EINAR SOLBERG - 16

Mit der 2001 gegründeten Progressive-Sensation LEPROUS schaffte Keyboarder und Sänger EINAR SOLBERG spätestens mit dem zweiten Album „Bilateral“ seinen Durchbruch und konnte die Band ihre Fanbase stetig weiter ausbauen. In der Frühphase lagen die Wurzeln noch klar im Black Metal, ist Einar ja auch mit EMPEROR Legende IHSAHN eng verbandelt, so entwickelte sich der ausgefallene Sound in den letzten Jahren immer weiter in Richtung Rock, Ambient und generell ruhigere Töne. Dennoch verlor man nichts an Intensität, und die ist auch im Debüt „16“ definitiv Trumpf.

Mag sein, dass sich Fans von LEPROUS erstmal an das Material gewöhnen müssen, obwohl Einars Gesangsstil, das Cello von Raphal Weinroth-Browne, der ja auch schon als geheimes Mitglied seiner Hauptband fungiert, wohlig vertraut tönen. Von Gitarren ist im Opener und Titeltrack aber nichts zu spüren. Vielmehr dominiert einars einfühlsames Organ, starke Percussion und eben die Streicher. Das Ganze steigert sich zwar im Verlauf, ist dennoch so etwas wie die Fahrstuhl-Version von LEPROUS, was jetzt aber nicht negativ gemeint ist.

So ist das Song-Gut auf „16“ irgendwo zwischen herrlich unaufgeregt und fast entspannend und doch irgendwie als intensiv und eindringlich zu bezeichnen. Aber Raphal ist hier nicht der einzige Gast, denn auf dem Großteil der Stücke ist ein mehr oder weniger bekannter Songwriter und Musiker zu finden. Zuvor soll das mit abgefahrenen Synthies ausgestatte „Remember Me“ für eigenwillige und düstere Atmosphäre sorgen. Auch hier legt sich der Meister stimmlich gewaltig ins Zeug und legt seine Stimmen versetzt übereinander und bietet so fast schon ein merkwürdiges Duett mit sich selbst. Auch hier gefallen gegen Ende vor allem die auflockernden Streicher, bevor „A Beautiful Life“ positivere, aber doch auch verträumte Töne anstimmt und durch die verzerrten Gitarren und Synthesizer etwas mehr ans seine Hauptband erinnern. Sehr ambient und filigran und kleinteilig wird es bei „When All The Twigs Broke“, das mit ausgefallenen Klaviertönen und dem Mitwirken der Musikerin Star Of Ash heraussticht.

„Metacognitiv“ sprudelt nur so vor Kreativität und lässt verschiedenste Sounds aus der Trickkiste zu, ehe es mit dem Electro-jazzigen „Home“ gemeinsam mit dem Piano-Wunderkind Ben Levin von BENT KNEE weitergeht. Ein weiteres Highlight ist aber definitiv das überaus intensive „Grotto“ mit Magnus Børmark (GÅTE) sowie das fies kriechende „Spitting The Soul“ für das IHSAHN markerschütternde Screams beisteuerte. Eigentlich hätte jeder dieser interessanten Kompositionen Erwähnung und Erörterung verdient, doch hier in die Tiefe zu gehen, wäre fast unmöglich und gleiche einer Doktor-Arbeit, darum empfehle ich neben den beiden zuletzt erwähnten Songs und „Home“ auf jeden Fall noch den 11-Minüter „The Glass Is Empty“, das gegen Ende nochmal alle Trümpfe ausspielt.

„16“ ist wahrlich kein einfaches Werk und schreckte mich zunächst ab, doch je mehr ich mich auf die Experimente von EINAR SOLBERG und seinem Gespür für Melodien und Atmosphäre einließ, umso mehr nahm mich dieses wunderschöne Stück Musik in Gefangenschaft.

Tracklist „Aphelion“:
1. 16 (feat. Raphael Weinroth-Browne)
2. Remember Me
3. A Beautiful Life
4. Where All The Twigs Broke (feat. Star Of Ash)
5. Metacognitive (feat. Raphael Weinroth-Browne)
6. Home (feat. Ben Levin)
7. Blue Light (feat. Asger Mygind)
8. Grotto (feat. Magnus Børmark)
9. Splitting The Soul (feat. Ihsahn)
10. Over The Top
11. The Glass Is Empty (feat. Tóti Guðnason)
Gesamtspielzeit: 69:00

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