LIMP BIZKIT, WARGASM

Ladies & Gentlemen… you know what time it is!

LIMP BIZKIT sind endlich zurück! Nach dem ganzen Pandemie-Wahnsinn mussten die Nu Metal-Helden der 90er ihre letztjährige EU-Tour erneut verschieben, denn Mister Fred Durst bekam Konzert-Verbot von seinem Arzt. Aus gesundheitlichen Gründen sei es Fred nicht möglich zu touren. Davon war an jenem Abend im Gasometer nichts zu spüren, der Mann scheint fit wie eh und je!

Aber dazu später mehr, denn zuvor durften BLACKGOLD den Abend schon recht früh eröffnen, sodass wir leider genau zum Abschied der Truppe ankamen. Der Gasometer war bereits gut gefüllt und die Stimmung ausgelassen, also ihren Job dürfte die Truppe ganz ordentlich gemacht haben. Es sollte aber nicht lange dauern, bis die beiden Energiebündel Sam Matlock und Powerfrau Milkie Way und ihre WARGASM die Bühne enterten und ihr ganz eigenen Nu Metal/Hardcore/Punk-Chaos auf Wien niederprasseln ließen.

Sofort war die Stimmung großartig, es kam viel Bewegung in die volle Halle und die beiden Fronter und ihre Truppe heizten mächtig ein. Sam versteckte sich im Kapuzenpulli, während Milkie scheinbar wirklich das nötigste an Stoff – für die Bewegungsfreiheit? – auf die Bühne brachte. Ein Patronengurt, um nicht von irgendeinem Ventilator von der Bühne geblasen zu werden, war dann aber doch um die Hüfte geschnallt. Zwar hatte die Truppe zunächst gröbere Probleme mit Sound und Technik, doch mit viel Herumfuchteln und nonverbaler Kommunikation mit den Technikern, wurde es auch schnell besser.

Man wusste bei WARGASM kaum, wo man hinsehen sollte. Die beiden Sänger flitzten wie verrückt über die Bühne, Sam stand plötzlich im Publikum und auch Instrumente wurden je nach Song immer mal wieder umgehangen. Der MC, den man die ganze Show über akustisch im Hintergrund hörte, flitzte auch mal nach vorne und auch hinter dem Drum-Kit flogen die Haare. Nur ihr Live-Gitarrist blieb eher cool mit Sonnenbrille und wenig Bewegung dezent im Hintergrund. Zu Posen wusste der Mann aber auch. Man mag der Truppe „style over substance“ vorwerfen können, da das Songmaterial sehr ähnlich klang und vor allem für Moshpits und Bewegung sorgen sollte, aber hey, das funktioniert alles wunderbar und schon jetzt waren die meisten Zuschauer gewaltig am Schwitzen, sodass in der Pause die Bierstände richtig überrannt wurden.

Limp Bizkit’s in the house so bring it on…

Die Spannung war enorm, doch LIMP BIZKIT ließen ihre Fans nicht lange warten, denn auch die Amerikaner waren nach ihrer langen Live-Pause überaus ausgehungert! Und so startete man – nachdem zuerst DJ Lethal ganz gemütlich auf sein überaus hohes Podest kletterte, sein gefreestyltes Intro anwarf und frenetischen Applaus erntete –  in die fulminante Show, die den Anwesenden noch lange in Erinnerung bleiben sollte. „Show Me What You Got“, mit der legendären Textpassage „Limp Bizkit’s in the house so bring it on”,  vom 1999er Hit-Werk “Significant Other”, brachte die Hütte sofort zum Kochen, ehe die neuen Songs vom etwas umstrittenen „Still Sucks“-Werk bewiesen, dass auch diese sich nahtlos ins Set einfügen und die Fans schon gewaltig textsicher sind. „Out Of Style“ ist aber sowieso eine saucoole Nummer und auch „Pill Popper“ funktionierte wunderbar.

Optisch ergab sich ein merkwürdiges Bild. DJ Lethal mit Kappe und Schlabber-Shirt fiel im Hintergrund ebenso wenig wie Drummer John Otto auf, während der Ersatz für den erkrankten Basser Sam Rivers, mit Latino-Putzfrauen-Outfit und verschmiertem MakeUp, schon ein befremdliches Bild abgab. Wes Borland hätte trotz des fast komplett schwarzen Outfits den Style-Wettbewerb mit silberner Maske und Rüstungsteilen gewonnen, wäre da nicht Fred Durst noch auf der Bühne gewesen. Nicht nur, dass der Mann nach wie vor eine überaus gewaltige Bühnenpräsenz hat, mit viel zu großem Football-Shirt, Badehose, Heckenpenner-Rauschebart und viel zu großer Pensionisten-Brille, sorgte der mittlerweile 52-Jährige für das meiste Aufsehen. Aber auch seine kurzen und knappen Ansagen hatten Sil. Wobei die Querverweise mit „Let’s riot like 1999“ nach der Woodstock 1999 Doku auf Netflix doch einen etwas herben Beigeschmack hatte. Aber das war wahrscheinlich ein bewusster Querverweis, denn provozieren wollte und konnte der charismatische Fronter ja eh immer schon.

This is my generation, baby

Weiter ging es im Set mit Hit um Hit und Hymne um Hymne, die Mr. Durst bei bester Laune lieferte und bei Krachern wie „Hot Dog“, „My Generation“ oder „Livin‘ It Up“, die jeder Anwesende offensichtlich schon gut tausend Mal gehört hat über die Dekaden und weiter ging die Party ab. Da wurden Generation mit dem erwähnten Hit buchstäblich verbunden, denn vom kleinen Scheißer bis zum alten Herren war wirklich alles bunt durchgemischt aus jeder Schicht und jeder Ecke, größtenteils natürlich mit verkehrtem Baseball-Cap auf der Birne, dabei! Lethal schmiss immer wieder ein paar Sounds und Überbrückungs-Skratchereien ein, Borland haute Riffs von MEGADETH, METALLICA und SLAYER raus und jammte damit mit John Otto rum und Fred hielt mit seinen Ansagen die Leute weiter bei Laune. Dazu gesellten sich zwei verkürzte Versionen von „Heart-Shaped Box“ und „Smells Like Teen Spirit“, die ebenso laut mitgebrüllt wurden wie „Eat You Alive“ und andere Klassiker und auch „Full Nelson“ entfachte gemeinsam mit Milkie Way, die nochmal auf die Bühne zitiert wurde, ein weiteres Feuer im Gasometer.

And if my day keeps going this way, I just might… Break something tonight!

Und so verging die Zeit wie im Flug, es gab mit „Boiler“ nochmal Gänsehaut und „Take A Look Around“ wurde niemand Geringeres als Tom Cruise gewidmet. Doch das war es natürlich noch nicht und Durst kam – wie gewohnt – alleine zu „Behind Blue Eyes“ raus. Wes hat ja angeblich keinen Bock auf den Track, darum kam die Akustik-Klampfe auch vom Band. Aber auch Fred war mehr Statist als Sänger, denn grinsend überließ er einen Großteil des Tracks der Fangemeinde, ehe er nach „Dad Vibes“ mit dem genialen GEORGE MICHAEL Cover „Faith“ nochmal das Dach wegsprengte und beide Vorbands komplett zur Verabschiedung auf die Bühne holte. Das Licht ging an und eine Art Abspannmusik lief schon, sodass sich die Fans zufrieden aus der Halle bewegen wollten. Doch Halt! Da war noch, was fiel dem Durst Fredl ein, und beim ersten Riff von „Break Stuff“ stürmten die Leute doch wieder zurück in die Halle, um die letzten Zentiliter Wasser aus dem Körper auszuschwitzen und dem Treiben der gut 20 Leute auf der Bühne, die eine Mega-Party zelebrierten, zu frönen. Was für eine Show… was für ein Finale!

Setlist LIMP BIZKIT:
(DJ Lethal Intro)
Show Me What You Got
Out Of Style
Pill Popper
Dirty Rotten Bizkit
Barnacle
Rollin‘ (Air Raid Vehicle)
Hot Dog
My Generation
Livin‘ It Up
My Way
Heart-Shaped Box (NIRVANA)
Smells Like Teen Spirit (NIRVANA)
Eat You Alive
Gold Cobra
Nookie
Full Nelson
Re-Arranged
Boiler
Take A Look Around
–
Behind Blue Eyes (THE WHO)
Dad Vibes
Faith (GEORGE MICHAEL)
Break Stuff

Man kann sagen, was man will; die alten Herren haben es noch auf dem Kasten. Von Freds Krankheit keine Spur, von Alters- oder Ermüdungserscheinungen auch nichts zu spüren und selten hat man eine so langgediente Band wie LIMP BIZKIT so energisch und begeistert auf der Bühne gesehen! Wer meint Nu Metal sei tot oder die Amis gehören zum Alten Eisen, der hat sich mehr als getäuscht. Somit: Gerne wieder!

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