Unglaublich, wie ELECTRIC CALLBOY in den letzten Jahren durch die Decke ging. Immer schon irgendwie ein Geheimtipp und vielleicht auch Guilty Pleasure für so manch hartgesottenen Metaller, sind die sympathischen Jungs aus Castrop-Rauxel mittlerweile dank ihrer Megahits „Hypa Hypa“, „We Got The Moves“ oder „Pump It“ echte Superstars! Live verkauft die Trancecore-Sensation aktuell alles aus und ist auf Festivals ein echtes Highlight. Da konnten wir nicht anders und mussten auch auf der „Tekkno Tour 2023“ dabei sein.
Nach anfgänglichen Schwierigkeiten, da die Supporter HOLDING ABSENCE absprangen, wurde jedoch mit den ESC-Finalisten BLIND CHANNEL ein mehr als würdiger Ersatz gefunden. Den Abend eröffneten aber die Modern/Postcore’ler FUTURE PALACE aus Berlin. Das Trio wirkte auf der großen Bühne im Wiener Gasometer zwar etwas verloren, doch Fronterin Maria Lessing und ihre beiden Jungs Manuel Kohlert an der Gitarre und Drummer Johannes Frenzel gaben sich redlich Mühe, die gut gefüllte Halle zum Schwitzen zu bringen. Zwar funktionierte das nicht bis in die letzten Reihen, doch das Material wurde gut aufgenommen und nach und nach kam Stimmung in die Halle. Warum man nur zu dritt die Bühne enterte und den Bass vom Band laufen ließ, weiß ich zwar nicht, doch die Show war tight und man merkte die Freude über diese große Crowd, vor der FUTURE PALACE auf dieser Tour spielen dürfen, auch ohne die dankbaren Ansagen der Sängerin, die vor allem mit dem Track „Fire“ das Aufwärmprogramm unterstreichen wollte. Auch wenn das Set der Berliner, die erst seit gut fünf Jahren gemeinsam musizieren, nicht so ganz zünden wollte, leisteten diese gelungene Aufwärmarbeit und verabschiedeten sich vom Wiener Publikum, das gebührenden Applaus spendete.
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Setlist FUTURE PALACE:
Dead Inside
Flames
Ghost Chapter
Defeating Gravity
Fever
Locked
Heads Up
Paradise
Die Spannung auf die Finnen von BLIND CHANNEL war enorm nach ihrem Erfolg beim ESC vorletztes Jahr, wo sie sich einen beachtlichen sechsten Platz erarbeiteten. So stürmten die Jungs aus Oulu mit enormer Energie auf die Bühne und entfachten ein optisches Feuerwerk, das ihresgleichen suchte. Auf der Bühne war mehr Bewgung als man wahrnehmen konnte, die beiden Sänger Joel Hokka und Niko Vilhelm Moilanen schenkten sich nichts, wirbelten von Ecke zu Ecke, sangen, brüllten und growlten was die Stimmbänder hergaben, während die Gitarristen ihre Äxte in der Luft wirbelten. Irgendwie eindrucksvoll, was da abging, aber irgendwie wirkte das auch gewaltig unkoordiniert und man wunderte sich schon fast, dass sich die Finnen nicht gegenseitig von der Bühne schubsten. Musikalisch feuerte man alles was man so an Hitkandidaten im Gepäck hatte energisch ab, doch spätestens beim besagten ESC-Kandidaten „Dark Side“ merkte man dann doch, dass es den Herren abgesehen davon an echten Krachern fehlt.
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Der gekonnte Mix aus Nu Metal, Postcore und elektronischen Beats und Techno-Elementen funktionierte aber trotzdem wunderbar, passte zum anstehenden Headliner des Abends und das Publikum ging trotz leicht schwammigem Sound gut mit. Zudem sorgte neben den eigenen Songs, die quer aus der Diskographie bzw. der vier bisher veröffentlichten Alben, der angedeutete PAPA ROACH „Last Resort“ zusätzlich für frenetischen Jubel. Die Fans wurden außerdem mit einer Niederknie-Aktion mit eingebunden und ANASTASIAs „Left Outside Alone“ sorgte für Lacher und tanzende Fans.
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Setlist BLIND CHANNEL:
Alive Or Only Burning
We Are No Saints
Died Enough For You
Over My Dead Body
Bad Idea
Flatline
Left Outside Alone (ANASTACIA)
Balboa
Dark Side
Die Spannung war schon fast unerträglich, als mit leichter Verzögerung gegen 21:50 Uhr endlich die Lichter vor ELECTRIC CALLBOY ausgingen. Das fette Bühnenbild versprach ja schon einiges, aber als dann eine Stewardess die Zuschauer an Bord des Tekkno-Trains begrüßte, explodierte die Stimmung förmlich. Kurz darauf standen Nico, Kevin und der Rest der Callboys begleitet von Konfetti-Regen auf der Bühne und die 100-Minuten Party war nicht mehr zu bremsen. Der Trancecore-Zug steuerte unaufhaltsam auf uns zu und überrollte den Gasometer mit guter Laune und Ohrwürmern am laufenden Band.
Der aktuelle Hit vom zuletzt veröffentlichten Album „Tekkno“ brachte die Atmosphäre schon zu Beginn auf den ersten Sidepunkt, aber auch „Hate/Love“ und das etwas ältere „The Scene“ sorgten für Jubel, Moshpits, tanzende Fans und mächtig viel Arbeit für die Schweißdrüsen. Apropos Fans; man sah 80’s Gewichtheber, Kitschtrainings-Anzüge und Vorgarten-Heinis in den passenden Outfits zu den Videos, wo man nur hinsah. Man fühlte sich echt wie in einem schrägen Disco-Club voller Verrückter. Aber all diese Verrückten teilten hier eine echte Leidenschaft.
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Nico und Kevin harmonieren unglaublich gut, sowohl stimmlich als auch von der Performance und den Ansagen her und so sorgten die beiden immer wieder für Lacher und bei „Castrop X Spandau“ gab es sogar ein Bussele auf den Mund. Als wäre es nicht heiß genug gewesen, ballerte man Pyros raus und bald stand Nico mit einer fetten Konfetti-Kanone auf der Bühne. Bei „Arrow Of Love“ wurden mit den Händen herzen geformt und „Mindreader“ wurde mehr als lautstark mitgebrüllt, ehe man bei „Best Day“, bei dem ja eigentlich SIDO mit dabei wäre, zum Niedersetzen – und natürlich danach Eskalieren – aufforderte. Die ganze Halle kam der Bitte der Sänger natürlich ansatzlos nach.
Eine kurze Verschnaufpause gab es beim Drum-Solo, das mit Techno-Synths á la SCOOTER aufgepeppt wurde. Danach wurde es aber umso heißer, denn „Hypa Hypa“, für das die Jungs kitschige Disco-Outfits anlegten, der ältere Hit „Crystals“ und „Fuckboi“, für das man Maria nochmal auf die Bühne holte, verlangten nochmal alles ab. Nico freute sich über das Beisein von Maria, denn die weiblichen Parts sind auf den vorangegangenen Shows einfach nicht so ganz seine Baustelle.
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Keine Sekunde lang blieben die Anwensenden sill stehen, und damit das auch alle überleben konnten, hatten ELECTRIC CALLBOY aber auch eine echte Verschnaufpause eingebaut, denn Kevin bezeugte mit seinem Mini-Piano seine Liebe zu Nico und mit Songs wie dem Frozen-Soundtrack „Let It Go“ oder „I Want It That Way“ von den BACKSTREET BOYS zeigten die beiden in dem Medley nicht nur gewaltig starken Humor, sondern auch ihre Stimmgewalt. Dazu gesellte sich zuvor erotisches Saxophongedudel und die beiden bekamen sich teils selbst vor Lachen nicht mehr ein.
Nach „Mc Thunder“ verschwanden die Jungs nochmal hinter der Bühne und ein riesiges Banner mit den Gesichtern der Band, aber Körpern und Frisuren vom Muscle Beach 1984 kündigte man schon unmissverständlich die erste Zugabe an. „Pump It“ brachte die Bude sowas von nochmal zum Kochen, ehe Kevin den Fans eine Story über seine kurz vorher herausgestreckte Zunge erzählte: „Darauf sitzt normalerweise die ganze Band, aber heute müsst ihr für mich ein Brlrlrlrlrlrrlr raushauen“. Das wurde nämlich dringlich für das grandiose „Spaceman“ gebraucht und auch brav umgesetzt. Und dann fehlte eigentlich nur noch eins: „We Got The Moves“. Mit den erwähnten, lächerlichen weißen Outfits, den Topf-Frisuren sowie den dazugehörigen Sonnenbrillen wippten die Callboys mit ihren Köpfen zum Beat und animierten zur letzten großen Party des Abends. Mit Sing-A-Long Part und ein paar Breaks zelebrierte man diese aber auch mehr als gebührend.
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Setlist ELECTRIC CALLBOY:
Tekkno Train
Hate/Love
The Scene
MC Thunder II (Dancing Like A Ninja)
Castrop X Spandau
Supernova
Arrow Of Love
Mindreader
Best Day
Drum Solo
Hypa Hypa
Crystals
Fuckboi (feat. Maria Lessing)
Hurrikan
Medley: Careless Whisper / Let It Go / When You Say Nothing at All / I Want It That Way
Parasite
MC Thunder
–
Pump It
Spaceman
We Got the Moves
Was für ein Abend! Ich habe ja nach dem Summer Breeze Gig im vergangen Jahr sowieso eine großartige Show erwartet, aber ELECTRIC CALLBOY konnten diesen mit dieser starken und sympathischen Show nochmal einige Schippen drauflegen, sodass der Tekkno-Train bei mir noch tagelang im Kopf weiterfährt und das haben sich die Jungs auch mehr als redlich verdient.
Der Erfolg gibt der Band mehr als Recht und wir können uns da auf jeden Fall noch auf großartige neue Musik und Shows freuen. Außerdem beehren uns ELECTRIC CALLBOY dieses Jahr auf noch mit Auftritten in Österreich, nämlich am Nova Rock sowie Frequency.
ELECTRIC CALLBOY:
BLIND CHANNEL:
FUTURE PALACE:
