ATROCITY - Atlantis
ATROCITY
Atlantis
(Death Metal)

 


Label: SPV
Format: (LP)

Release: 2004


Eine Band hat schon die halbe Miete, wenn sie immer wieder zu überraschen weiß. Im Gegensatz zu anderen stagnieren ATROCITY nicht. Die Musiker rund um Alex Krull sprudeln vor Ideen, wollen keinen Einheitsbrei abliefern. Kontinuierlich entwickelten sich die Deutschen musikalisch immer weiter und sind in der Metal-Szene zum Aushängeschild für die Bundesrepublik geworden. Mit ein Grund dafür war die Selbstbetrachtung als Grenzgänger. Begann ATROCITY 1985 noch als brachiale Death/Grindecore Metal-Band, sind sie heute eine versierte Truppe, die sich irgendwo zwischen Gothic Metal und Death Metal einstufen ließen. Sofern diese Bezeichnungen überhaupt zutreffen können. Rätselraten zum neuen Album „Atlantis“.

Vorbei sind die Zeiten, als ATROCITY Grindecore-Initiatoren wie PATARENI und sogar NAPALM DEATH in Nichts nachstanden. Beweis ist die „Blue Blood“-EP, nach wie vor eine Rarität. Die Band knüppelte ihre Härte nur so dahin, hinzu Alex Krulls verzerrte Growls. Von Scheibe zu Scheibe nahm sich die Truppe zurück. Das Album-Debut „Hallucinations“ war schon ein anderes Kaliber. Wohl durchdachte und strukturierte Songs mit orchestralen Ansätzen. Neuland betrat ATROCITY mit „Calling The Rain“ oder etwa „Werk 80“. Nichts mehr von der Brachialität, 80er Jahre hieß das Grundgerüst und beeinflusst heute noch das Schaffen der Musiker. Bezogen auf das neueste Werk „Atlantis“ bleibt es auch hierbei bei diesen Anleihen. Nach dreieinhalb Jahren Schaffenspause ist die Band wieder da. Und verwirrt angesichts des Resultats nach der kreativen freien Zeit. Denn „Atlantis“, der Titel verrät ein Konzept-Album, drängt dem Hörer Fragen auf. Er muss sich erst zurecht finden angesichts der verschiedenen Stileinflüsse. Der Beginn ist alles andere als lahme Ente.

Das Orchester führt bei „Reich Of Phenomena“ in schwerer Wagner-Manier in das Werk ein. Dieser Titel ist ein bombastischer Song, getragen von den düsteren Anfangsklängen. Siehe da, der Fan alter ATROCITY-Tage fühlt sich plötzlich wieder an früher erinnert. Alex Krull grölt in Death-Metal-Weise ins Mikro, wird beim Refrain im Kanon von weiblicher und weiterer männlicher Stimme unterstützt. Immer wieder kehrt der Titel zum Ausgangspunkt zurück zu dieser orchestralen Schwere. Die findet ihre Contenence das ganze Album hinweg. Punktuell. Es ist eine Melange aus dieser Härte und rockig-popig klingenden Tönen. ATROCITY belassen es nicht beim düsteren Sound des Anfangs. „Cold Black Days“, die Single-Auskopplung, nimmt den Hörer auf die Reise in die 80er Jahre mit. Der Song hat Mitsing-Charakter, ist prädestiniert in Diskos hoch und runter gespielt zu werden. Danach geht es gleich wieder mit schwerer Kost weiter, grölender Stimme Krulls, sägenden Riffs, aber einem harmonischen Refrain. Verzeihung, aber im Liedaufbau erinnert es an die alt-ehrwürdigen CREMATORY – wenn auch die Keyboards nicht so weit im Vordergrund stehen. Die Folgetitel krachen noch mehr, bevor ATROCITY parziell in die poppigere Ecke variieren. Garniert mit manchem Zwischenspiel, gesprochene Worte, tragend-orchestrale Musik, in einer grandiosen Produktion und einem genialen Drummer, ohne den der Sound an Bombast missen ließe.

ATROCITY erzählen Geschichten. Das war schon auf „Todessehnsucht“ so, als sie Episoden eines drogenabhängigen Mädchens thematisierten, auf dem neuesten Werk mit dem Untergang von Atlantis. Verpackt in ein homogenes, in sich geschlossenes und dynamisches Album. Auf jeden Fall ist es eine interessante Scheibe, die aufgrund ihrer intellektuellen und musikalischen Konzeption Spaß macht. Und damit unterstreicht, dass ATROCITY eines bisher waren und bleiben: Grenzgänger. Welche Stilbezeichnung die Band nun für ich in Anspruch nehmen darf? Anhören, rausfinden.

Interessant der Multimediateil mit Informationen zu Atlantis, dem Album und der untergegangenen Stadt. Darauf auch das Video zu Cold Black Days.

 


Tracklist „Atlantis“:
1. Reich Of Phenomena
2. Superior Race
3. Gods Of Nations
4. Ichor
5. Enigma
6. Morbid Mind
7. Omen
8. Cold Black Days
9. Atlantean Empire
10. Clash Of The Titans
11. Apocalypse
12. Lost Eden
13. The Sunken Paradise
14. Aeon
15. Ein Volk
16. Multimedia Track
Gesamtspielzeit: 56:53

 


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