Ich erinnere mich mal drei Jahre zurück. Eines schönen Abends, ich verließ die Redaktion meiner Zeitung, alle Seiten waren für den nächsten Tag gemacht. Wie ein Irrer bin ich 120 Kilometer weiter gerast. Ein Konzert in Pratteln war angesagt, die Schweiz rief. Im z7, wo es schon so viele wunderbare Konzerte gab: OLD MAN’S CHILD, Vorband neben einigen anderen war KRISIUN. Mit Ärger zog ich wieder ab. Die großen OLD MAN’S CHILD versagten auf der ganzen Linie. Nicht einmal die Vorbands wie KRISIUN brachten noch einen Schimmer in diesen düsteren Metalabend. Und von genau dieser Band liegt mir nun eine DVD vor, dieser Brasilianer, Verfechter des brutalen Death Metals. Auf diesem visuellen Output mit Namen „Live Armageddon“ machen es KRISIUN zwar besser als in Pratteln, überzeugen mich aber dennoch nicht.
In Pratteln nervte mich dieser Brei. Es war kein Instrument so richtig herauszuhören, dazu mischte sich noch Sänger und Bassist Alex Camargo mit seinem Gegröle. Es war eines der Konzerte, nach dem kein Konzert im Schädel hängen blieb. Das ist auf der DVD auf jeden Fall besser. Die Drums kommen fett aus den Boxen der Glotze, die Double-Bass wummert nur so dahin. Des Sängers Röhre ist klar herauszufiltern, nur an den Gitarren hapert es ein wenig. Ich weiß aber nicht, ob es an der Liedauswahl liegt, oder ob die mir eigentlich weniger bekannten Brasilianer nichts Versierteres haben. Da ist er nämlich wieder, der Brei. Jedes Lied knallt gleich daher, abgesehen einiger Nuancen. Klar, mir ist bestens bekannt, was brutaler Death Metal ist, stehen ja genügend Silberlinge davon im CD-Schrank. Eine Band muss aber geradezu ihre Stärken auf der Bühne ausreizen. Das ist nun mal die musikalische Differenz zur Studioproduktion, das können auch nur kleine Facetten sein. Aber KRISIUN liefert mit und auf dieser DVD eine Show ab – aufgenommen in Polen – die kein Live-Feeling aufkommen lässt. Es erinnert alles an ein monotones Heruntergenudel der Stücke.
Dieser Zustand mag aber auch an der gesamten Aufmachung der DVD liegen, Aufmachung bezogen auf die filmische Umsetzung. Wer visuelle Musik will, möchte Konzerteindrücke haben. Fast ausschließlich ist die Band auf der überdimensionalen Bühne zu sehen. Würde der Drummer nicht mit einer Extra-Kamera eingefangen werden, wäre er von den Kameras an der Bühne überhaupt nicht zu erfassen. Zusätzlich kommen die Fans zu kurz. Dafür sind die Kameramänner selbstverliebt, so oft wie sie mit ihren Hinterköpfen zu sehen sind.
Vielleicht sind die Ansprüche hier zu hoch gesetzt. Für den Preis, die eine DVD kostet, sollte aber mehr drin sein. Soviel zum eigentlichen Konzert in Polen.
Es befindet sich als Bonus noch ein Mitschnitt aus Sao Paolo auf dem Silberling. Die Halle ist kleiner, alles heimeliger, die Fans und ihre Euphorie der Band aus der Heimat kommen öfter zur Geltung. Dafür krankt es am Sound, die Drums sind übersteuert. Der Gipfel der Frechheit sind aber die drei Tracks, aufgenommen während des Wacken Openairs 2001. Wie kommt man auf die Idee, solch eine schlechte Qualität auf eine DVD zu packen?! Die Kamera lag wohl in den Händen eines Betrunkenen, der Sound ist nicht abgenommen, sondern schlecht übers Kameramikro eingefangen. Die Hölle auf Erden – Armageddon – sieht wahrscheinlich anders aus. Weniger ist manchmal mehr. Des Weiteren sind Bandinfos, Fotos und Aufnahmesessions auf dem guten Stück, sowie das Video „Murderer“.
Tracklist „Live Armageddon“:
1. Hatred Inherit
2. Thorns of Heaven
3. Dawn of Flagellation
4. Murderer
5. Ethereal World
6. Vengeance’s Revelation
7. Wolfen Tyranny
8. Conquerors of Armageddon
9. Kings of Killing
10. Dawn of Flagellation
11. Murderer
12. Ethereal World
13. Soul Devourer
14. Vengeance’s Revelation
15. Ageless Venomous
16. Drum Solo instrumental
17. Wolfen Tyranny
18. Conquerors of Armageddon
19. In League with Satan (Venom cover)
20. Works of Carnage
21. Apocalyptic Victory
22. Conquerors of Armageddon
23. Drum Solo instrumental
24. Vengeance’s Revelation
25. Works of Carnage (recording sessions)
26. Murderer (videoclip)
Gesamtspielzeit: 110:00