Bereits anderthalb Dekaden ist das infernalische Trio aus Brasilien tatkräftigst in der Szene des ehrwürdigen Todmetalls vertreten, gelten sie nicht nur als Begründer und stärkstes Aushängeschild der New Wave of Brazilian Death Metal, sondern haben sie sich auch binnen kürzester Zeit vor hochkarätigen Acts wie MORBID ANGEL platziert.
Im Laufe ihrer Karriere haben die Kolesne-Camargo-Brüder so manch hochkarätiges Album anscheinend mühelos aus dem Ärmel geschleudert, mit „Conquerors of Armageddon“ – ihrem Einstand auf Century Media im Jahre 2000 – nicht nur ihr bis dato stärkstes Album, sondern auch eines bahnbrechend und wegweisend in Punkto Geschwindigkeit und technischem Anspruch abgeliefert. Während in meinen Augen (respektive Ohren) die letzten Veröffentlichungen von beispielsweise KATAKLYSM oder auch MORBID ANGEL nicht an den Urknall, die Durchschlagskraft der älteren Veröffentlichungen ansetzen konnten, so sind KRISIUN nach einem kleineren Durchhänger mit „Works of Carnage“ wieder eine sichere Bank.
Im Gegensatz zu Genrekollegen kommt es auf dem aktuellen Silberling der Brasilianer nicht nur zu keinem Bruch mit den Trademarks, sondern sogar zu einer Rückbesinnung auf alte Qualitäten und überragende Verbesserung im Songwriting. KRISIUN setzen wieder vermehrt auf Eilzugtempo, vergessen dabei jedoch nicht, den mörderischen Groove, die Heavyness, welche Alben wie „Ageless Venomous“ und zu Teilen auch „Works Of Carnage“ auszeichnete, geschickt zu platzieren. Technisch abgedreht, gnadenlos und kernig versprechen herausragende Stücke wie der Opener „Bloodcraft“ sowie „Vicious Wrath“ oder auch das an glorreiche Anfangstage – ich denke hier an „Rises from Black“ – erinnernde „House Of God“ ein akustisches Inferno, das sich auf höchstem Niveau ohne Ausfall durch die komplette Langrille zieht.
Im Gesamttempo zwar gedrosselter als auf den Frühwerken, so kann „AssassiNation“ dennoch auf ein beachtlich hohes Maß an Trommelfell-Penetration verweisen. Was Moyses an der Gitarre, Max hinter der Kesselbude aufführt, ist nach wie vor auf höchstem Niveau, auf der anderen Seite jedoch auch songdienlich – zwar nicht erstmals, dafür aber erstmals in perfektem Einklang mit Geschwindigkeitsexzessen stehend, wissen KRISIUN eingängige Strukturen aufzuweisen, pendeln sie immerhin gekonnt zwischen Geballer und walzenden Rhythmen hin und her, agieren zwar brachial, dafür aber gekonnt geradlinig, zumindest soweit sich jener Begriff auf KRISIUN anwenden lässt.
Das Bild, welches sich dem geneigten Hörer präsentiert: Leatherface auf Acid, seine frisch geschmierte Kettensäge mit aufgemotzter Maschine blutdurstig auf Dauerrotation, die Sägeblätter vor Blut und zerfetzten Innereien nur so triefend, während sie sich lustvoll heulend durch jeden Knochen fräsen, der sich ihnen in den Weg stellt – Massenmord im Weltgeschehen, du trägst den Namen KRISIUN auf dem Haupt.
Selbst kurze Intermezzi wie „Doomed“ oder „Summon“ passen hervorragend ins Bild, während in der Vergangenheit gewisse Zwischenspiele zwar extrahiert durchaus ihre herausragenden Qualitäten hatten – ich denke hier beispielsweise an „Diaboleros“ -, im Gesamtkonzept des Albums vielleicht etwas deplatziert wirkten. Passend zum rauhen Charme von „AssassiNation“ ist dem Trio mit dem MOTÖRHEAD-Cover „Sweet Revenge“ (vom „Bomber“-Output der trinkfreudigen Briten um Lemmy) ein geglückter Abschluss gelungen, welcher ein grandioses Album gekonnt abzurunden weiß.
„AssassiNation“ wurde von Andy Classen perfekt in Szene gesetzt – mit Betonung auf die Wucht der alten Tage und den technischen Möglichkeiten, ein zwar basisorientiertes, aber klar und wuchtig klingendes Album zu schaffen, hat sich der gute Herr selbst übertroffen, eine „classe Produktion“ sozusagen!
Kurz und bündig: „AssassiNation“ ist ein grandioses, starkes Album – übertrifft zwar knapp nicht meinen persönlichen Favoriten „Conquerors Of Armageddon“, „Works of Carnage“ raucht es jedoch gemächlich zum Frühstück und scheißt es zu Mittag gepflegt ins Töpfchen, Prost Mahlzeit!
Tracklist „AssassiNation „:
1. Bloodcraft
2. Natural Genocide
3. Vicious Wrath
4. Refusal
5. H.o.g. (house Of God)
6. Father´s Perversion
7. Suicidal Savagery
8. Doomed
9. United In Deception
10. Decimated
11. Summon
12. Sweet Revenge
Gesamtspielzeit: 46:29