IHSAHN - Das Seelenbrechen
IHSAHN
Das Seelenbrechen
(Black Metal | Progressive Metal)

 


Label: Candlelight Records
Format: (LP)

Release: 2014


Die Musik, die IHSAHN im Zuge seiner Solokarriere so komponiert hat, hat mit Black Metal im Allgemeinen nur mehr wenig zu tun, genau genommen eigentlich gar nichts. Das sollte zwar schon weitgehend bekannt sein, vorsichtshalber kann man es wahrscheinlich aber noch erwähnen. Stilistischer Stillstand scheint auch so ein Ding zu sein, mit dem IHSAHN in den letzten Jahren aber auch so überhaupt gar nichts zu tun haben wollte. Brachte das 2012 erschiene „Eremita“ bereits einige IHSAHN-Hörer ins Grübeln, geht man in „Das Seelenbrechen“ sogar noch einen Schritt weiter.

Wie es sich für einen Multiinstrumentalisten gehört, tobt sich IHSAHN wieder an so ziemlich allen Instrumenten aus, mit Ausnahme der Drums, für die wieder Tobias Ornes Anderson (LEPROUS) hinter den Kesseln Platz nahm und mit seinem markanten Spiel dem Album seinen Stempel aufdrückt. Für die Chöre steuert die norwegische Sängerin Heidi S. Tveitan (STAROFASH) ihre Stimme bei.

Auf „Das Seelenbrechen“ – im Übrigen ein aus der Nietzsche’schen Philosophie entsprungenes Wort – gibt man sich sogar noch experimentierfreudiger als auf den Vorgängern. Zwar betonte IHSAHN mit diesem Album bewusst zu seinen Wurzeln im Black Metal zurückzukehren, vor allem was die Grundatmosphäre betrifft, doch merkt man davon zum Beispiel bei Nummern wie „Pulse“ zwischen Synthieklängen und gefühlvollem Gesang kaum etwas. Zugegeben, „Das Seelenbrechen“ hat einige Momente in denen völliges Chaos auszubrechen scheint, aber nur, um im nächsten Moment völlig überraschend wieder in Sanftmütigkeit zu verfallen.

„Tacit 2“ ist im Grunde genommen ein einziges langes Drumsolo, wo Gesang und Gitarren zur Geräuschkulisse im Hintergrund zurückgestellt werden. Das wäre jetzt an sich zwar eine ganz nette Idee, über fünf Minuten mitunter etwas zu lange geraten, zumal das Getrommel etwas eintönig gehalten wird. „Tacid“ – und ich muss festhalten, dass hier bei der Nummerierung der Songs kein Fehler vorliegt – schließt dann in einem Guss an und bietet wieder mehr IHSAHN. Ein brillantes, aber kurzes Saxophon-Intermezzo gehört hier wohl zu den akustischen Höhepunkten von „Seelenbrechen“. Ansonsten dominieren die epischen Keyboards, die streckenweise zu dick aufgetragen scheinen. Mit seinen Höhen und Tiefen ist das das Duo „Tacit 2“ und „Tacid“ aber dennoch ein sehr interessantes Werk. Ganz im Gegensatz dazu „M“, in erster Hälfte ein Ambient Zwischentrack, der in der zweiten Hälfte in ein kitschiges Gitarrensolo übergeht und mit über etwas mehr als vier Minuten bloß als zu lange geratener Lückenfüller im Raum steht.

„Das Seelenbrechen“ ist insgesamt ein sehr komplexes Album geworden, das streckenweise auch sehr irritierend daher kommt. Keiner der Songs ist beim ersten Durchlauf auch nur annähernd eingängig. Und die Grenzen zwischen Intro, Outro, Zwischentracks und wirklichem Song sind überraschend verschwommen. Mehr denn je kann man hier tiefe Blicke in die musikalische Persönlichkeit von IHSAHN erhaschen und die können mitunter verstören. Insofern hat man diesen Teilaspekt Black Metallischer Grundstimmung durchaus erreicht. Was bei oberflächlicher Auseinandersetzung konfus und wirr wirkt, hat also durchaus System. Man kann Avantgarde aber auch zu dick auftragen und wahrscheinlich ist „Das Seelenbrechen“ sperriger geworden als es eigentlich nötig war. Es ist also vielleicht eher etwas für jene, die gerne herausgefordert werden – auch beim Hören von Musik.


Tracklist „Das Seelenbrechen“:
1. Hiber
2. Regen
3. Nacl
4. Pulse
5. Tacit 2
6. Tacit
7. Rec
8. M
9. Sub Ater
10. See
Gesamtspielzeit: 49:02


www.ihsahn.com

 

IHSAHN - Eremita
IHSAHN – Das Seelenbrechen
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