Nach dem Abgang von Ray Alder (FATES WARNING) war der Schock groß, doch die Amerikaner von REDEMPTION machten die Not zur Tugend und hielten auch über dem großen Teich Ausschau für Ersatz und fanden niemand Geringeres als Tom S. Englund (EVERGREY, SILTEN SKIES). „Long Night’s Journey Into Day“ konnte Fans und Kritiker mühelos überzeugen, gefühlt laufen die Herren dem ganz großen Durchbruch noch etwas nach. Ob das nun vier Jahre später erscheinende und mittlerweile achte Album „I Am The Storm“ das nun ändern kann wird sich nun zeigen.
Gleich zu Beginn fallen mir mehrere Dinge auf. Zum einen sind die beiden eröffnenden Tracks mit viereinhalb Minuten für Prog-Songs recht kompakt ausgefallen. Zum anderen fühlt man sich ob des düsteren Sounds und der Stimme von Tom schnell an EVERGREY erinnert. Jedoch sind die Riffs amerikanischer und die Keys weiter im Hintergrund, doch gemeinsam auf Tour gehen könnten die beiden Truppen mühelos. Und zu guter Letzt müssen halt, wie so oft in dem Genre die beiden ganz großen erwähnt werden. SYMPHONY X hört man durch die US-Prägung, aber auch durch die heavy Riffs, während DREAM THEATER in Solos und instrumentalen Parts herauslugen.
Aber keine Sorge, REDEMPTION haben schon länger ihren ganz eigenen Charme, und behalten diesen sowie ihre Trademarks auf jeden Fall auch hier bei. „Remember The Dawn“ ist im Anschluss nicht nur aufgrund seiner Länge mehr Prog, sondern auch inhaltlich. Wunderschöne Keyboardmelodien treffen auf dynamisches Drumming und knackige Riffs, während Englund mit gefühlvoller, aber auch ausdrucksstarker Stimme durch den Song führt. Mit gelungenem Klavier-Spiel und nochmal Emotion überzeugt dann die Powerballade „The Emotional Depiction Of Light“, der gegen Ende dann auch noch durch heavy Gitarren und mehrstimmige Gesänge ergänzt wird. Ganz großes Kino!
REDEMPTION liefern im weiteren Verlauf weiterhin starke Kost irgendwo zwischen Progressive Metal, Melodic Metal und US-Metal, der zwar mit prägnanten Melodien und oftmals kompakten Arrangements daherkommt, aber durchaus seine Zeit braucht, um vollends zu zünden. Ein Gespür für großartige Melodien und Vocallines ist dabei ebenso allgegenwärtig, wie selbiges für spannende Arrangements. Nur das GENESIS Cover „Turn it On Again“ also vorletzter Song etwas deplatziert, bevor man den längsten Track des Albums abfeuert und nochmal zwischen Härte und Emotion die ganze Klaviatur abliefert. Abgeschlossen wird das Ganze von einem Remix der genannten Ballade und einem PETER GABRIEL-Cover, das wunderbar ins eigene Soundgewand gehüllt wurde.
Die Amerikaner bleiben sich also treu, haben aber erneut an verschiedenen Schrauben gedreht und legen ein starkes Stück Melodic bzw. Progressive Metal Album vor, das sich mit den ganz großen des Genres durchaus messen kann.
Tracklist „I Am The Storm“:
1. I Am The Storm
2. Seven Minutes From Sunset
3. Remember The Dawn
4. The Emotional Depiction Of Light
5. Resilience
6. Action At A Distance
7. Turn It On Again (GENESIS)
8. All This Time (And Not Enough)
9. The Emotional Depiction Of Light (Vikram´s Remix)
10. Red Rain (PETER GABRIEL)
Gesamtspielzeit: 71:00
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