Dissociation
(Mathcore)
Label: Party Smasher Inc.
Format: (LP)
Release: 2016
Das inzwischen sechste Album der Band aus New Jersey kommt mit einem bitteren Beigeschmack ums Eck. Hat doch die Band im Zuge der Veröffentlichung doch ihren Abschied auf unbestimmte Zeit bekannt gegeben, ein Hiatus nach gut 20 Jahren Mathcore steht also an, treibt nun die Band schon seit 1997 ihr Unwesen. Ruhig wird es nach der abschließenden Welttournee der Herrschaften aber wohl nicht werden. So hat das einzig verbliebene Gründungsmitglied Ben Weinmann hat auch schon ein neues Projekt am Start – die Supergroup GIRAFFE TONGUE ORCHESTRA mit Mitgliedern von ALICE IN CHAINS und MASTODON, und auch der stimmgewaltige Mann am Mikro, Greg Puciato, hat mit KILLER BE KILLED und THE BLACK QUEEN den einen oder anderen Nebenschauplatz eröffnet.
Aber genug des Exkurses, zurück zum eigentlichen Grund für diese Zeilen: „Dissociation“. Auch der neue und womöglich letzte Output von TDEP wird mit Sicherheit wieder zu polarisieren wissen, denn der eigenwillige vertrackte Sound und die vielfältigen Einflüsse, die die Musik der Band so einzigartig machen, wird zumeist entweder verehrt oder als zu mühsam oder an Kakophonie grenzend rigoros abgelehnt. Dazwischen gibt es zumeist nicht viel. Es wirkt fast so, als wäre es der Band schon mehr als bewusst gewesen, dass dieses Album so etwas wie einen Schlußstrich unter einer äußerst kreativen und einflussreichen Karriere darstellen soll. Denn zum ersten Mal reißt die Band keine musikalischen Grenzen mehr ein sondern spielt sich quasi durch die Stärken der vorherigen Alben. THE DILLINGER ESCAPE PLAN geht für seine Verhältnisse also quasi auf Nummer sicher. Da wir aber hier von einer der prägendsten wie innovativsten Mathcore und Metalbands der letzten 30 Jahre sprechen, ist auch dieser Output keinenfalls als schwach zu bezeichnen. Im Gegenteil.
Schon der Opener „Limerent Death“ nimmt einen mit auf den TDEP-Rollercoaster, wahnwitziges Riffing, fieses Gekreische, zig Rhythmuswechsel, gespickt mit „FAITH NO MORE“-Gedenkparts. Nur um danach mit „Symptom Of Terminal Illness“ einen gewaltigen Rocksong rauszuhauen, der sich nicht nur im Gehörgang festfräst sondern bei dem auch Vocalist Greg Puciato wieder einmal sein gewaltiges Gesangssprektum unter Beweis stellen darf. Nachdem es bei „Wanting Not So Much To As To” nochmal gehörig eines auf die Mütze gibt, werden beim instrumentalen „FUGUE“ elektronische Töne angeschlagen, die aber nicht minder treibend aus den Boxen kommen und sich gut ins Live-Set von Drum ‚n‘ Bass Crews wie den METALHEADZ einfügen würden. Wie könnte es anders sein kommt das darauffolgende „Low Feels Blvd“ wie ein Tritt ins Gesicht um die Ecke. In dieser Tonlage geht es weiter bis zum eingängigeren „Apologies Not Included“ welches mit seiner kruden Eingängigkeit das Zeug zum „Hit“ dieser Platte hätte.
Der von Streicharrangements geprägt Titeltrack „Dissociation“ bildet den perfekten entschleunigten Abschluss der Achterbahnfahrt von einer Platte. THE DILLINGER ESCAPE PLAN wird eine musikalische Lücke hinterlassen. Dennoch wird die abschließende Welttournee der mehr als gewaltigen Liveband ein Volksfest auch für den Autor dieser Zeilen, denn ein achtes DILLINGER-Konzert kann mit Sicherheit nicht schaden.
Tracklist „Dissociation“:
1. Limerent Death
2. Symptom Of Terminal Illness
3. Wanting Not So Much To As To
4. Fugue
5. Low Feels Blvd
6. Surrogate
7. Honeysuckle
8. Manufacturing Discontent
9. Apologies Not Included
10. Nothing To Forget
11. Dissociation
Gesamtspielzeit: 47:08
www.thedillingerescapeplan.com