The Road To Nowhere Tour 2020: MEGADETH, SEPULTURA, SOILWORK, UDO, BLEED FROM WITHIN, KATAKLSYM, INDUSTRIAL PUKE @ Flugfeld, Dinkelsbühl (16.08.2023)

summer breeze 2023 mittwoch


Schon seit 2012 pilgert die Earshot-Crew – die beiden Corona-Jahre logischerweise ausgenommen – jährlich auf das Summer Breeze und kehrt auch jedes Mal geschlaucht und ermüdet, aber auch glücklich und mit zahlreichen positiven Eindrücken von vier langen Tagen nach Hause. Und diese teilen wir wie immer gerne mit den Lesern.

Ungeduldige Metalheads reisen ja schon stets dienstags am Warm-Up Tag nach Dinkelsbühl, um ihre Zelte, Pavillons und teilweise schon ganze Wohnungseinrichtungen aufzubauen. Dieses Mal gab es mit Bands wie REVEL IN FLESH, SKELETON PIT oder auch FINAL BREATH schon gehörig was auf die Ohren bei der Party Stage, bevor am Mittwoch das heilige Battlefield von Dinkelsbühl für das reguläre Programm öffnete.

Wir konnten trotz des Feiertags am Dienstag erst mittwochs anreisen. Mehr oder weniger schnell war die Homebase im VIP-Camping-Bereich aufgestellt und nachmittags ging es dann auch schon Richtung Gelände. Zum 25. Jubiläum, das letztes Jahr stattfand, eröffnete man auch bereits die Hauptbühne, was zuvor immer erst ab Donnerstag der Fall war.

Eröffnet wurde am Mittwoch die Bühne traditionell mit der Blaskapelle Illenschwang. Ein Termin der mittlerweile zu einem obskuren Event mit ausrastenden Metalfans, die mit verrückten Kostümen und Performances vor der Bühne viel Gas geben, mutierte.

Wir ließen das Geblase aber aus Aufbaugründen aus und wanderten dann nachmittags endlich Richtung T-Stage, wo die mächtigen Kanadier von KATAKLYSM gerade ihre letzten Brecher rausballerten. Brutal, technisch stark und präzise wie eh und je heizten Mauricio Iacono und seine Mannen in der sommerlichen Hitze den Fans auf der zweitgrößten Bühne des Festivals ein und ließen dabei weder Klassiker wie „In Shadows & Dust“ oder „Manipulator Of Souls“ noch neuere Songs der Marke „Narcissist“ oder „Outsider“ aus. Vom gerade erst erschienenen neuen Werk „Goliath“ gab es jedoch nur einen einzigen Schwank. Außerdem wollte Iacono auch gleich mal die Securities prüfen, denn die hatten sogleich alle Hände voll mit den animierten Crowdsurfern zu tun. Aber die Grabenschlampen haben jahrelange Erfahrung und nahmen die Herausforderung wie immer gekonnt und teils grinsend an.

kataklysm summer breeze 2023 mittwoch

Setlist KATAKLYSM:
Narcissist
Thy Serpents Tongue
At the Edge Of The World
The Ambassador Of Pain
Underneath The Scars
Bringer Of Vengeance
Soul Destroyer
In Shadows & Dust
Manipulator Of Souls
Taking the World By Storm
Outsider
As I Slither
Serenity In Fire
The Black Sheep

Danach ging es dann mal raus in Richtung Party Stage, die weiterhin vom F*cken Party Schnaps gesponsert wird. Und das extrem süße Gesöff wurde zu später Stunde auch von zahlreichen Metalheads pur oder in Kombination mit nicht minder süßen Softdrings wie Red Bull oder Fanta eingenommen. Mir verpickt es den Magen, wenn ich nur dran denk.

Wir hatten aber bessere Gründe, um die Bühne, die mitten im Camping-Bereich aufgebaut wurde, zu besuchen. Diese hieß INDUSTRIAL PUKE. Die sympathischen Schweden lieferten dort gerade eine schweißtreibende Show, bei der kaum jemand ruhig stehen konnte. Der crustige Punk-Sound, von HM2-Death Metal Größen wie DISMEMBER oder ENTOMBED inspiriert, funktionierte live wunderbar und zog auch immer mehr Headbanger an. Zwischendurch fragte der stets grinsende Fronter, ob wir denn neben DISMEMBER auch DISRUPT kennen würden, da der nächste Song von dem amerikanischen Grind-Idol inspiriert sei. Und schon ging die fette Death-Punk-Action weiter. Alles in allem ein mehr solider Auftritt der Schweden, die sicher mal wieder in Dinkelsbühl vorbeischauen dürfen.

industrial puke summer breeze 2023 mittwoch

Auf der T-Stage ging es aber auch schon wieder rund, denn dort hüpften die motivierten Schotten von BLEED FROM WITHIN von Bühnenrand zu Bühnenrand. Vor allem Scott Kennedy zeigte sich bewegungsfreudig, aber auch mehr als begeistert über die riesen Crowd vor der Bühne. Wir konnten uns ja kürzlich im Posthof im Vorprogramm von HEAVEN SHALL BURN von deren Können überzeugen und auch am Breeze ließen die Metalcore-Senkrechtstarter nichts anbrennen und lieferten Hits, Hymnen und brutale Brecher. Überraschen konnte man die Fans vor allem mit dem Gastauftritt von Björn Speed Strid von SOILWORK, der aber auch Scott kurz sprachlos ließ. Die Herren kannten sich aber offensichtlich von alten Tourneen, scherzten munter und ballerten gemeinsam den nächsten Song raus. Scott verausgabte sich so sehr, dass Sturzbäche von seinem Kopf tropfen zu schienen, das hielt ihn aber auch nicht davon ab, einige Crowdsurfer auf den Plan zu rufen. Eine kleine Pause gönnte er sich und vor allem einem heruntergefallenenen bzw. vermeintlich verletzten Crowdsurfer, für dessen Sicherheit er kurz die Show abbrach. Es gab aber bald Entwarnung, es wurde sich um den armen Kerl gekümmert und die brachiale Show konnte weitergehen. Eine tighte, wie eindrucksvolle Performance der hoffnungsvollen Truppe, von der wir noch so einiges hören werden. Cool war auch die Wahl des Outros, das von GHOST stammte.

bleed from within summer breeze 2023 mittwoch

Setlist BLEED FROM WITHIN:
(Skye)
Stand Down
Sovereign
Levitate
Pathfinder
Killing Time
I Am Damnation
The End Of All We Know
(Dance Macabre)

Am Weg Richtung ersten richtigen Headliner des Festivals, blieben wir ein paar Minuten an der kleinen Wera Tool Stage stehen, denn dort drängten sich unter der Überdachung zahlreiche Fans des Symphonic Metal, genauer gesagt von der neueren Truppe AD INFINITUM. Der Truppe rund um Melissa Bonny, die der eine oder andere durch ihr Auftritte bei KAMELOT, SERENITY oder FEUERSCHWANZ kennen, ließen aber zu keiner Sekunde erkennen, dass es sich hier um Newcomer handeln könnte. Dass die Truppe es ernst meint, merkt man auch daran, dass sie seit 2020 ganze vier Alben veröffentlichten und so wurde der kurze Slot auf der Tool Stage dem Material natürlich nur bedingt gerecht. Die charismatische und stimmstarke Sängerin sollte also hoffentlich mit ihrer Truppe bald mal wieder aufs Summer Breeze kommen.

Da hatten wir es aber auch schon eilig in Richtung Main Stage zu gelangen, und auch teilweise unsere Mühe, uns den Weg durch die Massen zu bahnen, denn niemand geringeres als Dave Mustaine und die legendären MEGADETH warteten auf ihren Einsatz. Und das Warten hat sich sicher für beide Seiten gelohnt. Mit dem Übermächtigen „Hangar 18“ eröffneten Megadave und seine Mannen das Set mehr als fulminant. Kurz in die Kamera gegrinst, und generell recht zurückhaltend, wie man ihn kennt, setzte Mustaine gleich zu den nächsten Highlights an. Darunter natürlich Dauerbrenner wie „Sweating Bullets“, das lautstark mitgesungen wurde, „In My Darkest Hour“ oder das unter die Haut gehende „A Tout Le Monde“. Aber nicht nur Dave zeigte sich souverän an Gitarre und Micro, auch seine Truppe mit dem Heimkehrer James LoMenzo, der Dave Ellefson ersetzte, Ex-ANGRA Saitenhexer Kiko Loureri und Drummer Dirk Verbeuren (Ex-SOILWORK) hat er eine wahrnsinnig talentierte und versierte Mannschaft am Start.

megadeth summer breeze 2023 mittwoch

Apropos SOILWORK, die spielten im Zuge der Nuclear Blast Label Night auf der T-Stage, weshalb wir schweren Herzens etwas früher von der Main Stage zurück ziehen mussten. Bis dahin festigten MEGADETH aber ihren Status als überaus starker und würdiger Headliner am Summer Breeze.

Setlist MEGADETH:
Hangar 18
Dread And The Fugitive
Angry Again
Sweating Bullets
Wake Up Dead
In My Darkest Hour
We’ll Be Back
Conquer Or Die!
Dystopia
Trust
A Tout Le Monde
Symphony Of Destruction
Peace Sells

Mechanix

Holy Wars… Punishment Due

Auch wenn SOILWORK ein eher überraschendes Set präsentierten und sich demnach vorrangig auf die neueren, opulenteren Songs konzentrierten, legten Björn Speed Strid und seine Jungs eine mega-tighte Performance, bei der es auch genügend Moshpits vor der T-Stage zu bestaunen gab, hin. Dennoch gab es mit „Stabbing The Drama“ recht früh einen zumindest etwas älteren Song, der in Sachen Alter nur vom fast 25 Jahre alten Track „The Chainheart Machine“ getoppt wurde. Ansonsten gab es vorrangig Material von den beiden zuletzt veröffentlichten Alben sowie eine Überraschung aus der „The Whisp Of The Atlantic“ EP, die viele vielleicht nicht mehr am Radar hatten. Speed ist ein wahrer Profi auf der Bühne und hielt die Meute mühelos bei der Stage. Was das Gefieder auf seiner Kutte sollte, frage ich mich aber bis heute. Kurz gab es auch Unterstützung von BLEED FROM WITHIN Fronter Scott Kennedy, der nicht müde wurde Speed zu loben und diesen als seinen Helden zu bezeichnen. Dafür scherzte Björn über die Kids mit denen er damals vor mehr als zwölf Jahren auf Tour war und dass diese so crazy waren, was Kennedy aber auch als Lob ansah. Somit sind die beiden wohl wieder quitt. Außerdem gab es noch einen Gänsehaut-Moment als ein Song niemand geringerem als dem im letzten Jahr verstorbenen David Andersson gewidmet wurde. SOILWORK kamen, sahen und siegten einmal mehr!

summer breeze 2023 mittwoch

Setlist SOILWORK:
Övergivenheten
Stabbing The Drama
Is It In Your Darkness
Electric Again
The Nurturing Glance
The Chainheart Machine
Valleys Of Gloam
Harvest Spine
Death Diviner
The Ride Majestic
Nerve
Stålfågel

Kurz vor Mitternacht sollte es noch ein weiteres Highlight auf der T-Stage geben, denn die mächtige Soundwand namens SEPULTURA stand in den Startlöchern. Ob es jetzt daran liegt, dass die CAVALERAs gerade erst ein paar Klassiker neu veröffentlichte, oder an etwas anderem, aber es schien als hätten Kisser und Green etwas zu beweisen und gaben Vollschub.

Vor der Bühne gab es schon zu Beginn kaum mehr ein Halten, die Riffs und Beats prasselten nur so über uns herein und über allem thronte das wütende Organ von Derrick Green, der eine überaus intensive Performance ablieferte. Aber auch Eloy Casagrande leistete Schwerstarbeit hinter der Schießbude, während Kisser immer wieder mit Ansagen versuchte, die Meute weiter anzuheizen (als ob das nötig gewesen wäre) und zeigte sich dankbar. Mit Brechern wie „Territory“, „Guardians Of Earth“ zu dem Derrick „We are all connected” verkündete oder “Arise”, war sowieso für Schweiß, Blut und Tränen gesorgt. Dennoch freuten sich die meisten Fans wohl auf den krönenden Abschluss in Form von „Ratamahatta“ und dem unumgänglichen „Roots Bloody Roots“. Und so entließen die brasilianischen Urgesteine die Fanmeute mehr als zufrieden in die Nacht.

sepultura summer breeze 2023 mittwoch

Apropos Urgestein. Wenn man jemand so bezeichnen darf, dann wohl Udo Dirkschneider, der unter andrem mit ACCEPT, U.D.O. oder DIRKSCHNEIDER AND THE OLD GANG schon seit den späten 60ern auf den Bühnen dieser Welt steht. Zu später Stunde zeigte der mittlerweile 71-Jährige keine Ermüdungserscheinungen und bescherte Freunden des Heavy Metals auch weit nach Mitternacht noch eine gehörige Portion Teutonen-Stahl. Und auch wenn sich Herr Dirkschneider schon länger vom ACCEPT Material losgesagt hat, war auch bei dieser Show ein kleines Hitfeuerwerk garantiert. Der Mann zeigte sich stimmstark, ließ aber die Fans auch mitsingen und erntete tosenden Applaus. Man kann nur hoffen, dass der Mann noch länger so fit bleibt, doch für Nachwuchs hat er ja selber gesorgt, denn sein Sohnemann Sven saß an diesem Abend hinter dem Drumkit und zeigte auch eindrucksvoll, dass der Stahlbalken nicht weit vom Kran fällt – oder so ähnlich.

udo

 


Und so verabschiedeten wir uns ins Zelt, um drei weitere mit Highlights und Überraschungen vollgepackte Festivaltage unbeschadet zu überstehen und hatten dabei schon genug Eindrücke gesammelt, die so manch Festival an einem ganzen Wochenende nicht hinbekommt.

 

Fotos (c) Summer Breeze Open Air

 


Band-Links:
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