JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE - The Golden Anthropocene

JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE
The Golden Anthropocene
(Grindcore)

 

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Label: Bastardized Recordings
Format: (Compilation)

Release: 2006

Da verbrennt man einst ach so demonstrativ die begehrten Scheinchen, die jeder von uns gerne nah am Körper trägt – oftmals aber auch schmerzlich misst -, um dem Kapitalismus abzuschwören – und siehe da, ein paar Jährchen später, man ist gealtert und benötigt dringend Nachschub an bewusstseinserweiternden Mittelchen, um seine erbärmliche Existenz auszuhalten, die BMW-Luxuslimusine schreit mal wieder nach einem kostspieligen Service und die beste Ehefrau von allen fischt wie so jedes Monat die mehrseitige VISA-Abrechnung aus dem Haufen an Mahnungen aus dem Briefkasten, da macht man doch glatt mal eine Best-Of und lächelt fanfreundlich in die Kamera von MTV, während nebenbei der JAKA-Anwalt Napster das Goldzepter über die Rübe zieht.

Die treue Fangemeinde, welche man sich in all den Jahren erschleimt, erkauft, erquält und genötigt hat, rennt natürlich blindlings ins Verderben – denn nichts Neues wird hier geboten nicht, unfertig ist’s noch dazu: Ein alter Rohling mit Fingerabdruck von Kather (habe wohl die limited Edition abgekrallt!), ein Booklet, welches das Farbfernsehen noch nicht gesehen hat, kleine Bildchen, die man auch noch ins Heftchen kleben muss (infantil sind wir doch alle) und remastered ist natürlich auch nichts worden, draufgepappt hat man den ganzen alten Staub von anno dazumal. „Gott ist satt“, mit fleischig-schwabbelndem Wampst sitzt das heute sechsköpfige Monster im Marmorpalast, von dessen 36. Stock die übergroße Leuchtreklame „JAKA Proberaum“ schreit, als wollte sie homolog einem kreischenden Kinde in der schier endlosen Süßigkeitenreihe im Supermarkt von der ganzen Welt Aufmerksamkeit haschen. Man lässt von kleinen, afrikanischen, halbverhungerten Kinderchen eigenhändig im wahrsten Sinne des Wortes die Körperpflege durchführen, schwitzend wie der fettleibige Urdeutsche auf Malle vom Gewicht der umgehängten Diamantenketten auf mit Leopardenfell überzogenen asiatischen Lustfräulein – wie schrecklich inkorrekt, diese Neureichen!

Finanziert wird all jener Snobismus – wie bereits kritisiert – von der hier vorliegenden Retrospektive „Früher war auch nicht alles gut“ – bot man einst noch sämtliches (welches übrigens schnell zu gesuchten Raritäten avancierte) Tonmaterial kostenlos zum Download an, prostituiert man sich nun des Luxus willen, bricht die Herzen der treuesten Fans, um des Wohlstands willen. Angerissen werden hierauf sämtliche Platten vom Debüt „Sektion JaKa“ an bis „Die Großstadt stinkt, ist laut und septisch“ inklusive vier Demoversionen ab der „Fertigmensch“ (ja, klar, das Halbgare auch noch draufhaun, is ja toll!) – man macht also den Mund wässrig, und kaum beult sich die Hose, da zieht man schon wieder ab, billige Erotik, die keine Exklusivität zu bieten hat. Ergo strebt man bewusst eine Zweiklassengesellschaft an, die sich trennt in jene, die haben (Deutsche Jugendkraft und die Originale) und in jene, die nicht haben – dafür gehen die in Designerklamotten gehüllten Krefelder hoffentlich noch bald in den Knast.

Ich sage nur, ich bin vorerst mal Fan von gar nichts, und auch wenn man sich sicher sein kann, dass die JAKAs von all dem nichts gewusst haben wollen, und erst recht gar nichts dafür können, ja, das kennen wir auch schon von Elsner und der BAWAG, welcher ebenfalls schwerstkrank soeben seinen Golfarm auf Ibiza behandeln lassen muss. Danke Christoph, ich will ein Auto von dir. Mach dich nackig du Sau, du machst mich ganz fickerig.

Ps.: Ich hab übrigens Pierres Handy gefunden. Telefonsex macht süchtig.
PPs.: Ich verwehre mich zudem gleich der Beschuldigung, ich hätte für die Rezension eine Geldspende entgegen genommen. Es waren Naturalien.