Die Zeiten haben sich geändert und die Einstellung zum Altern natürlich auch. 1975 beklagte sich Curd Jürgens das er 60 Jahre alt wäre aber kein bisschen weise und 1978 stellte der andere Jürgens (genau der Udo), dass mit 66 Jahren das Leben erst beginnt. Mittlerweile ist es bereits wieder so weit, dass die Mehrheit meint mit 60jährigen wäre nicht mehr viel los. Diese Mehrheit kennt scheinbar Jutta Weinhold (ZED YAGO) nicht. Die 73jährige wirft gerade ihr fünftes Studioalbum mit ihrer Band VELVET VIPER auf den Markt und für Gelenksschmerzen und Altersdemenz findet sich in ihrem Leben kein Platz. Mit geballter Power und einer Stimme, die sich seit 1986 (Gründungsjahr von ZED YAGO) kein Quäntchen geändert hat, zeigt Jutta der Jugend wo der Hammer hängt. Ihre Band, deren Mitglieder nur halb so alt sind wie ihre Frontfrau und einige Gastmusiker (zb. Ferdy Doernberg von AXEL RUDI PELL, Karsten Vollmer, Janine Shouten) legt ihr dafür einen druckvollen Teppich unter die Füße, der alles beinhaltet. Jede Menge Drive, Groove, Power und dennoch kommt die Musik von VELVET VIPER im klassischen Metal Sound rüber.
Die Thematik der Songs ist breit gefächert. So gibt es Songs über unbezwingbare Frauen („Sword Sisters“) oder wie die VELVET VIPER zur „Holy Snake Mother“ wurde. Andere Tracks handeln von Gottheiten wie von Pankrates der mit der Göttin Isis das verlorene Ägypten rettet, oder ihren Bruder „Osiris“.
Andere behandeln wiederum Themen die in der heutigen Zeit wieder mehr als aktuell sind. „On The Prowl“ stellt Jutta die Frage „ Wie lange geht es noch mit dem Rock´n´Roll?“ an alle Musiker und natürlich auch an sich selbst. „Long Shadows“ behandelt wiederum das Thema, warum die Menschheit nicht mehr auf diese unsere Welt acht gibt.
Aber auch dem Metal wurde eine neue Hymne gewidmet: „Let Metal Be Your Master“ ist eine Liebeserklärung an die harte Musik und dieser Song hat wirklich das Potential zu einer Hymne bei Live Konzerten zu werden. Harte Riffs gepaart mit einem eingängigen Refrain – was will man mehr?
Das ganze Album besticht durch wirklich fette Gitarren und einer unbändigen Power, hört einfach Mal in „Osiris“, „On The Prowl“ oder „Sassenach“ rein. Nur zwei Songs fühlen sich für mich etwas sperrig an und zwar „Long Shadows“ und die Akustikversion von „Götterdämmerung“, sind aber dennoch weit über dem Durchschnitt so manch anderer Veröffentlichung.
Die Antwort auf deine Frage in „On The Prowl“ kann ich dir geben liebe Jutta: Wenn alle so wie du rocken, dann kann, wird und soll es mit dem Rock´n´Roll noch ewig so weitergehen.
Hiermit hast du wieder einmal bewiesen, dass Metal kein Alter kennt und es keinen Bedarf gibt, aus dem Roll einen Rollator zu machen.
Tracklist „Cosmic Healer“:
1. Sword Sister
2. Let Metal Be Your Master
3. Cosmic Healer
4. Holy Snake Mother
5. Voice Of An Anarchist
6. Sassenach
7. Osiris
8. On The Prowl
9. Long Shadows
10. Darkness Of Senses
11. Götterdämmerung (Acoustic Version)
Gesamtspielzeit: 49:01