Ob jetzt Freude oder auch Wut – Hauptsache intensiv!

Im Gespräch mit den Österreichern Andy, Petra und Roman aka The Raven, The Joker und The Machine (Reihenfolge willkürlich) konnten wir der seit 2014 Progressive Metal-Band etwas auf den Zahn fühlen und bekamen einige Eindrücke betreffend ihres, vor noch nicht allzu langer Zeit erschienenen neuen Longplayers! Aber lest selbst:


Immer 33,3 % des Ganzen, egal, ob man Mann, Frau, Transgender oder Marsianer ist


 

Hallo! Ich freue mich sehr über die Gelegenheit euch ein paar Fragen stellen zu dürfen.
Erzählt mal… wie habt ihr damals zusammengefunden und wie entstand der Bandname?

Der Bandname entstand 2013, als sich Andy, völlig desillusioniert von seiner damaligen Band, entschloss, diese aufzulösen und ein Studio-Soloprojekt zu starten, das all die Musik beinhaltet, die er in seinem Kopf hatte. Dass daraus eine richtige Band wurde, war gar nicht geplant.

Frauen im Metal (abgesehen von den Vocals) sind ja immer noch eher die Ausnahme. Deshalb finde ich es immer schön, wenn jemand von dieser Gewohnheit abweicht. Gab es da bei euch jemals Diskussionen darüber?

Nein. Niemals. Als Mitglied bei CHAOS INSIDE ist man immer 33,3 % des Ganzen, egal, ob man Mann, Frau, Transgender oder Marsianer ist.

chaos inside interview

Euer neues Album trägt den Titel „The Raven, The Joker And The Machine“! Dabei handelt es sich ja auch um eure Künstlernamen. Gab es die vorher schon oder wurden die erst für dieses Album geschaffen?

Die Künstlernamen waren eine logische Folge auf den Album-Titel, es wurde aber erst im Laufe der Albumproduktion entschieden, diese auch zu verwenden.

Was ist das Leitthema zum Album und wie lange habt ihr daran gearbeitet?

Gäbe es bei CHAOS INSIDE ein „Leitthema“, müssten wir uns in „System Inside“ umbenennen.

Wie läuft das Songwriting bei euch ab – arbeitet nur einer dran oder ist es Gruppenarbeit?

Während Andy noch beim letzten Album nahezu 100 % des Songwritings über hatte, sind auf „TRTJATM“ die meisten Riffs, Songideen und Arrangements miteinander entstanden, deswegen steht auch in den Liner Notes des Albums „Written, arranged, performed and produced by RavenJokerMachine“

Welche Reaktionen und Gefühle wollt ihr bei euren Hörern erzeugen?

Kurz gesagt: Wir wollen, dass es intensive Gefühle sind, und das in allen Facetten! Ob das jetzt Freude oder auch Wut ist – Hauptsache intensiv!

Ich hab mir das Video zu „GFCKYRSLF“ angeschaut – ist reichlich schräg geworden! Soll das eure Einstellung zur Musik wiedergeben, und dass man das Leben nicht gar so ernst nehmen sollte?

Eigentlich wollte Andy mit diesem Song seine Abneigung gegen den Social Media Wahnsinn zum Ausdruck bringen und alle „anpissen“. Seltsamerweise (und Gottseidank) wurde der Song von fast allen Hörern (den Fans sowieso) extrem positiv aufgenommen und von vielen zu unserer Bandhymne erklärt.

Ihr habt einen Song von THE CURE gecovert! Habt ihr einen besonderen Bezug zu dieser Band?

Der einzige THE CURE-Fan in der Band ist eigentlich Andy. Eigentlich hatten wir diese Version des Songs einem befreundeten Ehepaar auf deren Hochzeit „geschenkt“. Weil wir aber dann selber Gefallen an unserer Version des Songs gefunden hatten, durfte er sowohl aufs Album als auch in die Setlist der meisten Konzerte.

Ihr seid ja nun wieder sehr aktiv was Konzerte betrifft. Wie sehr haben euch diese in den letzten Jahren gefehlt?

Wir hatten ja ein paar Tage, bevor die ersten Lockdowns über uns alle hereinbrachen, noch ein großartiges Konzert mit befreundeten Bands vor vollem Haus gespielt. Diese Stimmung konnten wir noch ein bisschen „mitnehmen“, aber die erste Zeit ohne gemeinsame Proben war echt die Hölle! Während jedoch viele Bands in diesem Zeitraum zerbrochen sind, haben wir uns auf das Schreiben neuer Songs konzentriert. Wir hatten zu dem Zeitpunkt zwar ein brandneues Album am Start, das wir jedoch nur online promoten konnten. Diese Frustration ist zum Teil in die Songs mit eingeflossen, jedoch haben wir, sobald es unter den damaligen Umständen möglich war, auch kleinste „Guerilla-Gigs“ an aufregenden Plätzen gespielt, die einer normalen Metal-Band meistens untersagt wären. Chaos Inside lässt sich nicht einmal von Pandemien aufhalten.

chaos inside interview

Welches Konzert war bisher das Highlight für euch?

Da wirklich jeder Moment, den wir miteinander im Proberaum oder auf der Bühne teilen, ein Zusammentreffen von innig verbundenen Menschen ist, ist eigentlich jeder Gig für uns ein Highlight. Aber besonders war natürlich die Album Release Show in unserem „Wohnzimmer“, der „Szene Wien“, wo wirklich fast alle Menschen, die uns persönlich etwas bedeuten, anwesend waren. Das hat uns dermaßen aufgepusht, dass man eigentlich vom besten CHAOS INSIDE Gig ever sprechen muss.  Dass im Publikum sogar die eine oder andere Träne vergossen wurde, macht uns sogar etwas stolz. Das Publikum hat uns fast in einen meditativen Zustand versetzt und wirklich niemand hat den Saal ohne ein glückliches Grinsen im Gesicht verlassen.

Und seid ihr euch schon einmal völlig fehl am Platz vorgekommen?

Aufgrund unseres seltsamen Stilmixes sind wir das theoretisch eigentlich meistens. Was uns aber nie davon abgehalten hat, 120 % zu geben. Der Spaß, den man hat, kommt IMMER als Echo des Publikums zurück. Wobei – einmal haben wir bei einem Benefiz-Konzert als Opener gespielt und irgendwie waren an dem Abend nur Death- und Grindcore-Bands am Start. Wir hatten als „Pop-Act“ trotzdem unseren Spaß und sind gerade deswegen einigen Leuten in Erinnerung geblieben.

Momentan kommt es ja wieder einmal zu Absagen, wie etwa das Innrock Reloaded, wo ihr ja gespielt hättet. Wie seht ihr die Musikszene im Moment, und wird sich eurer Meinung nach die Situation für Veranstalter und Musiker in nächster Zeit wieder verbessern?

Covid hat ja weltweit für eine gewisse Unsicherheit gesorgt, was die Planbarkeit betrifft. Viele Fans haben dann, nachdem „ihr“ Konzert mehrmals verschoben wurde, die Reißleine gezogen und damit aufgehört, Vorverkaufskarten zu kaufen. Einerseits verständlich, andererseits ist das natürlich der Todesstoß für die meisten Festivals.

Das momentane Überangebot an Festivals sorgt natürlich auch für eine gewisse Ermüdung unter den Konzertbesuchern. Hier wird einfach die „Angebot/Nachfrage-Schaukel“ so lange wippen, bis sie sich wieder in der Waage befindet.

Aber man darf sich als Band davon nicht aufhalten lassen. Wir von CHAOS INSIDE schnappen uns einfach ein Zelt, unsere Anlage und spielen, wenn es sich anbietet, auch auf Hausdächern, Parkplätzen oder in Gastgärten. Ab einem Zuseher ist bei uns der „Gig-Mode“ eingeschaltet und es steppt der Bär. Wir denken, dass sich die Szene etwas „gesundschrumpfen“ wird und hoffen, dass die Bands, die aus denselben Gründen wie wir Musik machen, das auch gemeinsam mit uns überstehen.

Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?

Hätten wir Pläne, müssten wir wohl den Bandnamen auf „Organized Inside“ ändern. 😉

Natürlich muss man sich Ziele stecken, um dann auf hohem Niveau zu scheitern. Wir hoffen einfach, dass wir noch genug Zeit miteinander haben, um die ganzen Songs, die noch unveröffentlicht in unseren Gehirnen schlafen, in absehbarer Zeit auf die Menschheit loslassen zu können.

Und was möchtet ihr zum Abschluss unseren Lesern bzw. euren Fans noch mit auf den Weg geben?

Bleibt euch immer selbst treu – und lang lebe das Chaos.

Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen und für die Zukunft alles Gute!

CHAOS INSIDE - Andy, Petra & Roman

 


Photocredits
Live-Photo: Anja Benedetter von Anja Bene Fotografie
Bandphoto: Hux Humaldo von Chronerion Media
Studio-Foto: CHAOS INSIDE

 

 

 


Band-Links:
chaos inside interview CHAOS INSIDE - Andy, Petra & Roman CHAOS INSIDE - Andy, Petra & Roman

 

 


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