.

Setlist BOYSETSFIRE:
After The Eulogy
Release The Dogs
Voiceover
The Tyranny Of What Everyone Knows
Deja Coup
My Life In The Knife Trade
Another Badge Of Courage
One Match
Requiem
Eviction Article
Closure
Cutting Room Floor
Rookie

Walk Astray
Empire


Das gewaltige Bandpaket mit BOYSETSFIRE, HOT WATER MUSCI, SAMIAM und BE WELL hielt was es versprochen hat. Ein großartiger Konzertabend, den auch die eher durchschnittliche Location nicht zu schmälern vermochte.


BOYSETSFIRE
BOYSETSFIRE, HOT WATER MUSIC, SAMIAM, BE WELL


HOT WATER MUSIC
BOYSETSFIRE, HOT WATER MUSIC, SAMIAM, BE WELL


BE WELL
BOYSETSFIRE, HOT WATER MUSIC, SAMIAM, BE WELL


SAMIAM:
BOYSETSFIRE, HOT WATER MUSIC, SAMIAM, BE WELL

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