SILVERSTEIN, THURSDAY, THE CALLOUS DAOBOYS, BLOOM

1. 25 Years Of Noise Tour 2025: SILVERSTEIN, THURSDAY, THE CALLOUS DAOBOYS, BLOOM @ Arena, Wien (10.03.2025)

Die Kanadier SILVERSTEIN feiern 2025 ausgiebigst ihr 25-jähriges Bandbestehen, nicht nur mit zwei Alben, von denen das erste Teilwerk „Antibloom“ schon vor kurzem erschienen ist, sondern auch mit ausladenden Touraktivitäten. Man staunte allerdings nicht schlecht, wen sie als Support für die 25 Years of Noise Tour gewinnen konnten, denn niemand geringeren als die legendären und wieder aktiven THURSDAY. Die wohl auch ein Mitgrund dafür waren, dass auch die Show in Wien schon länger ausverkauft gewesen war. Denn die Band aus New Jersey hat nicht nur den Post-, wie Emotional Hardcore maßgeblich geprägt, sondern hat wohl viele der Anwesenden vor über 20 Jahren durch die Jugend begleitet, so auch mich und die Vorfreude auf die erste(?) Wien Show der Band geschürt.

Eröffnen durften den Bandreigen pünktlich um 19:00 Uhr, die noch recht jungen Australier von BLOOM, die quasi direkt aus Sydney auf die Bühne der Arena eingeflogen wurden. Das Quintett überzeugte mit launigenm teilweise metallischem Post Hardcore, der hörbar von den beiden Hauptacts beeinflusst ist, sowie einem knackigen Set, das durchaus Spaß machte.

Dass die nachfolgenden THE CALLOUS DAOBOYS eine irrwitzige Band sind, bei der Humor großgeschrieben wird, offenbart ja schon der Bandname, der eine Verballhornung des Vereinsnamen der Dallas Cowboys darstellt. Auch musikalisch liefern die Herren und Damen eine wilde Mischung aus Mathcore, Pop-Punk und Rock, inklusive E-Geige. Recht passend nennt die Band THE DILLINGER ESCAPE PLAN, BOTCH oder auch LINKIN PARK als ihren größten Einfluss und das fasst den Sound der Band auch recht gut zusammen. Eine wilde Achterbahnfahrt, die aber bei allen Haken, die da im kurzweiligen Set geschlagen werden, durchaus ein Lächeln in die Gesichter im Publikum zauberten. Einen leicht schalen Nachgeschmack hinterließ die Band allerdings. So gab es zum Abschluss mit „Free Palestine“ ein politisches Statement zur Lage in Nahost, aber kein Wort zu den beängstigenden Vorgängen im eigenen Land der Amerikaner.

Setlist THE CALLOUS DAOBOYS
The Demon of Unreality Limping Like A Dog
Two‐Headed Trout
Pushing the Pink Envelope
Star Baby
Violent Astrology
Waco Jesus
A Brief Article Regarding Time Loops

Nach kurzer Umbaupause war es dann soweit, das Quintett THRUSDAY aus NJ, rund um den charismatischen Fronter und Sänger Geoff Rickly war an der Reihe. Die Herren, die uns erst vor kurzem mit neuer Musik, nach fast 15 Jahren überraschten, legten nach kurzem Intro, im gewohnten Soundgewand los und man fühlte sich in die frühen 2000er Jahre zurückversetzt. Als sie dann „Cross Out The Eyes“ folgen ließen, zu dem wohl so manches Jugendzimmer zerlegt wurde, erstrahlten so einige glückliche Gesichter. „Signals Over The Air“ wurde dann, der gerade vorallem in den USA, unter Druck geratenen LGBTQ+ Community, gewidmet wurde, bevor man den Partysong „Jet Black New Year“ anstimmte, der auch an diesem Abend zum mitbrüllen einlud und für einiges an Bewegung sorgte. Kleines Detail am Rande: An der zweiten Gitarre neben Steve Pedulla, half übrigens auf der Tour Kerry McCoy von DEAFHEAVEN für den verhinderten Tom Keeley aus. Das emotionale, eigentlich nur von Rickly’s Stimme getragene „This Song Brought To You By A Falling Bomb” sorgte dann für den ersten Gänsehautmoment an diesem Montagabend in der Arena Wien.

Das erst vor kurzem veröffentlichte „White Bikes“ funktionierte live noch viel besser, als in digitaler Form und fügte sich homogen in das hohe musikalische Niveau der Setlist ein. Es folgten mit dem wuchtigen „Paris In Flames“ und „Understanding In A Car Crash“ zwei weitere Klassiker vom legendären „Full Collapse“ Album, aus 2001, bevor „War All The Time“ den Schlusspunkt hinter das knackige Set setzte. Unter zahlreichen Dankesbekundungen, verließ der sichtlich glückliche, Geoff Rickley die Bühne und neben der Tatsache, gerade eine wunderbare Reise in die Jugend gemacht zu haben, keimt nun die Hoffnung, dass THURSDAY in absehbarer Zeit vielleicht doch wieder den Weg nach Europa finden, und dann auch auf einer eigenen Headliner Tour.

Setlist THURSDAY:
The Other Side of the Crash/Over And Out (Of Control)
Cross Out The Eyes
Signals Over The Air
Jet Black New Year
This Song Brought to You By A Falling Bomb
Fast To The End
White Bikes
Paris in Flames
Understanding In A Car Crash
War All The Time

Nach einem kurzen Videorückblick auf die, inzwischen schon durchaus lange, Karriere von SILVERSTEIN, war schon mit dem Opener „Skin & Bones“, vom zuvor erwähnten neuen Album „Antibloom“ klar, dass die Band ihr Jubiläum mehr als zelebriert und einen Heidenspaß dabei hatte. Somit hatten Shane Told und seine Kollegen die brechend volle große Halle der Arena sofort in der Hand und es wurde mitgesungen, getanzt und jede Animationsaufforderung von der Bühne asu begeistert mitgemacht. Selbst wenn man mit SILVERSTEIN gar nichts anfangen könnte, müsste man zugeben, dass die Kanadier nicht nur extrem tight klingen, sondern live wirklich wissen, was sie tun und die Stimmung in der Halle am Kochen halten können. Man spielte sich quasi rückwärts durch die Diskographie oder wie es Shane nannte: „It’s emo fuckin time machine“. Sprich der Sound wurde prinzipiell brachialer, die elektronischen Parts tendierten Richtung null und spätestens als man mit „One Last Dance“ beim 2012er Album „Short Songs“ angelangt war, wurde damit (zumindest für meine Generation), die Hitdichte immer größer.  Vorallem als man bei dem Songblock ihres Durchbruchsalbums „Discovering The Waterfront“ angelangt war, hier gaben sie zuerst „Your Sword Versus My Dagger“, „Call It Karma“ und „Smile In Your Sleep“ zum Besten, sah man bei älteren Semstern noch mehr Bewegung und überglückliche Gesichter.

Erst im Zugabeblock folgte dann „My Heroine“, aber im akkustischen Gewand, alleine von Shane Told vorgetragen. Aallerdings geschah das mit lautstarker, wie textsicherer Unterstützung des Wiener Publikums, was durchaus für einen Gänsehautmomente in Erdberg sorgte. Bevor man dann zum Ende mit den  Tracks „Smash Into Pieces“ und „Bleeds No More“ vom Debüt „When Broken Is Easily Fixed“, sich nicht nur THURSDAY – ohne die es laut dem Fronter SILVERSTEIN gar nicht gäbe – widmete, sondern auch nochmals die Hardcorekeule auspackte und den Moshpit sich ein letztes Mal verausgaben zu lassen, das Set fulminant beendete.

Setlist SILVERSTEIN:
Skin & Bones
Confession
The Altar/Mary
Infinite
Bad Habits
The Afterglow
Aquamarine
A Midwestern State Of Emergency
Massachusetts
Toronto (Abridged)
One Last Dance
Sacrifice
Vices
The End
My Disaster
Your Sword Versus My Dagger
Call It Karma
Smile in Your Sleep
–
My Heroine
Smashed Into Pieces
Bleeds No More

Ein mehr als gelungener Montagabend in der Arena Wien, der trotz der souverän agierenden SILVERSTEIN, aber vorallem durch den fulminanten Auftritt von THURSDAY zu glänzen wusste.

SILVERSTEIN