KRISIUN - Works Of Carnage
KRISIUN
Works Of Carnage
(Death Metal)

 


Label: Century Media
Format: (LP)

Release: 2003


So schnell und überraschend sich die brasilianische Death Metal-Szene auf Europa ausgebreitet hat, so abrupt ist sie auch wieder ins Stocken geraten – insbesondere REBAELLIUN scheinen vom Erdboden verschluckt zu sein (ewig schade darum), aber auch von NEPHASTH, OLIGARQUIA, ABHORRENCE, MENTAL HORROR und wie sie auch alle heißen mögen hat man schon ewig nichts Neues mehr geboten bekommen. Eine Band ist jedoch verblieben, auf ein kleines, wahnwitziges Trio ist nachwievor Verlass – die Rede ist natürlich von KRISIUN. Sie waren die ersten, die den Sprung über den Teich geschafft haben und sind aktuell zumindest die hierzulande aktivsten und erfolgreichsten Exportgüter in Sachen brasilianischer Symbiose aus technischer Perfektion und kompromissloser Brutalität.

Es sollte bereits hinlänglich bekannt sein, dass sich die infernalische brüderliche Einheit in kürzester Zeit in die Liga von etablierten Acts wie MORBID ANGEL, NILE, HATE ETERNAL, IMMOLATION, ANGEL CORPSE und auch DEATH hinaufgespielt und zuweilen sogar soeben genannten Acts insbesondere live mühelos die Show gestohlen hat – an dieser Tatsache konnte keine Neuveröffentlichung etwas ändern, KRISIUN setzten stets noch ein Schäufelchen nach, waren der Konkurrenz immer wieder meilenweit voraus. Insbesondere, wenn die Kollegschaft versuchte, mit neuerlichen Geschwindigkeitsexzessen das Ruder herum zu reißen, dann setzten KRISIUN – man erinnere sich an „Ageless Venomous“ – mit spielerischen, monströsen Grooves unnachgiebig und unbarmherzig zum Todschlag an, beeindruckend leichtfertig, technisch erhaben und stets einfallsreich.

Mit „Works Of Carnage“ wird es jedoch etwas schwieriger, die Sache gerecht und objektiv zu betrachten, hätte ich mir persönlich (zugegeben wohl als einziger) nicht nur eine Fortsetzung von der auf dem obig angesprochenen Vorgänger eingeschlagene Linie erwartet, sondern zumindest eine in sämtlichen Belangen passende Darbietung wie auf dem bisher meiner Ansicht nach ungeschlagenen „Conquerors Of Armageddon“, man erinnere sich nur an derartige Kompositionen wie der fulminante Titeltrack oder auch „Ravager“ samt dazugehörigem Intro…

„Works Of Carnage“ geht jedoch – und das wird definitiv mancherorts für Begeisterungsstürme sorgen – wieder abrupt zurück zu den Frühwerken der Band, vorbei ist’s mit vergleichsweise gemächlichen Passagen, auf dem aktuellen Output finden sich definitiv keine akustischen Flamenco-Interpretationen – der Kugelhagel regiert wieder! Zugegeben, auch hierauf finden sich eine Unmenge an beeindruckenden Stücken und nachwievor kann selbst der kritischste Rezensor nur wenige Kritikpunkte sowohl an den technischen als auch songwriterischen Fähigkeiten der Brasilianer finden. Dennoch: Im Gegensatz zu der anderorts publizierten Meinung, die Produktion auf dem mir hier vorliegenden Album sei die beste, die KRISIUN jemals hatten, sehe ich persönlich gerade hier eine große Fehlentscheidung, der dumpfen, leicht verwaschenen, thrashigen Produktion im Gegensatz zu der klaren, druckvollen und durchwegs glatten der Vorgänger den Vorzug zu geben.

Nichts desto trotz bewiesen vorallem das beeindruckende Instrumental „War Ritual“, sowie „Thorns Of Heaven“, „Sentinel Of The Fallen Earth“ und der Titeltrack die nicht enden wollende kreative Fähigkeit der Brüder Kolesne-Camargo – hier ein raffiniertes Solo, dort eine Schlagzeugarbeit, welche selbst einen Dave Lombardo oder Pete Sandoval wieder zurück auf die Schulbank befördern würde, und über all dem derart blasphemische Vocals, wie sie selbst Dave Vincent in seinen besten Zeiten nicht besser vollbringen hätte können. Eine herausragende Bestätigung dafür, dass sich jahrelanges Training an den Instrumenten und harte Arbeit, Blut und Schweiß im Enddeffekt immer bewährt – und wäre die Produktion diesmal anders geraten, so würde auch mir „Works Of Carnage“ weitaus mehr zusagen, schließlich findet sich – wie gewohnt – mal abgesehen vom äußerst einfallslosen Intro kein Schwachpunkt auf der Langrille, vielmehr eine Unmenge an Songs, die allesamt durchaus das Zeug zum Genreklassiker haben und insbesondere durch vereinzelte melodische Ansätze zu gefallen wissen. Hinzu kommt eine mörderisch schnelles Cover von VENOMs „In League With Satan“, die das rumpelige Original in allen Belangen übertrifft und kurzerhand auch mit der miesen, groovigen Version von SIX FEET UNDER aufräumt.

Kurzum: „Works Of Carnage“ kann sich definitiv mühelos neben der aktuellen Scheibe von VITAL REMAINS behaupten und stellt durchaus auch einen weiteren Höhepunkt in der Karriere der Brasilianer dar, jedoch verlieren KRISIUN bei mir erstmals in Punkto Produktion.

 


Tracklist „Works Of Carnage“:
1. Thorns Of Heaven
2. Murderer
3. Ethereal World
4. Works Of Carnage
5. Slaughtering Void
6. Scourged Centuries
7. War Ritual
8. Wolfen Tyranny
9. Sentinel Of The Fallen Earth
10. Shadows
11. In League With Satan
12. Outro
Gesamtspielzeit: 53:37

 


www.band.com (Links in INDIGO-Blau)

 

KRISIUN - Works Of Carnage
KRISIUN – Works Of Carnage
LineUp:
Alex Camargo - Vocals, Bass
Moyses Kolesne - Guitars
Max Kolesne - Drums
7.5
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