State Of Deception
(Power Metal | Progressive Metal)
Label: DIY
Format: (LP)
Release: 2020
Mit Roy Khan verabschiedete sich 2011 eine der großartigsten Stimmen des Prog-Power Metal ins Burn-Out. Vor allem sein Schaffen mit KAMELOT, bei denen er 1998 einstieg und geniale Alben wie „Ghost Oper“ oder „The Black Halo“ einsang, blieb in Erinnerung. Nach seinem Abgang, widmete sich der Norweger der Kirche, liebt den Metal aber laut eigener Aussage weiterhin. Nun ist der Mann nach fast zehn langen Jahren endlich wieder voll da, das aber mit seiner alten Truppe CONCEPTION, die von Anfang der 90er bis zu seinem Wechsel zu KAMELOT betrieb. Nun gibt es mit „State Of Deception“ das erste Album seit 1997 zu hören.
Wer CONCEPTION bisher nicht kannte, sollte als Fan von Khan aber vorsichtig sein, denn musikalisch geht man hier in eine ganz andere Richtung. So ist der Opener „Of Raven And Pigs“ ein sperriges Prog-Stück mit allerlei abgehakten Riffs und Rhythmen, Sprechgesang und weiteren gewöhnungsbedürftigen Vocallines. Doch das Timbre von Roy ist unverkennbar und nach einigen Versuchen, macht der Track auch Spaß. „Waywardly Broken“ beginnt dann mit düsteren Riffs, verschiedensten Soundsamples und einem Sänger, der zwischen bedrohlich und weinerlich schwankt, ehe er endlich zu seinen hymnischen Gesängen ansetzt und sofort für Gänsehaut sorgt. So haben wir ihn auch bei KAMELOT geliebt. Dennoch ist auch dieser Song sehr progressiv ausgefallen und definitiv kein Easy Listening.
So ist es auch fast nicht zu glauben, dass die Band nun über zehn Jahre nicht gemeinsam musiziert hatte – wenn man das kurze Intermezzo 2005 nicht mitzählt. Das Material klingt trotz einiger Ecken und Kanten, die den Songs aber dienlich sind, so verdammt ausgereift und lässt einen so viele Möglichkeiten etwas zu entdecken, ohne je zu überfordern oder zu viel zu wollen. „No Rewind“ wird dann wieder hektischer, überlässt weiterhin vorrangig Khan die Bühne, bietet aber so viele Spielereien und Details, die einen nun vollends in die Musik hineinsaugen. Die Gitarrenarbeit schwankt zwischen cool-rock und echten Riff-Monstern, die Beats und Percussion sind ausgeklügelt und spannend und stets überrascht einen eine Wendung im Songmaterial. So geht es einem eigentlich das ganze Album über. Dazu gesellen sich auch bombastische Keyboards, die immer wieder mal unverhofft einsetzen und die erwähnten Samples, die „State Of Deception“ durchwegs prägen.
Dass CONCEPTION aber nicht komplett im Schatten von Roys Ex-Band stehen, zeigt, dass man nach der vorangegangen EP „My Dark Symphony“ von dem Fans förmlich gezwungen wurde ein Album nachzuschieben, zudem haben selbige das neue Werk auch großzügig vorfinanziert. Zerbrechliche Piano-Klänge, Streicher und Unterstützung von Elize Ryd (AMARANTHE) gibt es im wunderschönen „The Masnion“. Mit „By The Blues“ gibt es hingegen einen weiteren düsteren Prog-Brocken mit sehr coolen Vocallines und US-Metal Feeling. So könnten hier sowohl SAVATAGE- als auch QUEENSRYCHE-Fans Gefallen finden. Die Band nennt das Album „…ein Werk zwischen symphonischem Melodrama und Rockriff-Utopie“ und als würde man „State Of Deception“ nicht generell gut damit umschreiben, trifft dieser Satz perfekt auf das überaus emotionale und dramatische „Anybody Out There“ zu. Mit „She Dragoon“ gibt es dann noch flotte und fast schon einängige Kost nachgereicht, ehe „Feather Moves“ mit Streichern und treibenden Rhythmen nochmal die Emotionen in den Vordergrund stellt.
CONCEPTION ist sicher nichts für jedermann und schon gar nicht für nebenbei, doch „State Of Deception“ ist, wenn man dem Werk seine Zeit lässt, ein echtes Meisterwerk, in das man wunderbar eintauchen, in den Melodien schwelgen und sich von der einzigartigen und emotionalen Stimme von Roy Khan davontragen lassen kann.
Tracklist „State Of Deception“:
1. In Deception
2. Of Raven And Pigs
3. Waywardly Broken
4. No Rewind
5. The Mansion
6. By The Blue
7. Anybody Out There
8. She Dragoon
9. Feather Moves
Gesamtspielzeit: 39:20
