IRON MAIDEN - Senjutsu
IRON MAIDEN
Senjutsu
(Heavy Metal)

 


Label: Parlophone (Warner)
Format: (LP)

Release: 03.09.2021

 

Wir haben viel, viel mehr Zutrauen in unsere Qualitäten und das Selbstbewusstsein, exakt das zu tun, was wir tun wollen. Ohne über Moden nachzudenken oder darüber, ob es jetzt noch Metal ist oder nichtBruce Dickinson

IRON MAIDEN kehrt nach mehr als sechs Jahren mit ihrem 17. Studioalbum zurück und schon im Vorfeld und mit der Veröffentlichung des ersten Songs beginnt ohne Verzögerung das immer wiederkehrende Phänomen rund um die Band. Damit meine ich, dass jeder Fan oder nicht Fan 100% weiß was das neue Album zu bieten hat.

Gerade bei „Senjutsu“ fand ich diese Unart extrem nervig, besonders nachdem man erfahren hatte, dass das Album eigentlich schon seit 2019 fertig war und Steve Harris es unter Verschluss hielt, so unter Verschluss, dass nicht einmal die restlichen Bandmitglieder seitdem einen einzigen Ton davon nochmals gehört haben. Aber die Kritiker dieser Welt wussten natürlich bereits nach „Writing On The Wall“ alles besser. Die einen waren der Meinung dass sich IRON MAIDEN keinen auch nur so winzigen Schritt weiterentwickelt haben. Moment Mal, der Song startet mit einer Country Gitarre und einem Southern Rock Feeling. Ich kann mich nicht erinnern dies jemals bei Maiden gehört zu haben. Den anderen war die Aufnahme zu dumpf, Bruces Gesang zu schlecht, ohne dabei einen Gedanken daran zu verlieren, dass möglicherweise der MP3 File oder Youtube von Grund auf her Scheiße klingen.

Nachdem dann die ersten Kritiker mit einem vollständigen Stream beschert wurden, ging es im Internet so richtig los. Langweilig, langwierig, Ohne jeden Fortschritt usw. und so fort. Die einem gibt es zu viele Refrain Wiederholungen (obwohl das bei diesem Album nicht stimmt) oder wiederkehrende Riffs und Harmoniefolgen. Speziell habe ich diesen Vorwurf von Kritikern gehört, die einen großen Anteil ihrer Lieblingsbands im Genre Grunge verankert sehen. Da ist doch das einlullenden und ständig wiederkehrende Minimalriff doch Gang und gebe, oder? Dem anderen sind die Songs zu kurz dass sie richtig losstarten können, aber die anderen sind zu lang, obwohl sie aber so richtig losstarten.

Leute was wollt ihr eigentlich?

IRON MAIDEN beglücken uns seit über 40 Jahren mit ihrer Musik, haben 17 Studioalben veröffentlicht (darunter wirklich kein einziger Totalausfall), das jüngste Mitglied ist Bruce mit 63 Jahren, das älteste Nicko der nächstes Jahr seinen 70er zelebriert. Dass da nicht alles so sein kann wie am Anfang muss doch jedermann klar sein und trotzdem liefern sie immer wieder ab. Zudem verändern sie sich auch permanent. Seit der Rückkehr von Dickinson, hat sich ihr Stil immer mehr zum progressiven Metal, zur Dramatik und zu langen ausgeschweiften Songs hin verwandelt. Was keines Falls schlecht ist und mir persönlich besser gefällt, als ein permanentes Neuerfinden der Band. Wie das in die Hose gehen kann, konnte man am Beispiel GUNS N´ ROSES hören, das war für mich persönlich mehr als aburd.

Aber nun zum neuen Werk!

Beim Namen und bei der Gestaltung ihres Maskottchens Eddie haben sich MAIDEN scheinbar an einer fernöstlichen Lebensweise orientiert. Das gilt aber nur für den Opener und Titeltrack „Senjutsu“ (was so viel bedeutet wie Taktik & Strategie) und demnach auch für den Song „Stratego“. Der Rest widmet sich Problemen unserer Zeit oder hat wie immer weltgeschichtlichen Hintergrund.

„Senjutsu"
Der Titeltrack beginnt und wird dominiert vom Trommelschlag Nicko McBrains. Die am Anfang erklingende japanische Kriegstrommel, steigert sich immer mehr und der zu Beginn vielleicht nicht so gleich ins Ohr gehende Opener entpuppt sich bis zum Ende seiner 8 Minuten als würdiger erster Albumtrack. Bruce Stimme ist kräftig wie nie zuvor (man bedenke auch, dieser Mann hat Krebs in Mundraum und Rachen besiegt und man wusste damals nicht ob er jemals wieder singen kann) und der mystisch, teils doomige Groove, tut sein Übriges für diese Einstiegsschlachthymne.

„Stratego"
Etwas knackiger geht es beim zweiten Song zu. Hier galoppieren die Triplegitarren wie gewohnt und der Zuhörer wird zusätzlich mit einem eingängigen Chorus verwöhnt.

„Writings On The Wall"
Der erste Happen den uns Harris zugeworfen hat, ist ja in der Szene bereits mehr als bekannt und wurde entweder sofort zerrissen oder gelobt. Mir gefiel er persönlich schon beim ersten Mal hören und wie schon einmal erwähnt gibt es mit dem Intro die absolute Soundneuigkeit bei IRON MAIDEN. Die Solis zum Ende hin stehen für sich selbst. Eigentlich ist da nichts mehr hinzuzufügen. Wird sich wunderbar in die Live Sets einfügen und hoffentlich das langweilige „For The Greater Good Of God“ aus der Setlist werfen.

„Lost In A World"
Der erste der vier Harris Longtracks, startet mit akustischer Gitarre, eher leisen Vocals und ein paar sphärischen „Ah-Ahs“ Dann geht’s im bekannten Stil los und ab Minute vier startet nach einem Tempowechsel und einer Bridge, ein grandiose Gitarrenline. Am Anfang erinnert der Song an "Seventh Son Of A Seventh Son“ nimmt dann aber bis zum Ende Fahrt auf. Das wirkliche Tüpfelchen auf dem I fehlt leider, dennoch ein starker Song.

„Days Of A Future Past"
Der kürzeste Song auf dem Album wird uns mit „Days Of A Future Past“ geboten. Sehr leicht ist das Mitwirken Adrian Smiths an diesem Song zu bemerken. Guter Chorus und eine schöne sechssaitige Untermalung.

„The Time Machine"
Anfänglich erinnert mich “The Time Machine“ an „The Talisman“ dann wirft der Song aber seinen Angelhaken aus und der Widerhaken der Melodie setzt sich im Gehörgang ferst und lässt einem lange nicht mehr los. Jetzt erinnert mich das Ganze eher an „Blood Brothers“ und das ist wahrlich nicht das schlechteste.

„Darlest Hour"
Nach dem Intro von „Aces High“ ist Winston Churchill in „Darkest Hour“ wieder einmal das Thema eines Songs von IRON MAIDEN. Hier geht es um seine Entscheidung sich nicht zu ergeben, sondern zu kämpfen. Musikalisch wird dieser geschichtliche Ausflug eher melancholisch untermalt und wirkt stellenweise wie „Wasted Love“. Eher untypisch, dennoch eine schöne Halbballade, wie ich finde.

„Death Of The Celts"
Der erste, der 3 abschließenden Tracks, die alle aus der Feder von Harris stammen und dadurch auch nicht mit Überlänge geizen. Somit beinhaltet dieser Song auch alles was man sich von einem Epos von Steve erwünscht, auch wenn man keinen Mitgröhlpart wie zb. beim thematisch ähnlichen „The Clansman“ hat.

„The Parchment"
Mit Zwölfeinhalb Minuten der längste Track auf „Senjutsu“ und für mich auch der beste Song auf dem Album. Der orientalisch angehaucht beginnend und im Mid-Tempo gehaltene Song entfaltet sich bis zum Ende zu wahren Pracht. Dickinson hält sich hier zwar zurück und gibt McBrain und Harris die Zügel komplett in die Hand. Trotzdem macht sein ruhiger mystischer Gesang einen Großteil der Atmosphäre aus. Im Mittelteil wird allen drei Gitarristen ihre Bühne gewährt und erst nach sechs Minuten steigt Bruce wieder ein und dann werden alle Regler auf Anschlag gedreht und die im Hintergrund vorhandenen typischen Harmonien werden mit voller Kraft auf den Hörer losgelassen.

„Hell On Earth"
Die abschließende Nummer baut schon am Anfang eine Harmonie auf, die einem gleich angenehm auffällt. Leider finde ich, dass sie dann aber zu wenig aufgebaut wird und eher in der eigenen Länge versiegt. Dennoch verfügt auch „Hell On Earth„ über Leads, Riffs und Chöre, bei denen man weiß , von wem sie stammen oder besser gesagt von wem nur so etwas stammen kann.

Fazit:
Viele, die mich kennen, werden nach diesem Review sagen, dass ja nichts anders als so eine Kritik kommen kann. So ist es dann auch nicht, liebe Leser, auch wenn ich ein dezidierter MAIDEN-Head bin, schreibe ich, wenn ich empfinde, dass Scheiße abgeliefert worden ist, nicht das Gegenteil, nur weil ich meine Lieblingsband hofieren will. Das machen andere zur Genüge und vergeben vorab Lorbeeren für Alben, wo man sich nach ein Stunde nachdem Hören an nichts mehr erinnern kann.

Ich kann aber bei „Senjutsu“ mit ruhigem Gewissen und einigen Durchläufen behaupten, dass dieses Album weit weg ist von schlecht und wenn man sich die Zeit nimmt, sich es in Ruhe anzuhören, überrascht sein wird, was wirklich in diesem Album steckt. Ich weiß auch, da die hinlängliche Aufmerksamkeitsspanne gerade bei knappen 8 Sekunden liegt, es für viele Menschen schwer ist einen Song in der Länge von acht bis 13 Minuten zuzuhören, ohne sich am Handy abzulenken(die meisten werden es ja nicht einmal schaffen diesen Text bis hierher zu lesen). Probiert es trotzdem einfach Mal aus und ihr werdet wenn ihr euch drauf einlasst, hören warum IRON MAIDEN als die größte Band der Welt bezeichnet wird (eine Aussage die die Bandmitglieder von sich selber nie behaupten würden) und wahrscheinlich auch bleiben werden.

Also Handy ausschalten am besten Vinyl oder CD auflegen(bei MP3 und Streams geht zu viel von der Musik verloren) und dann noch am besten mit Kopfhörer in die Welt von Eddies Boys abtauchen.


Tracklist "Senjutsu":
1. Senjutsu
2. Stratego
3. The Writing On The Wall
4. Lost In A Lost World
5. Days Of Future Past
6. The Time Machine
7. Darkest Hour
8. Death Of The Celts
9. The Parchment
10. Hell On Earth
Gesamtspielzeit:  82:51


www.ironmaiden.com

 

IRON MAIDEN - Senjutsu
IRON MAIDEN – Senjutsu
LineUp:
Bruce Dickinson
Steve Harris
Janick Gers
Adrian Smith
Dave Murray
Nicko McBrain
9
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