Power Up Tour 2024: AC/DC, THE PRETTY RECKLESS @ Ernst-Happel-Stadion, Wien (26.06.2024)

ac/dc live


Gehma noch einmal Legenden schauen, unter diesem Motto stand für mich das zweite AC/DC Konzert im Zuge der Power Up Tour 2024 am Mittwoch im Ernst Happel Stadion, nachdem man vier Tage vorher dort schon den ersten Abstecher zelebrierte.

Der Weg ins altehrwürdige Prater-Stadion erwies sich als problemlos, die Sonne schien mit großer Macht, die Leute stillten schon am Weg zum Konzert ihren Hunger und Durst, was dank der vielen Verkaufsstände auch relativ schnell ging. Soweit das Auge blickte, sah man Fan-Utensilien der Australier. Bei kaum einer anderen Band sieht man solch eine hohe Anzahl an verschiedenen Band-Shirts und bestimmt nicht alle waren Lizenzprodukte, was bei genauerer Betrachtung ins Auge stach. Kam man gut 90 Minuten vor Beginn an, lief der Einlass reibungslos, ging flott und man konnte noch gut einen Platz im Wavebreaker ergattern.

Den Job als Motivator, wie wenn das an diesem Tag nötig gewesen wäre, bekamen die Rocker von THE PRETTY RECKLESS aus New York. Sängerin Taylor Momsen, die auch als Modell und Schauspielerin tätig ist und ihre drei Kollegen nutzen ihre knapp 50 Minuten souverän, um viele neue Fans für sich zu gewinnen. Auch wenn es etwas dauerte bis die Menge begriff, wie gut die Truppe ist, die hier am Start war. Doch Songs wie das düstere „Make Me Wanna Die“, das unverschämt eingängige „Death By Rock N Roll“ vom gleichnamigen Album, oder die Stadion-Hymne „Heaven Knows“ gingen schnell ins Ohr und haben wahrlich Hit-Potenzial. Und mit Taylor an vorderster Front hat die Band eine Dame an der Font mit toller Stimme, starker Ausstrahlung und großartigen Tanzeinlagen, lieferte sie eine feine Show ab. Die Herren Ben Philips und Mark Damon an der Gitarre und am Bass trauten sich nur ab und zu nach vorne, um ein paar Soli rauszuhauen und überließen schlauerweise ihrer Frontfrau den Platz an der Sonne. Zwischendurch wurde immer wieder darauf hingewiesen, wegen wem man heute Abend eigentlich hier war, und man konnte es förmlich spüren wie stolz THE PRETTY RECKLESS waren für die Rock-Giganten eröffnen zu dürfen.

acdc the pretty reckless live wien 2024

Setlist THE PRETTY RECKLESS:
Death By Rock And Roll
Since You’re Gone
Follow Me Down
Only Love Can Save Me Now
Sweet Things
Witches Burn
Make Me Wanna Die
Going To Hell
Heaven Knows
Take Me Down

 

Dann hieß es erstmal warten und so blieb noch Zeit sich den vergossenen Schweiß von der Stirn zu wischen und den Wasserhaushalt wieder aufzufüllen. Ein Blick durchs Oval zeigte, dass sich inzwischen die Reihen fast komplett gefüllt hatten. Von der 70-jährigen Old School Rock-Oma oder dem 8-jährigen Rock-Zwerg, der mit Mama und Papa da war, bis zum Kuttenträger im mittleren Alter, war alles Anwesenden und so sah man auch Menschen im feinen Polo Shirt oder gar im Hemd vor der Bühne stehen. Alles möglich bei AC/DC, die seit mehr als 50 Jahren Generationen vereinen.

Pünktlich um 20:30 gingen die Schweinwerfer aus und auf der gigantischen Bühne erwachten die Bildschirme. Ein amerikanischer Sportwagen sauste über die Autobahn und schnell erschien die Ausfahrt nach Wien. Ein langsamer Schwenk auf die Kühlerfigur am roten Auto sorgte für den ersten lauten Aufschrei der Menge, den eine Angus-Figut mit Gitarre in Silber dekorierte die Motorhaube, ehe das Auto auch schon ins Stadion brauste um ordentlich den Motor aufröhren zu lassen.

AC/DC, THE PRETTY RECKLESS

Die Power Up Tour 2024 sollte gleich in Fahrt kommen. So betrat man lautstarkdie Bühne und die ersten Töne von „If You Want Blood (You’ve Got It)“ starteten das 130-minütige Set der Australier. Hörte man noch von Sound-Problemen bei so manch Auftritten, waren hier nach ein paar Minuten alle Sorgen verflogen, den die Crew leistete ausgezeichnete Arbeit und so funktionierte das Mikro von Brian Johnson nach kurzen Anlaufschwierigkeit ebenfalls wieder.

Auch wenn man es nicht bestreiten kann und der Zahn der Zeit seine Spuren bei den Musikern hinterließ, merkte man von der ersten Sekunde an wieviel Spaß die Jungs nach wie vor mit ihrer Arbeit hatten. Wenn die Kamera immer wieder in das Gesicht des Sängers zoomte, sah man die Freude fast heraussprudeln, da ja lange Zeit nicht sicher war ob Brian mit seinen Gehörproblemen jemals wieder auf die Bühne zurückkehren konnte. Umso glücklicher war man, noch einmal live mit dabei gewesen zu sein. Zu den Hits aus fünf Jahrzehnten wie „Back In Black“, dem fulminanten „Thunderstruck“ oder „Hells Bells“, mit der obligatorischen Glocke an der Decke, braucht man wohl nicht viel erzählen, das sie wohl dem Großteil der Menschheit ein Begriff sein dürften.

Mr, Angus „Duracell Hase“ Young dürfte in der Nacht recht gut geschlafen oder das richtige gegessen haben, denn wie viele Kilometer der inzwischen komplett ergraute 69 jährige zurücklegte war phänomenal. Auch wenn er inzwischen als Doc. Brown Double durchgehen würde, muss ihm das so mancher Jungspund erstmal nachmachen.

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Je später der Abend, desto ausgelassener die Stimmung und das lag bestimmt nicht nur an dem einen oder anderen Marihuana-Wölkchen, das durchs Stadion zog. Und so verging die Zeit wie im Flug. Immer wieder ließ man seinen Blick durchs Happel wandern und in der aufkeimende  Dunkelheit kamen die tausenden Teufelshörner immer besser zur Geltung und sorgten so für eine einmalige Kulisse.

Die Ansagen hielten sich in Grenzen und kamen eigentlich nur von Rock-Opa Johnson, der aber vorrangig seine Stimme für die Klassiker schonte. Auf keinen Fall durften „Shoot To Thrill“, „Rock ’n‘ Roll Train” mit passenden Video oder das großartige „Stiff Upper Lip“ fehlen. Großes Lob nochmal an Brian Johnson, der nicht immer jeden Ton perfekt traf und das ein oder andere Mal auch außer Puste war, doch alles Gab und mit seinen typischen Tanz-Moves und seiner sympathischen Art für viel Freude sorgte.

Der Rest der Truppe hielt sich im Hintergrund, da man den beiden letzten alteingesssenen Haudegen im LineUp das Rampenlicht überließ. Zeit für Ohrwürmer, denn es folgten „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ und „High Voltage“ aus den Anfangstagen, die noch um eine Spur frenetischer gefeiert wurden.

Ein Zeichen, dass sich der Abend dem Ende näherte war dann „Highway To Hell“ mit passenden Flammen im Hintergrund, ehe die gute alte „Whole Lotta Rosie“ auf den Leinwänden optisch den Abend verschönerte. Als Finale folgte „Let There Be Rock“ bei dem der kleine Mann mit der Gitarre fast 15 Minuten sein Können an der Gitarre zeigen durfte. Großes Kino vom Schuluniform Träger.

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Danach verschwand man hinter die Bühne um sich nicht all zulange bitten zu lassen und die Zugabe abzufeuern im wahrsten Sinne des Wortes. Das würdige Finale bestand aus dem lautstark mitgesungenen „T.N.T.“ ehe „For Those About To Rock (We Salute You)“ alles zerstörte. Wenn man schon jede Menge Kanonen mit hat, dann feuert man sie auch mehrfach ab und sorgte so für noch mehr Lärm und Rauch. Geiles Ende eine feinen Konzertes, dass eigentlich kaum Wünsch offen ließ. Stimmt: Über die Setlist kann man immer diskutieren, aber in 50 Jahren Bandgeschichte häufen sich jede Menge Hits an und man wird wohl immer irgendeinen vermissen.


Setlist AC/DC:
If You Want Blood (You’ve Got It)
Back In Black
Demon Fire
Shot Down In Flames
Thunderstruck
Have a Drink On Me
Hells Bells
Shot In The Dark
Stiff Upper Lip
Shoot To Thrill
Sin City
Rock ’n‘ Roll Train
Dirty Deeds Done Dirt Cheap
High Voltage
Riff Raff
You Shook Me All Night Long
Highway To Hell
Whole Lotta Rosie
Let There Be Rock

T.N.T.
For Those About To Rock (We Salute You)


So verließ man in einem Meer aus rot blinkenden Hörnern das Stadion mit einem weinenden und einem lachenden Auge, den alles Gute hat einmal ein Ende und das sich AC/DC noch einmal in unsere Gegen verirren werden ist wohl eher unwahrscheinlich. Daher schön, dabei gewesen zu sein.


Band-Links:
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