Power Up
AC/DC
Power Up
(Hard Rock)

 


Label: Columbia Records
Format: (LP)

Release: 2020


Es ist inzwischen sechs Jahre her, dass die erfolgreichste Hard Rock Band aller Zeiten ihr letztes Album veröffentlichte. „Rock Or Bust“ war vielleicht nicht der ganz große Wurf wie sein Vorgänger „Black Ice“, stürmte jedoch trotzdem die Charts. Der neueste Streich von Brian Johnson und Gitarrengott Angus Young heißt „Power Up“ und der Titel verspricht nicht zu viel.

Eigentlich konnte man nicht mehr mit einem neuen Werk von AC/DC rechnen, zu viele Schicksalsschläge und Dramen pflasterten den Weg der Australier. Zuerst verlor Malcolm Young den Kampf gegen die Demenz, dann drohte Sänger Brian Johnson die Taubheit, was keine Live-Gigs mehr erlaubte und er kurzzeitig von einem gewissen Axl Rose ersetzt wurde. Und Schlagzeuger Phil Rudd wurde wegen Alkoholismus sogar verhafte, somit standen die Zeichen eher auf Bandauflösung, als auf weitere Alben. Doch wer die Mentalität und den unbändigen Willen von Angus kennt und den Weg der Band von Anfang an verfolgte, der weiß, so leicht bringt einen Schotten nichts aus der Ruhe.

Somit bin ich einfach nur dankbar, dass mit „Power Up“ noch einmal neues Material der Helden erscheint. Doch auch ohne rührseligen Blick oder melancholisches Schwärmen kann man sagen, unter den zwölf neuen Songs sind einige feine Perlen zu finden. Natürlich erfinden sich die in die Jahre gekommenen Herren nicht neu und wo AC/DC drauf steht ist zu 100 % auch AC/DC drinnen. Im Opener „Realize“ rotzt Brian die Vocals in seinem typischen Stil gewohnt dreckig raus, während der Rest der Formation im Hintergrund die typischen Backing Vocals mitsingt. Song Nummer eins macht sofort Lust auf mehr. „Rejection“ nimmt dagegen den Fuß runter vom Gas und dümpelt eher gemächlich dahin. Man merkt der wiedervereinten Truppe jedoch den Spaß von Anfang bis Ende der Aufnahmen an. Die Rückkehr von Phil Rudd an den Drums oder Cliff Williams am Bass sorgten für die nötige Konstante, die eine eingeschworene Truppe ausmacht und so für familiäre Atmosphäre sorgt.

Die Songs sind alle in etwa knackige drei Minuten lang und konzentrieren sich wie die ausgekoppelte Sinlge „Shot In The Dark“ auf das wesentliche. Erdiger Hard Rocker ohne viel Firlefanz und die wohl einprägsamste Nummer auf Studioalbum Nummer 17. Gute Wahl, da das Stück wohl auch live richtig zünden würde und geradewegs in die Gehörgänge donnert. Bei mir sorgt jedoch „Through The Mists Of Time“ das erste Mal für wahre Glücksgefühle und Gänsehaut. Eher gemächlicher Song der mit seiner Gemütlichkeit und den Blues-Elementen an die Anfangstage erinnert. Auch Brian nimmt sich stimmlich etwas zurück, während man im Mittelteil Angus Gitarrentanz fast spüren kann. Für mich die schönste Perle auf „Power Up“. Weiter im Programm mit dem dreckigen „Kick You When You’re Down“ mit seinem sich wiederholenden, fast Country-mäßigen Gitarrenriff-Einstieg. Wieder was Neues, was auch auf Anhieb Freude macht und man mitwippen muss.

„Witch’s Spell“ und das im Chor gesungene „Demon Fire“ heben sich nicht wirklich ab und können als sehr typisches Handwerk bezeichnet werden. Solide, jedoch ohne Höhepunkte. „Wild Reputation“ geht es ebenfalls gemütlich an und setzt auf die Stimme ihres Sängers, dem viel Platz geboten wird, während bei „No Man’s Land“ die Fraktion an den Instrumenten harmoniert und erneut bluesige Elemente dominieren. „Systems Down“ tut eigentlich nichts Neues, macht aber mit seinem verspielten fast poppigen Sound Laune, ehe Mr. Young seine Gitarre auspackt und das macht, was er wohl am besten kann.

Ein Blick auf das schlichte fast ganz in Rot gehaltene Cover zeigt eine verwaiste Bühne auf der über den Verstärkern in Leuchtschrift das Logo prangt. Fast etwas melancholisch wirkt das Bild und man könnte meinen, es wäre der letzte Auftritt der Jungs gewesen. Doch noch ist es nicht soweit und die letzten beiden Songs „Money Shot“ und „Code Red“ sorgen noch einmal für ordentliches Headbangen. Besonders beim letzten Titel holt Brian erneut alles aus seiner Stimme raus und sorgt für einen saustarken Abschluss. Alle Titel wurden von den Brüdern Angus und Malcolm geschrieben und somit muss man „Power Up“ als das Vermächtnis und Abschiedsgeschenk an die Fans des Älteren der Brüder Young sehen.

Wer auf den australischen Hard Rock bisher stand, der wird auch mit dem vielleicht letzten Album aus dem Hause AC/DC seine Freude haben. Für Anhänger des wahren Sounds gibt es die Neuerscheinung natürlich auch als Vinyl und wer in der Krise noch ein paar mehr Euro am Konto hat, der kann sich die limitierte Special Edition zulegen. Die macht optisch etwas mehr her und leuchtet im Dunkeln dank beiliegenden USB Kabel, spielt die ersten Töne von „Shot In The Dark“ und sieht bestimmt gut aus in der Vitrine.

 

 

 


Tracklist „Power Up“:
1. Realize
2. Rejection
3. Shot In The Dark
4. Through The Mists Of Time
5. Kick You When You’re Down
6. Witch’s Spell
7. Demon Fire
8. Wild Reputation
9. No Man’s Land
10. Systems Down
11. Money Shot
12. Code Red
Gesamtspielzeit: 41:04

 


Band-Links:

ac dc Power Up review

 

 

 

 


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AC/DC – Power Up
6.5
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