De Profundis Clamavi Ad Te Domine
(Black Metal)
Label: Regain Records
Format: (Live)
Release: 2004
Tjo, DARK FUNERAL machen ein Live-Album. Zugegebenermaßen ließ diese Ansage im Vorfeld doch einige Zweifel aufkommen, ob das denn eine sehr kluge Idee sei. An dieser Stelle verweise ich mal auf die letzten von mir beigewohnten Gigs dieser Band (das letzte Mal Wacken 2003), die mich absolut nicht überzeugen konnten. Nein, ich rede nicht vom Entertainment-Gehalt, das ist immerhin noch Geschmackssache, wenn sich ein eher stoisch wirkender Fronter, der zudem auch noch ob Ermangelung eines umgeschnallten Instrumentes jede Möglichkeit für mitreißendes Stageacting hätte, kaum vom Fleck bewegt. Das kann im besten Fall gewissermaßen erhaben wirken und dementsprechend eine „I bin do oben und du do unten“-Stimmung aufkommen lassen, in welche Ecke der Devotion sich mit Sicherheit viele Fans gerne drängen lassen. Es muss nicht jeder so wie ein Legion – sehr treffend auch schon als der Daniel Küblböck des Black Metals bezeichnet worden – rumhampeln, das ist klar. Ich schweife ab.
Wovon ich eigentlich reden wollte, ist die musikalische Performance der Band: Ich sage ja nichts, wenn live die Songs ein wenig flotter vom Stapel gehen, das regt an und gibt noch etwas mehr Schub, aber bitte, alles mit Maß und Ziel und vor allem: alles, was recht ist!
Zum Spaß habe ich einen kleinen Vergleich angestellt, der keines weiteren Kommentars bedarf: „The Dawn No More Rises“ kommt live netto (also ansagenbereinigt) auf 3:10, auf dem Originalalbum bringt es derselbe Song auf 3:58 (!). Fällt das denn auf? Nein, es ist extrem störend, teilweise ausgeklügelte Strukturen und Feinheiten werden hiermit vollkommen zunichte gemacht. So etwas kommt nicht oft vor, aber die Schuld ist in diesem Fall einem einzigen Mann zu geben: Matte Modin, dem Drummer der Schweden. So gut er seinen Job bei DEFLESHED macht (und das macht er wirklich ausgezeichnet), so daneben liegt er bei DARK FUNERAL – zumindest live. Alle Drumstrukturen (gut, nicht alle, aber sehr viele), die auf den Alben vorliegen, werden live ganz einfach über Bord geworfen, und es wird nach Lust und Laune dahinimprovisiert, und das bei einem Tempo, bei dem man sich zu Zeiten der Plattenspieler drei Mal gefragt hätte, ob man das richtige eingestellt hat. Zudem wird man dann auch wieder ein wenig langsamer, dann wieder schneller, dann wieder langsamer, es ist wirklich unschön. Und den Nullaposteln, die jetzt herkommen mit „Boa, der kann aber schnell spielen – wie cool“, empfehle ich folgende Lektüre: „Metal für Newbies: Über die großen Missverständnisse“.
Der Rest der Band macht seinen Job ausgezeichnet, natürlich im Fall von Gitarren und Bass bei den Jungs kein großes Kunststück, aber auch Fronter Caligula schreit und keift so prächtig wie auf den Alben – wenn nicht besser.
Die Zusammenstellung der Songs lässt keine Wünsche offen und bietet einen schönen Querschnitt durch alle Alben dieser Band. Darunter: „Thy Legions Come“, „An Apprentice Of Satan“, „The Secrets Of The Black Arts“, natürlich „Open The Gates“ und „My Dark Desires“ sowie etwa „The Arrival Of Satan’s Empire“ oder „Hail Murder“ vom aktuellen Album „Diabolis Interium“.
Ich möchte anmerken, dass ich die Musik von DARK FUNERAL äußerst schätze, vielleicht ist auch das ein Grund, weshalb mich beschriebene „Tatbestände“ so immens stören. Wie jemand, der diese Band nicht so gut kennt, auf dieses Album reagiert, kann und will ich nicht beurteilen. Aber für mich steht fest, dass es besser geht – weitaus besser. Nichtsdestotrotz gibt es einen halben Punkt Bonus, da korrektes Latein verwendet wurde – auch wenn das nicht aus der eigenen Feder stammt.
Tracklist „Attera Totus Sanctus“:
1. Intro
2. The Arrival Of Satan´s Empire
3. An Apprentice Of Satan
4. The Dawn No More Rises
5. Thy Legions Come
6. Hail Murder
7. Goddess Of Sodomy
8. The Secrets Of The Black Arts
9. Vobiscum Satanas
10. Shadows Over Transylvania
11. Open The Gates
12. Ineffable Kings Of Darkness
13. Thus I Have Spoken
14. My Dark Desires
15. Armageddon Finally Comes
Gesamtspielzeit: 45:45