4:17 A.M.
(Melodic Death Metal)
Label: Locomotive Records
Format: (LP)
Release: 2004
Es gibt einige Bands, die ihrem Stil Abwechslung einhauchen durch zweistimmige Vocals. Zumeist rau-verzerrt in Kombination mit klarem Gesang. Macht sich gut, aber nicht jede Truppe weiß es dementsprechend rüberzubringen. Entweder harmonieren die Organe nicht. Oder sie passen einfach nicht zum restlichen musikalischen Gefüge. Zu Spitzenreitern dieser Kategorie weisen sich seit Jahren schon BEFORE THE DAWN aus. Der neue Silberling „4:17 am“ festigt diese Auszeichnung.
Schade nur, dass diese finnische Band immer unterbewertet blieb. Denn in diesen fünf Musikern steckt ein riesiges Potenzial, das irgendwo zwischen KATATONIA und DARK TRANQUILLITY angesiedelt ist. Ihr Rezept ist eben der doppelstimmige Gesang. Der klare und der rau-verzerrte von Tuomas Saukkonen und Panu Willmannsind sind stimmig, ein Einklang. Im Gegensatz zu anderen Beispielen verstehen sich die beiden Sänger quasi als Gesprächspartner. Sie konkurrieren nicht, sie ziehen an einem Strang – keine Disharmonie. Und genau diese Symbiose ist eine erstklassige Ergänzung zur Musik. Denn die beiden Organe verstehen sich als weiteres Instrument. Insgesamt gesehen kommt dabei elegischer, aber druckvoller Metal heraus. Es ist immer dieser Hauch von Melancholie, der mitschwebt. Melodiös, trotz geballter Power. Stellenweise erinnert das Songwriting an SENTENCED. Mit einfachen Mitteln Stimmung erzeugen. Bei BEFORE THE DAWN mit ein Verdienst der harmonischen Keyboards, die der Musik dezent eine verträumte Note geben. Den Gipfel erreicht die Platte mit Lied Nummer sieben, „My Room“. Was die Band damit geschaffen hat, ist nicht mehr zu toppen. Dieses halb-balladeske Lied wird von der klaren Stimme dominiert und zeichnet sich durch erstklassige Refrains aus. Wiederhole, Refrains. Denn in „My Room“ gibt es zwei Refrains, die in einem eine gewisse Sehnsucht wecken. Sensationell.
Schon das Vorgängeralbum ließ keine Wünsche offen. Die neue Scheibe tut es auch nicht. Dieser Band muss man eine Chance geben. Und die volle Punktzahl, was bei mir bisher nur drei Bands erreicht haben. „4:17 am“ setzt Maßstäbe. Sehr hohe. Interessant, dass das letzte Lied auf dem Vorgänger „4:16 am“ hieß.
Tracklist „4:17 A.M.“:
1. Heaven
2. Seed
3. Dreamer
4. Fade Away
5. Crush
6. Into You
7. My Room
8. The Black
9. Vengeance
10. Hiding
Gesamtspielzeit: 46:54
