Underneath
(Nu Metal | Alternative | Industrual | Hardcore)
Label: Blue Grape Music
Format: (LP)
Release: 29. 09. 2023
Also in Sachen, scheußlichen Artwork haben CODE ORANGE mit „The Above“ dieses Jahr in den Polls wohl mit Sicherheit die Nase vorn, wie es aber um den musikalischen Inhalt des neuen Albums bestellt ist, werden wir in den nächsten Absätzen beleuchten.
2020 lieferten CODE ORANGE mit „Underneath“ das wohl spannendste Album ihrer gar nicht mehr so kurzen Karriere, die sie noch unter dem Namen CODE ORANGE KIDS gestartet haben und auf deren Weg sich schon großartige Veröffentlichungen wie „I Am King“ oder das gnadenlose „Forever“ finden lassen. Haben sie doch auf dem Album geschafft, 90er Nu Metal unpeinlich ins Hier und Jetzt zu transportieren und zu einem giftigen Amalgam aus Metal, Hardcore, Industrial und Alternativerock zu vermengen.
Legten sie heuer noch das, sagen wir mal so, spezielle Remix-Album „What Is Really Underneath?“ vor, folgt nun mit „The Above“ das Nachfolgealbum. Der Opener „Never Far Apart“ kommt hörbar vom 90er Industrial der NINE INCH NAILS inspiriert aus den Boxen, und stellt den angepissten Sprechgesang von Ex-Drummer Jamie Morgan, der seit geraumer Zeit komplett ans Mikro gewechselt ist, der Singstimme von Gitarristin Reba Meyers gegenüber, und genau dieser Gegensatz bzw. dieses Wechselspiel zieht sich wie ein roter Faden durch das Album.
Schon mit dem nachfolgenden „Theater Of Cruelty“ nehmen einen CODE ORANGE in ihre inzwischen doch recht einzigartige Soundwelt mit, die irgendwo zwischen Nu Metal, Industrial, Metalcore, Alternative Rock und Pop pendelt und im Hintergrund von einer Hardcore Klammer, in dem die Band ja ihre Sozialisierung erfahren hat, zusammengehalten wird. Und so folgt in „Take Shape“, das sich spätestens beim zweiten Durchlauf gnadenlos in die Gehörgänge fräst, der zweite Ausflug in die 90er und glänzt dann gleich mit einem Gastauftritt von einem der großen Alternativehelden eben dieser Ära, denn niemand geringerer als Billy Corgan von den SMASHING PUMPKINS veredelt den Track mit seiner mehr als markanten Singstimme.
Das ruhige „Mirror“ macht vor allem Lust auf ein neues ADVENTURES Album, dem Alternativerock Sideproject der Band, und gerade die von der fast grungigen Stimme von Gitarristin Reba Meyers getragenen Songs wie „Circle Through“ setzen sich besonders hartknäckig ins Ohr und das Quintett unterstreicht deren ausgeprochenes Talent für ausgefeiltes Songwriting. Das eher wenige gelungene Coverartwork wird durch die detailverliebte und auffändige visuelle Umsetzung der Videos zu den Songs mehr als wett gemacht denn der künstlerische Output der Bands ist ja schon seit längerem nicht mehr auf ihre Musik beschränkt sondern versteht sich als vielseitiges Gesamtpaket.
CODE ORANGE liefern einerseits einige ihrer bis dato härtestens („Grooming My Replacement“), anderseits auch die eingängigsten Songs ihrer Karriere, da sie ihren Sound für (Alternative-) Rock Rock wie z.B. in „Circle Through“ öffnen und das wird einerseits womöglich für Unverständnis sorgen, anderseits fordert das Quintett ihrer Hörer*innen heraus sich intensiv mit der Platte zu beschäftigen. Die ersten Durchläufe waren eher noch von großer Skepsis begleitet, allerdings offenbart sich „The Above“, sofern man der Platte die nötige Zeit gibt, als absoluter Grower der unglaubliche Tiefe offenbart und sich als „Underneath“ zumindest ebenbürtiges, wenn nicht noch stärkeres Machwerk entpuppt. Stellt sich eigentlich nur die durchaus luxuriöse Frage wie CODE ORANGE dies in Zukunft noch toppen wollen. Eine genresprengende Ausnahmeband.
Tracklist „The Above“:
- Never Far Apart
- Theatre Of Cruelty
- Take Shape (feat. Billy Corgan)
- The Mask Of Sanity Slips
- Mirror
- A Drone Opting Out Of The Hive
- I Fly
- Splinter The Soul
- The Game
- Grooming My Replacement
- Snapshot
- Circle Through
- But A Dream…
- The Above
Gesamtspielzeit: 51:43
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